Pro Schließzeit: Runterkommen, durchatmen, neustarten
Endlich Ferien! Dieses erleichternde Gefühl wünsche ich jedem Kind und jedem Erwachsenen. Deshalb haben wir jedes Jahr die letzten drei Wochen im August geschlossen. Zusätzlich haben wir auch zwischen Weihnachten und Silvester und die Woche nach Pfingsten zu.
Doch die Zeit im Sommer finde ich besonders wichtig: Drei Wochen einfach mal durchatmen und zur Ruhe kommen und dann frisch und gestärkt wieder ans Werk gehen. So ein Kitajahr kostet Kraft und birgt jedes Mal neue Herausforderungen. Corona, Fachkräftemangel, Hitzewellen: All das zerrt an den Nerven. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es hilft, ein gemeinsames Ziel vor Augen zu haben, nochmal alle Kräfte zu bündeln für den Abschied der Schulkinder und das Sommerfest und dabei zu wissen: Bald ist Urlaub, bald haben wir es geschafft. Ich fände es sehr anstrengend, wenn der Reihe nach immer eine andere Kollegin oder ein Kollege erschöpft sind und man ständig jemand mit durch den Tag schleifen muss.
Ein frischer Start für alle
Wenn alle gleichzeitig Urlaub haben, sind alle Batterien zur selben Zeit aufgeladen und niemand muss sich schlecht fühlen, das Team im Stich zu lassen oder andersrum neidisch zu sein auf den Urlaub des anderen.
Unser Team startet immer schon zwei Tage bevor die Kinder wiederkommen. Das finde ich wichtig. So können wir uns in Ruhe austauschen, neue Teammitglieder kennenlernen und uns auf das neue Kindergartenjahr vorbereiten. In diesen Tagen besprechen wir unsere pädagogischen Ziele, worauf wir im kommenden Jahr besonders achten und was wir vielleicht verbessern möchten.
Die Motivation ist bei allen groß, alle genießen den gleichen Erholungswert und haben wieder richtig Lust, sich in die Arbeit zu stürzen. Im September starten wir auch mit den Eingewöhnungen. Für die neuen Kinder ist dann Platz, die Schulkinder haben wir bereits vor der Schließzeit verabschiedet. So ist es ein frischer Start für alle.
Wir feiern unsere Erfolge
Ich verstehe ohnehin nicht, warum bei den Ferien so ein Unterschied zwischen Kita und Schule gemacht wird. Die Schule legt ihre Schließzeiten auch fest und bestimmt damit, wann Familien in den Urlaub fahren. Warum sollte das in der Kita anders sein? Wer im Januar nach Australien reisen möchte, kann das ja trotzdem tun. Die Betreuung in der Schließzeit muss die Familie dann anderweitig organisieren. Das würde ich als persönliches Interesse bezeichnen.
Hätten Kitas genauso häufig Ferien wie Schulen, hätte das meiner Meinung nach viele Vorteile: Die Qualität der Betreuung würde steigen, da die Fachkräfte sich erholen könnten und mehr Kapazität für Planung und pädagogische Weiterbildungen bliebe. Außerdem wäre es eine gute Lösung gegen den Fachkräftemangel, denn: Weniger Betreuungszeiten sind weniger Stunden, die mit Personal besetzt werden müssen.
Durch die festen Schließzeiten kann ich den Eltern gegenüber den Betreuungsvertrag einhalten. Mit unserem Konzept entsteht ja eine verbindliche Garantie für die Qualität unserer Arbeit. Und die kann ich nur sicherstellen, wenn auch Personal anwesend ist und der Betreuungsschlüssel stimmt. Deshalb ist für mich eine gemeinsame Urlaubszeit die beste Lösung.
Wir stehen kurz vor unseren Ferien. Ich bin so stolz auf mein Team und mich, wenn ich auf das Jahr zurückblicke und sehe, was wir geleistet haben. Ich freue mich sehr, das jetzt gebührend feiern zu können und dann in die wohlverdiente Pause zu starten. Wir zelebrieren die Zeit vor den Ferien sehr. Sowohl mit den Kindern als auch als Team. Wir sind eine konfessionelle Einrichtung. Deshalb gibt es einen kleinen Gottesdienst für das Kollegium, in welchem wir uns und unsere Arbeit wertschätzen und feiern. So nehmen wir bewusst Abschied von diesem Kitajahr und freuen uns auf das, was vor uns liegt.
Jetzt erholen wir uns alle und genießen die ungestörte Zeit mit unseren Familien. Ist es nicht schön, diese Freude mit allen Kindern, Eltern und Kolleginnen und Kollegen zu teilen?
Saskia Franz leitet eine Kita mit 25 Fachkräften in Benningen in Baden-Württemberg. Sie freut sich auf die gemeinsamen Ferien mit ihrer Familie.