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Kinder wachsen jedoch in sehr vielfältigen Konstellationen auf. Sie suchen sich ihr Umfeld nicht selbst aus und zweifeln zu Beginn auch nicht an ihrer eigenen, „normalen“ Lebenssituation oder an der von anderen. Es sind die Erwachsenen, die Kindern vermitteln, dass manche Formen des Zusammenlebens „normaler“ seien als andere – nämlich die der „Vater-Mutter-Kind(er)-Familie“.
Diese Botschaft umgibt Kinder überall, beispielsweise in Büchern, Gesprächen, Blicken in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Papa-Mama-Kind-Rollenspielen. Mit der eigenen Familienform gar nicht oder nur in stereotyper Weise vorzukommen, vermittelt eine Abwertung der eigenen Identität. Dabei ist nicht nur die Familienform relevant, auch andere Vielfaltsaspekte wie soziale Herkunft, Religion, Sprache, Behinderung und mehr spielen eine Rolle.
Wenn sich ein Kind nicht sicher sein kann, mit seiner Familie in der Kita willkommen zu sein, kann das zu Loyalitätskonflikten und Selbstzweifeln führen. Für die Kita-Praxis ist es daher nicht von Bedeutung, welche Vor- und Nachteile pädagogische Fachkräfte bezüglich verschiedener Familienformen vermuten. Ihr pädagogischer Auftrag ist es, dazu beizutragen, dass sich alle Kinder zugehörig fühlen und sich ihrem Potenzial entsprechend entwickeln können. Manchmal stehen dem unbeabsichtigt normative Vorannahmen und Strukturen im Weg. Diesen auf die Spur zu kommen, ist gar nicht so einfach. Denn genauso, wie die Kinder heute normative Botschaften lernen, haben auch wir alle solche Glaubenssätze von klein auf verinnerlicht.
Praxisimpuls:
Kinder wachsen auf …
… bei ihren leiblichen Eltern, in einem oder mehreren Haushalten,
… in Patchworkfamilien, die sich aus Erwachsenen und Kindern aus vergangenen Partnerschaften zusammensetzen,
… mit einem einzigen Elternteil, genannt „Einelternfamilie“ oder „alleinerziehend“,
… bei Pflege- oder Adoptiveltern, … mit ihren Großeltern, erwachsenen Geschwistern, Onkeln und Tanten,
… in Regenbogenfamilien, in denen sich also eine oder mehrere Eltern als lesbisch, schwul, bi sexuell, trans*, inter oder queer identifizieren,
… mit drei oder mehr Eltern, sog. „Co- oder Mehrelternschaft“,
… in Einrichtungen stationärer Kinder- und Jugendhilfe, wie Wohngruppen oder Heimen,
… bei Erwachsenen in Liebesbeziehungen, Freundschaften oder nichts davon, … mit keinen oder vielen Geschwistern oder irgendetwas dazwischen
… und in vielen anderen Konstellationen! Zwischen diesen Formen kann es selbstverständlich Überschneidungen geben.
Berit Wolter (Soziologie/Politik B.A.), Fortbildnerin und Prozessbegleiterin für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung an der Fachstelle Kinderwelten des Instituts für den Situationsansatz.
Vivien Laumann, Dipl.-Psychologin und Systemische Beraterin, arbeitet als Bildungsreferentin und Beraterin u. a. zu den Schwerpunkten geschlechterrefl ektierter Pädagogik, geschlechtlicher und sexueller Vielfalt.
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