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Manche Kinder kommen „intergeschlechtlich“ zur Welt oder merken irgendwann, dass sie sich vielleicht dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, gar nicht zugehörig fühlen. Andere wiederum tun dies zwar, verhalten sich aber überhaupt nicht so, wie es von einem Jungen oder Mädchen erwartet würde – und so trägt Onur stolz Glitzersandalen, während Lisa auf die höchsten Bäume klettert … Ein Hinterfragen der Zweigeschlechtlichkeit würde also vielen Kindern Spielräume eröffnen und von Normen entlasten. Junge oder Mädchen – Geschlecht, Geschlechternormen und -zuschreibungen sowie Zweigeschlechtlichkeit prägen auch den Kita-Alltag: Sei es durch stereotype Darstellungen von Mädchen und Jungen in Büchern oder Spielmaterialien, Vorannahmen und Botschaften von Fachkräften oder Kindern selbst sowie durch strukturelle Gegebenheiten in der Kita.
Auch wenn es in der Realität schon immer mehr als zwei Geschlechter gab, hält sich die Idee der Zweigeschlechtlichkeit hartnäckig. Zweigeschlechtlichkeit bedeutet, dass ein Mensch eindeutig entweder Junge bzw. Mann oder Mädchen bzw. Frau ist, dies bei Geburt anhand körperlicher Merkmale feststellbar sei, er oder sie sich entsprechend fühlt und lebt und dies auch ein Leben lang so bleibt. Für viele Menschen stimmen diese Annahmen aber auf einer oder gleich mehreren Ebenen nicht. Sie fallen dann oft raus aus dem Raster und werden regelrecht „unsichtbar“ gemacht. Im Kontext Kita betrifft dies neben Eltern, Bezugspersonen und Fachkräften vor allem die Kinder.
Praxisimpuls:
Diese Methode ermöglicht es Teams, die niederschwellige Wirkmächtigkeit von geschlechtlichen Zuschreibungen anhand praktischer Alltagssituationen zu reflektieren. Die Team-Mitglieder merken, dass sich diese durch einfache Umformulierungen verhindern lassen.
Es sollten mindestens sechs Teilnehmende sein, die sich in zwei Kleingruppen aufteilen können. Da es sich hier um eine Selbstreflexionsmethode handelt, sollte bereits inhaltliche und atmosphärische Vorarbeit geleistet worden sein.
Alle Kleingruppen erhalten je eine Situationskarte. Die Besprechung und Auswertung findet dann in der Großgruppe statt.
Die Kleingruppen wechseln die Stationen (die Tische) und haben so die Möglichkeit, mehrere Praxissituationen zu reflektieren.
Bei der Anmoderation sollte deutlich gemacht werden, dass es um das Hinterfragen eigenen Handelns geht, das vermutlich alle kennen. Es sollte nicht der Eindruck entstehen, jemanden bei „falschem Handeln“ ertappen zu wollen.
Diskussionskarten:
Bei der Vorbereitung für das Sommerfest kommt eine Kollegin in den Garten und sagt: „Wir holen jetzt die Bänke aus dem Schuppen. Ich brauch’ mal vier starke Jungs!“
Diskutieren Sie folgende Fragen:
Finden Sie Alternativen für das pädagogische Handeln, z. B. andere Formulierungen.
Ein Junge kommt heute im Kleid zur Kita. Ihre Kollegin sagt: „Du hast aber ein schönes Kleid an. Hast Du Dich als Mädchen verkleidet?“
Diskutieren Sie folgende Fragen:
Finden Sie Alternativen für das pädagogische Handeln, z. B. andere Formulierungen.
Ein Junge und ein Mädchen spielen zusammen in der Kita. Ihr Kollege sagt: „Ach wie süß, die heiraten sicher mal.“ Diskutieren Sie folgende Fragen:
Finden Sie Alternativen für das pädagogische Handeln, z. B. andere Formulierungen.
Ein Kollege hält Ihrer Kollegin die Tür auf und sagt: „Ladies first!“
Diskutieren Sie folgende Fragen:
Finden Sie Alternativen für das pädagogische Handeln, z. B. andere Formulierungen.
Abwandlung der Übung „Praxissituationen entgeschlechtlichen”. Ausführlich beschrieben in B. Könnecke, V. Laumann, A. Hechler (2015) – abrufbar unter interventionen.dissens.de (Suchwort “Praxissituationen”)
Berit Wolter (Soziologie/Politik B.A.), Fortbildnerin und Prozessbegleiterin für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung an der Fachstelle Kinderwelten des Instituts für den Situationsansatz.
Vivien Laumann, Dipl.-Psychologin und Systemische Beraterin, arbeitet als Bildungsreferentin und Beraterin u.a. zu den Schwerpunkten geschlechterrefl ektierte Pädagogik, geschlechtliche und sexuelle Vielfalt.
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