Frau Wenzel, was sehen Sie, wenn Sie aus dem Fenster Ihrer Kita blicken?
Tanja Wenzel: Das Gras ist gelb. Unsere beiden Apfelbäume sehen schlimm aus: Die Blätter schrumpeln schon.
In den vergangenen Wochen hat es sehr wenig geregnet. Merken Sie auch schon im Kita-Alltag, dass Wasser fehlt?
Wenn die Kinder nach draußen gehen, sagen sie: „Die Wiese sieht komisch aus. Die Farbe ist so anders.“ Unter den Füßen fühlt sich alles pieksig an. Sie sprechen uns darauf an, warum sich die Pflanzen verändern. Wir haben seit letztem Sommer einen eigenen Baum in der Nachbarstraße. Den müssen wir jetzt mit der Gießkanne gießen, damit er überlebt.
Ist unter diesen Umständen eine Abkühlung mit dem Wasserschlauch an heißen Tagen überhaupt noch vertretbar?
Die Frage haben wir uns auch gestellt – und die Kinder gefragt. Bei uns in der Einrichtung ist Kinderbeteiligung sehr wichtig. So haben wir dann im Kinderparlament, das jede Woche zusammenkommt und in dem die Kinder wichtige Dinge rund um die Kita besprechen und entscheiden können, nach einer Lösung gesucht. Die Kinder wissen, dass wir an heißen Tagen normalerweise einen Rasensprenger aufstellen, an dem sie sich abkühlen können. Dieses Jahr war das anders. Wir haben den Kindern gesagt, dass es wenig geregnet hat. Ein paar haben von eigenen Beobachtungen erzählt. Etwa, dass sie beim Spazierengehen am Rhein viel mehr Ufer sehen als sonst. Trotzdem ist Wasser an heißen Tagen wichtig. Wir haben also gemeinsam überlegt, was wir machen können, damit die Kinder Wasser zum Abkühlen haben – ohne dabei zu viel zu verschwenden.
Zu welcher Lösung sind Sie gekommen?
Die Kinder hatten eine Idee: In unserem Garten steht ein großer Matsch-Tisch mit einer Wanne. Die haben wir zweimal am Tag befüllt und jeder konnte sich ein bisschen Wasser zum Abkühlen rausnehmen. Die Kinder haben super mitgemacht und sehr darauf geachtet, das Wasser nicht zu vergeuden. So entstand aus der Situation heraus ein Mini-Projekt, das wir gar nicht geplant hatten. Die Kinder haben sich selbst eingebracht und dadurch verantwortlich gefühlt.
Haben Sie noch weitere Wege gefunden, um in der Kita Wasser zu sparen?
Wir haben zwei große Tonnen im Garten aufgestellt, mit denen wir Regenwasser auffangen. Daraus nehmen wir das Wasser, mit dem wir unseren Acker nebenan – ein weiteres Projekt – gießen. Die Nachbarschaft unterstützt uns ebenfalls. Wenn wir unseren Baum gießen – der steht zu Fuß circa zehn Minuten entfernt – dürfen wir Wasser von den Anwohnern nehmen. Dadurch müssen wir das Wasser nicht erst von der Kita zum Baum transportieren – und verspritzen dabei nicht unnötig Wasser.
Hat Wasser auch schon früher eine wichtige Rolle in Ihrer Kita gespielt?
Vor zwei Jahren hatten wir ein großes Projekt für die Rezertifizierung als Haus der kleinen Forscher. Schnell haben wir uns für das Thema Wasser entschieden. Es ist essentiell für unser Leben und wir benutzen es in so vielen Bereichen. Und: Die Kinder sind fasziniert davon. Gleichzeitig haben wir Erzieherinnen im Alltag beobachtet: Es gibt einige Bereiche, bei denen wir und die Kinder Wasser verschwenden.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Etwa beim Händewaschen. Wir mussten oft sagen: „Bitte macht den Wasserhahn zu, während ihr euch die Hände einseift. Das ist sonst Verschwendung“. Das hat aber nicht gereicht. Viele Kinder haben nicht verstanden, warum wir das eigentlich sagen. Also haben wir nach Wegen gesucht, um die Kinder feinfühliger für Wasser zu machen.
Wie sah das konkret aus?
Wir haben uns als „Wasserdetektive“ auf die Suche gemacht. Zunächst haben wir auf einer Landkarte nachgeschaut, wo es in Köln überall Wasser gibt, auch kleinere Seen oder Flüsse. Klar, alle kennen den Rhein, aber die wenigstens kennen die vielen kleinen Bäche im Stadtgebiet. Die Kinder waren total überrascht, wie viele blaue Flecke es in und um Köln gibt. In einem weiteren Schritt haben die Kinder zuhause beobachtet, wofür sie Wasser brauchen. Auch beim gemeinsamen Essen in der Kita war Wasser oft ein Tischgespräch. Wir haben verschiedene Experimente gemacht, etwa: Wer kann schmecken, wie viel Wasser in einer Tomate ist?