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Muss das tatsächlich schon in der Kita sein? Tablet und Co.? Die meisten Mitarbeitenden in unserem Team waren sich hier einig: Es muss nicht sein!
Schließlich sind die Kinder zu Hause schon genug mit den digitalen Medien konfrontiert – da können wir hier in der Kita getrost darauf verzichten. Allerdings waren wir uns auch einig: Wir können uns dem Thema nicht entziehen, auch im Hinblick auf die Bildungsleitlinien Schleswig-Holsteins. Deshalb haben wir uns zu einer zweitägigen Fortbildung mit Fachberaterin Franziska Schubert-Suffrian entschieden, in der wir uns darüber klar werden wollten, wie wir zukünftig mit dem Thema Medienkompetenz umgehen möchten.
Natürlich nutzen wir schon heute Medien. Bücher zum Beispiel sind uns sehr wichtig, in unserem Haus gibt es Lesepaten und wir streben eine Zusammenarbeit mit der örtlichen Bücherei an. Der pädagogische Wert des Ganzen steht außer Frage, da zahlreiche Studien zeigen, wie Bücher unter anderem die Sprechfähigkeit fördern, den Wortschatz erweitern und die Sinne anregen können. Es gibt bei uns außerdem Kameras in jeder Gruppe für unsere Dokumentationsarbeit, die hauptsächlich von den Erziehern genutzt werden, aber auch zur Dokumentation von Projekten nutzen Kinder dieses Medium (Kita-Reporter).
Tatsächlich ist es so, dass Smartphone, Computer & Co. zum Alltag der Kinder gehören. Tagtäglich bekommen sie durch uns Erwachsene vorgelebt, dass ohne diese Medien gar nichts mehr geht. Das macht die Kinder neugierig. Sie wollen wissen, was man mit diesen Geräten machen kann. Durch die Erwachsenen erleben sie jedoch fast ausschließlich, dass Medien der Unterhaltung dienen. Sie sehen Filme, hören Hörspiele oder es werden Computerspiele gespielt.
Doch man kann diese Medien auch anders nutzen. Während der Fortbildung bekamen wir viele Denkanstöße, wie wir die digitalen Medien ergänzend zu unserem Bewährten pädagogisch einsetzen können. Ein Satz von Franziska Schubert- Suffrian ist mir noch lange im Kopf herumgegangen: „Das erste, was
die Kinder sehen, ist eine Kamera.“ Das hat mich nachdenklich gemacht. Weil es stimmt. Kinder werden mit digitalen Medien
so früh konfrontiert – und wir Erwachsenen sind Vorbilder. Deshalb ist es unausweichlich, den Kindern den Umgang mit diesen Medien nahezubringen. Langsam haben wir erkannt, dass wir diesen Weg gehen möchten, um mit der Zeit zu gehen und um den Kindern sinnvolle Möglichkeiten aufzuzeigen,
was man mit dem Tablet alles machen kann – neben dem bloßen Konsumieren von Unterhaltung.
Wir arbeiten in Funktionsräumen – unsere Kita hat ein offenes Konzept –, um alle Bildungsbereiche abzudecken. So hat sich jede Erzieherin und jeder Erzieher im jeweiligen Fachbereich überlegt, wie das neue Medium ergänzend eingesetzt werden kann. Uns war schnell klar, dass wir im Feld der digitalen Medien breiter aufgestellt sein möchten. Ein Endoskop für das Forschen und Erkunden steht jetzt auf dem Wunschzettel sowie programmierbares Spielzeug für den Bauraum. Für Atelier, Rollenspielraum und den musikalischen Bereich erschien ein iPad sinnvoll, etwa zum Aufnehmen von Filmen. Ein iPad haben wir uns bereits angeschafft und auch eine Duplo-Eisenbahn, die mit dem Tablet gesteuert werden kann. Spannend finden wir auch die Idee, zu einem späteren Zeitpunkt die „Ich-Bücher“ der Kinder ergänzend mit dem Gerät bearbeiten zu können. So haben die Kinder die Möglichkeit, die für sie wichtigen Bilder selber zu erstellen und zu vertonen.
Wichtig ist für uns auch, dass das, was die Kinder zu Hause digital konsumieren, von uns eingeordnet werden kann. Wir möchten wissen, womit und warum sie sich mit den für sie wichtigen Serien und Medienhelden so intensiv auseinandersetzen. Durch Beobachten der nachgespielten Helden aus „Paw Patrol“ oder ein Gespräch mit dem Kind darüber, was ihm etwa an „Spiderman“ so gut gefällt, gelingt es dem Erzieher auf eine ganz andere Weise, Zugang zu bestimmten Kindern zu bekommen, und durch diese Beobachtungen und Gespräche pädagogische Ziele zu entwickeln. Deshalb ist es für uns notwendig, die für die Kinder relevanten Serien zu kennen. Dem können wir uns nicht verschließen.
Da wir noch genau wussten, wie wir selbst am Anfang über Tablets in der Kita dachten, war es uns ganz wichtig, die Eltern über unsere Entscheidung zu informieren und über unsere Gründe ins Bild zu setzen. Wir beriefen einen Themenelternabend ein. Der Titel „iPad in der Kita? Unser Weg zu mehr Medienkompetenz“ mobilisierte viele interessierte Eltern. Einige hatten große Vorbehalte, die zum Teil sehr massiv geäußert wurden. Sie sagten etwa: „Das wird doch alles schon so viel genutzt. Nicht auch noch in der Kita. Das soll hier endlich ein Ort ohne iPad sein.“ Darum geht es am Ende immer: Für
die Eltern ist das iPad das böse Medium. Sie wollten genau wissen, wie lange die Kinder im Kita-Alltag davorsitzen. Hier konnten wir sie beruhigen, denn die Kinder sitzen gar nicht davor! Wir sagen nicht: Ein Mal in der Woche gibt es das Angebot iPad. Es soll im Alltag in den verschiedenen Bereichen genutzt werden. Zum Beispiel, um einen Käfer zu fotografieren und zu bestimmen, um einen Film zu drehen, um Audioaufnahmen zu machen. Die Eltern
hatten zum Teil richtig Angst, dass wir die Kinder vor dem iPad parken, sie dort Filme gucken würden und nicht mehr vorgelesen bekommen. Diese Angst ist aber unbegründet.
Da wir noch ganz am Anfang stehen, luden wir zum Elternabend als Fachfrau Franziska Schubert-Suffrian ein, um den fachlichen Einstieg zu gestalten. Danach präsentierten wir unsere Ideen im Umgang mit dem Gerät. Natürlich blieben bei einigen Eltern Zweifel, dennoch begleiten sie nun unseren Weg. Allerdings war ihnen eine Sache wichtig: Sie wollen einen Ansprechpartner in der Kita, einen Beauftragten für digitale Medien. Heute haben wir einen
Kollegen, der diese Aufgabe übernommen hat und sowohl Eltern als auch Fachkräfte berät. Wenn es Zweifel oder Fragen gibt, weiß er Antworten.
Natürlich kam auch die Frage auf, ob das alles denn pädagogisch wertvoll sei. Auch da kann ich nur sagen: Ja! Früher haben wir mit dem Kassettenrekorder die Stimmen der Kinder aufgenommen. Heute können wir sie sogar filmen, sie können sich so selber sehen und erfahren, wie ihre Stimme klingt. Das ist alles sehr wertvoll für den Bereich der Sprachentwicklung. Auch beim Forschen ist das iPad, an das ein Endoskop angeschlossen
werden kann, sehr nützlich. Wenn die Kinder damit in ein Vogelnest in einem Baum oder einen Gully schauen wollen, kann man sich die Bilder im angeschlossenen iPad genau ansehen, fotografieren, eine Collage erstellen – da gibt es so viele Möglichkeiten! Wir haben gemerkt: Wir können in allen Bereichen digitale Medien nutzen, nicht nur das iPad. Auch Programmieren kann eine Rolle spielen. Hier kann man bereits in der Kita Grundlagen legen. Im Moment stehen wir, wie gesagt, noch ganz am Anfang. Wir brauchen noch etwas Zeit, um uns das ganze Know-how anzueignen – aber wir sind auf einem guten Weg. Eine Kollegin aus der Sprachbildung nutzt das Tablet regelmäßig, nimmt mit den Kindern kleine Stop-Motion- Filme oder Textpassagen auf, die sie sich dann immer wieder gern anhören. Und dann lassen wir natürlich unsere Duplo-Bahn mithilfe des Tablets fahren. Was uns aufgefallen
ist: Die Kinder sind sehr interessiert am iPad. Aber nicht ausschließlich, wie viele Eltern befürchtet haben. Es ist nicht so, dass die Kinder sich nur
noch damit beschäftigen wollen.
Wenn wir gefragt werden, wie das alles zu unserem pädagogischen Konzept passt, sagen wir: Der Digitalisierung kann sich heutzutage keine Kita mehr verschließen, ganz egal, welches Konzept sie ansonsten vertritt. Ob man nun mit geschlossenen Gruppen arbeitet oder ein offenes Konzept anbietet – Kinder müssen Medien kennenlernen als etwas ganz Normales, das genutzt werden kann, um bestimmte Dinge zu erledigen. Das muss heutzutage eigentlich in jeder Kita stattfinden. Und die Kinder fordern es auch ein! Sie sollen aber verstehen: Das iPad ist hier in der Kita nicht dazu da, um etwas
zu konsumieren. Die Kinder können vielmehr selbst aktiv damit werden, sie können Filme drehen, Fotos machen, sich Wissen aneignen und vieles mehr. Das iPad ist ein neues Arbeitsmittel. Wir finden, genau so sollte man es sehen: als Mittel zum Zweck. Und genau das müssen wir auch den Kindern vermitteln.
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