Es steckt mehr in ihnen
Auf der Grundlage einer allgemeinen Eltern und besonderen Väterfreundlichkeit werden Sie es leichter haben, Vätern und Großvätern das Haus für vielerlei Aktivitäten zu öffnen. Denn dann werden Männer zwar auch, aber eben nicht nur als Handwerker angesprochen und damit nicht auf Rollenstereotype reduziert. Väter fühlen sich in einer väterfreundlichen Kita in vielerlei sozialen Dimensionen angesprochen. Und damit erreichen Sie nicht nur die üblichen Verdächtigen für den jährlichen Anstrich und das Martinsfeuer. Sie sprechen Väter in ihrer ganzen Menschlichkeit und Väterlichkeit an, wozu es eben auch gehört, mit den Kindern und für die Kinder etwas auf die Beine zu stellen, vorzulesen oder zu kochen.
Manche Männer träumen von einer eigenen Werkstatt, können dies aber oft aus Platzgründen nicht realisieren. Hier könnte ich mir einen guten Deal vorstellen: Stellen Sie Ihre Werkstatt nach Ihren Möglichkeiten den Vätern und Großvätern zur Verfügung. Echtes Verbrauchsmaterial bringen sich die Handwerker selbst mit. Und im Gegenzug erhalten Sie vielleicht nicht nur Hinweise für eine bessere Ausstattung der Werkstatt, sondern auch das Angebot, dass die Väter mal etwas mit den Kindern für die Kita herstellen. Vielleicht basteln alle zusammen Drachen, die man dann an einem Samstagnachmittag gemeinsam in die Lüfte steigen lässt. Oder wie wäre es mit Nistkästen, Schatztruhen oder Rollbrettern?
„Heute kocht Papa“ könnte kochaffine Väter zu einem erfolgreichen Team zusammenschweißen. In einer Kölner Kita fanden es die Kinder toll, mit den Vätern in der Küche zu stehen. Nach dem Verzehr der stolz auf die Tische getragenen Köstlichkeiten und nach dem obligatorischen Abwasch gibt es noch Gelegenheit, gemeinsam in der Kita zu spielen.
Ausgehend von der Beschwerde eines Mädchens, dass immer nur dieselben Kinder den beliebten Kletterturm besetzen, entwickelt die Kindergruppe eines Bozeners Kindergartens in einem demokratischen Prozess die Idee eines zweiten Kletterturms, der über eine Brücke mit dem ersten verbunden ist. Um diese große Idee zu realisieren, werden die Eltern um Hilfe gebeten – und zwar nicht in Spendenform, sondern in Form von echter Beteiligung. Väter engagieren sich als Statiker, Netzwerker zur Gemeinde und zuletzt auch als Handwerker –seit einigen Jahren ist der ursprüngliche Traum einer Kindergruppe sichtbare Realität.
Eines Tages schenkt ein Großvater der Kindertagesstätte Rieselfeld ein Schachspiel, das er nicht mehr benötigt. Eine aufmerksame Fachkraft fragt nach und erfährt, dass er kaum noch Gelegenheit findet, selbst zu spielen. Aus dem Gespräch entwickelt sich die Idee, dass er interessierte Kinder in die Welt des Schachspielens einführt. Das Projekt gipfelt in einem SimultanSchachturnier, das der Spender gegen eine Reihe von Kindern spielt – und welches ein großes Publikum findet. Seitdem gehört das Schachbrett zur Spieleausstattung der Einrichtung.
Schnarcher vertreibt Bär
Zu den jährlichen Highlights Ihrer Einrichtung könnte auch ein VaterKindWochenende gehören. Wie das genau aussehen soll, müssen die Beteiligten miteinander klären. Es gäbe viele Möglichkeiten: Übernachten im Bewegungsraum oder in Zelten, gemeinsames Kochen in der Küche oder am Grill oder Lagerfeuer, gekauftes oder gesammeltes Brennholz, Spielen auf dem Außengelände oder eine Tour mit Kanus. Und seien Sie wegen der Sicherheit unbesorgt. Denn wie heißt es in einem Projektbericht? „Dank lautstarkem Schnarchen in dem einen oder anderen Zelt wurden mögliche nächtliche Angriffe von Bären erfolgreich abgewehrt.“ Wenn Sie die beruflichen und außerberuflichen Kompetenzen der Väter und Mütter kennen, können Sie diese bei Bedarf gezielt ansprechen. Ihre KitaEltern repräsentieren meist eine Bandbreite von Kompetenzen, die Sie nutzen können. Viele engagieren sich gerne; Väter vor allem dann, wenn sie aufgrund ihrer nachgefragten Kompetenz in einer überschaubaren Zeitspanne einen wertvollen Beitrag leisten können. Wen könnten Sie nicht alles brauchen: Webdesigner, Tischler, Ärzte, Papierfliegerfalter, Buchhändler, Maler, Köche, Journalisten, Artisten, Ortschronisten, Naturkundelehrer, Mehrsprachler, Sportler, Animateure, Landwirte, Künstler und Überlebenskünstler.
Männer sind anders – auch untereinander und voneinander. Geben Sie ihnen die Gelegenheit, ihre gesamten Möglichkeiten auszuspielen. Mann wird es Ihnen danken!
Reflexionsfragen fürs Team
Denken Sie die Väter mit?
- Haben Sie die Kontaktdaten von beiden Elternteilen?
- Laden Sie zu Elternabenden und Entwicklungsgesprächen auch die Väter ein?
- Wen bitten Sie bei Bastelangeboten um Hilfe? Wen fragen Sie, wenn etwas repariert muss?
- Kennen Sie die Väter aller Kinder?
- Welche Aufgaben übernehmen die Väter gern?
- Welche Eltern-Angebote nehmen Väter häufig an?
Weitere Ideen, wie Sie Ihre Kita väterfreundlicher gestalten können, finden Sie auf unser Downloadseite unter dem Link am Ende des Artikels.
Literatur
Sie interessieren sich für die verwendete Literatur? Die Liste steht hier für Sie bereit: http://bit.ly/tps-literaturlisten
Sie interessieren sich für die Checkliste des Kölner Diözesan-Caritasverbands zur Väterfreundlichkeit in Kitas? Dann schauen Sie auf unserer Homepage vorbei. Hier finden Sie die Checkliste als Kopiervorlage: http://bit.ly/3ZuEl5c.
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