Praxisimpuls:
Was können wir tun? – Ideensammlung für Fachkräfte, um vielerlei Familienformen Rechnung zu tragen
- Schreiben Sie in Formularen „Sorgeberechtigte“ statt „Mutter/Vater“ und lassen Sie Raum für Hauptbezugspersonen ohne Sorgerecht.
- Sieht ihre Einrichtung Elternmitarbeit vor? Berechnen Sie diese pro Elternteil statt pro Kind, um Einelternfamilien nicht über Gebühr zu belasten.
- Fragen Sie bei Aufnahmegesprächen nach, wer die wichtigsten Bezugspersonen des Kindes sind und welche Begriffe diese für sich verwenden. Achten Sie darauf, dass auf Adresslisten, E-Mail-Verteilern etc. alle Hauptbezugspersonen des Kindes vorkommen.
- Die Teilnahme am Elternabend ist für manche nicht machbar, z. B. für Alleinerziehende. Termine am späten Nachmittag mit Betreuungsangebot sind ggf. inklusiver. Achten Sie auch auf eine Dokumentation des Besprochenen.
- Feiern Sie Mutter- oder Vatertag? Gibt es gesonderte Angebote wie den „Bautag für Papas“ oder die „Krabbelgruppe für Mamas“? – Feiern Sie lieber ein „Frühlingsfest“. Und: Sowohl „Bautag“ als auch „Krabbelgruppe“ funktionieren auch gut ohne sexistische Zuschreibung.
- Laden Sie zu Entwicklungsgesprächen, Kitafesten und Elternabenden explizit sämtliche Hauptbezugspersonen der Kinder ein. Auch Einelternfamilien können gern Menschen ihres Unterstützungssystems mitbringen.
- Zeigen Sie, dass in Ihrer Einrichtung alle Familien und Nahumfelder der Kinder willkommen sind – etwa durch eine kleine Regenbogenfl agge, ein „All genders welcome“-Aufkleber an der Tür und/oder die konsequente Verwendung des Gendersternchens (*).
- Er stellen Sie Familienwände (oder auch Familienbilder, -bücher oder -mobiles) mit den Kindern, damit diese sich in der Kita wiederfi nden können. Machen Sie damit deutlich: Familie ist, wer für euch dazugehört.
All das ist Familie!
Kinder wachsen auf …
… bei ihren leiblichen Eltern, in einem oder mehreren Haushalten,
… in Patchworkfamilien, die sich aus Erwachsenen und Kindern aus vergangenen Partnerschaften zusammensetzen,
… mit einem einzigen Elternteil, genannt „Einelternfamilie“ oder „alleinerziehend“,
… bei Pflege- oder Adoptiveltern, … mit ihren Großeltern, erwachsenen Geschwistern, Onkeln und Tanten,
… in Regenbogenfamilien, in denen sich also eine oder mehrere Eltern als lesbisch, schwul, bi sexuell, trans*, inter oder queer identifizieren,
… mit drei oder mehr Eltern, sog. „Co- oder Mehrelternschaft“,
… in Einrichtungen stationärer Kinder- und Jugendhilfe, wie Wohngruppen oder Heimen,
… bei Erwachsenen in Liebesbeziehungen, Freundschaften oder nichts davon, … mit keinen oder vielen Geschwistern oder irgendetwas dazwischen
… und in vielen anderen Konstellationen! Zwischen diesen Formen kann es selbstverständlich Überschneidungen geben.
Berit Wolter (Soziologie/Politik B.A.), Fortbildnerin und Prozessbegleiterin für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung an der Fachstelle Kinderwelten des Instituts für den Situationsansatz.
Vivien Laumann, Dipl.-Psychologin und Systemische Beraterin, arbeitet als Bildungsreferentin und Beraterin u. a. zu den Schwerpunkten geschlechterrefl ektierter Pädagogik, geschlechtlicher und sexueller Vielfalt.
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