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Angela Simsch: Ja, aber nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine. Zum ersten Mal haben wir 2011 ein Projekt zum Thema Energiesparen durchgeführt. Der Anlass war eine Sanierung unserer Kita. Die Kinder haben sich für die baulichen Veränderungen interessiert, sind umhergelaufen und haben sich alles angeschaut. Sie konnten die Handwerker fragen: Was passiert da? Was ist eine Heizung und warum läuft die? Und nicht zuletzt: Warum wird hier eigentlich saniert? Energiesparen war plötzlich ein Thema.
Wir haben gesehen, dass sich die Kinder für das Thema interessieren. Deshalb machen wir seit 2011 weitere Projekte zu den Themen Umwelt und Ressourcen. Wir haben jetzt zum Beispiel Energiewächter. Die Kinder, die diese Aufgabe übernehmen, prüfen, ob die Heizung ausgeschaltet ist, wenn Fenster geöffnet sind. Oder ob noch Licht brennt, obwohl schon alle den Raum verlassen haben. Auf diese Weise können sich Kinder aktiv am Stromsparen beteiligen. Die Energiewächter tragen eine Weste und haben sogar ein Abzeichen. Ein anderes Projekt war: Stromfresser oder kein Stromfresser? Dafür haben wir, zusammen mit den Kindern, den Stromverbrauch aller elektrischen Geräte in der Kita gemessen. Markiert haben wir die Stromfresser mit kleinen Monstern, die wir auf die elektrischen Geräte geklebt haben. Manche wurden im Nachhinein sogar ausgetauscht.
Sie sind begeistert. Die Kinder wollen Energiewächter sein und machen sich auch engagiert auf die Suche nach Stromfressern. Diese Projekte führen wir deshalb immer wieder durch – es sind ja regelmäßig neue Kinder in der Kita. Wir greifen aber auch ihre Ideen auf und entwickeln sie gemeinsam mit ihnen weiter.
Ja, wir sehen, dass sie Verantwortung übernehmen wollen. Für uns ist es wichtig, die Kinder für das Thema zu sensibilisieren. Denn: Der Strom gehört uns nicht allein, sondern wird mit allen geteilt – also müssen auch alle auf den Verbrauch achten. Es ist eine Lernchance für die Kinder. Vor ungefähr fünf Jahren hat mich eine Lehrerin gefragt: „Warum belastet ihr die Kinder damit?“ Auf das Statement fiel mir so schnell gar nichts ein. Die Kinder zu beteiligen ist doch gerade deshalb wichtig, weil sie noch einen längeren Zeitraum auf der Erde leben. Die Ressourcen betreffen ihre Zukunft. Außerdem: Die Kinder sind neugierig und haben Spaß an den Themen.
Die Stiftung unterstützt uns mit Projekten wie dem Klimafuchs oder Klima-Kita-Netzwerk zum Thema Umwelt. Von ihr haben wir uns zum Beispiel einmal ein Energiefahrrad ausgeliehen. Die Kinder durften damit für ihren Strom selbst in die Pedale treten. Und wir haben auch eine Kiste zum Thema Windenergie und Stromerzeugung von der Stiftung bekommen. Darin sind unter anderem kleine Solarautos. Die nutzen wir auch, wenn ein neues Strom-Projekt ansteht. Meistens machen wir die Projekte mit den Vorschulkindern – aber auch die Jüngeren finden Wasserprojekte spannend. Diese Stiftungen sind eine tolle Anlaufstelle. Durch die Bildungsmaterialien von Save Our Future bekommen wir viele Informationen. Wir profitieren von dem Austausch mit den Menschen, die sich hier vernetzen und etwas zum Thema Umwelt beitragen wollen.
Das war eine Aufzeichnung für den Fernsehsender RTL. Die Stiftung hatte unsere Kita dafür empfohlen. Das Thema des Projektes war: Kampf gegen Klimawandel – die Welt braucht Menschen, die sich Gedanken machen. Genauer gesagt: Es ging um Bildung und sauberes Wasser. Der Sender kam zu uns in die Kita und hat uns bei einem Projekt gefilmt. In dem Projekt haben sich die Kinder zusammen mit einer Erzieherin mit dem Wasserkreislauf beschäftigt: Wo kommt das Wasser her, wo geht es hin? Es ging um die Kanalisation, um Bäume und andere Pflanzen, um Regen und Trinkwasser. Andere Kinder haben – unterstützt durch eine Fachkraft – eine Weltkugel gebaut. Sie schauten, wie viel Wasser wir auf der Erde haben: Welches Land hat viel Wasser? Welches nur wenig? Was für Wasser ist das? Sind es Meere oder Seen? Kann man das Wasser auch trinken?
Ja, unbedingt. Natürlich bedeutet es zunächst einmal mehr Arbeit. Man muss die Projekte angemessen begleiten: Fotos machen, alles dokumentieren – das sind oft Dinge, die auch die Leitung übernimmt, weil die Kolleginnen im praktischen Teil eingespannt sind. Trotz der zusätzlichen Arbeit würde ich sagen, lohnt es sich mitzumachen: Kinder und Fachkräfte lernen gemeinsam, sie profitieren von Dingen wie Energierädern oder anderen Materialien, sie bleiben an einer Sache dran, und sie ernten gemeinsam den Erfolg, wenn sie ausgezeichnet werden.
Es gibt einfache Methoden, um Energie direkt und auch indirekt einzusparen. Man kann zum Beispiel Materialien umnutzen. Wir machen das jedes Jahr beim Basteln der Laternen – indem wir gebrauchte und gereinigte Milchtüten verwenden. Das ist dann indirektes Sparen, weil wir etwas nutzen, das sonst auf dem Müll landen würde. Wir brauchen also keine zusätzliche Energie. Ein anderes Beispiel: Wenn wir große Pakete bekommen, werden die Verpackungen zum Spielmaterial der Kinder. Sie bauen sich etwas daraus – das ist das Einfachste überhaupt. Die Kinder können auch alte Materialien von zu Hause mitbringen und wir überlegen gemeinsam, was man daraus gestalten kann. Eine andere Methode, um aktiv Energie zu sparen, ist: Mit den Kindern darüber zu sprechen, warum es wichtig ist, das Licht auszustellen. Das ist vielleicht ein kleiner Schritt, aber sehr effektiv. So kann jeder etwas zum Energie sparen beitragen. Und wir sehen: Die Kinder arbeiten mit, sie entwickeln neue Ideen und stecken auch uns Fachkräfte oder die Eltern damit an.
Angela Simsch ist Leitungsvertreterin in der Elbkinder-Kita Eddelbüttelstraße in Hamburg. Mehr Infos zu S.O.F. Save Our Future-Umweltstiftung unter www.saveourfuture.de
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