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Wenn wir die Familien in die Kita holen, geben wir ihnen das Gefühl: „Hier sind wir wichtig und werden geschätzt, so wie wir sind“.
Hier beschreibt unsere Autorin, erfahrene Erzieherin und Kita-Leiterin, einfache Ideen aus ihrem Arbeitsalltag.
Familien in die Kita zu holen, bedeutet nicht nur, sie in die Räume der Einrichtung einzuladen. Kita ist überall – beim Ausflug in den Tierpark, beim wöchentlichen Waldbesuch, beim Eisessen auf dem Kiez, auf dem nahegelegenen Spielplatz, auf der Schafweide eines Opas, dem Friseurladen eines Vaters oder dem Fußballplatz des Dorfvereins. Lädt man generell Familien zur Begleitung von Ausflügen ein, hat man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Man hat zusätzliche Unterstützung bei der Betreuung und Organisation, findet Zeit zum unbeschwerten Austausch und hat am Ende wundervolle gemeinsame Erinnerungen.
Wir feiern alle Geburtstage in der Kita. Fragt man Kinder nach ihren Wünschen, äußern sie manchmal, dass Mama und Papa oder auch die Geschwister mitfeiern sollen. „Aber mit denen feierst Du doch zu Hause!“, ist oft unsere Antwort. Aber warum sollte die Familie eigentlich nicht mit dabei sein? Wäre es nicht wunderbar, wenn gerade am wichtigsten Tag des Kindes auch die wichtigsten Personen eingeladen werden dürfen?
Immer wieder erlebe ich, dass sich Kinder wünschen, von Pädagog:innen oder auch ihrer Kindergruppe in ihrem Zuhause besucht zu werden. Dies mit gutem Grund: Sie möchten uns zeigen, wo sie leben und was ihnen wichtig ist. Geht man diesem Wunsch nach, hat man viel davon, auch im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den Familien. Nach Hausbesuchen habe ich Familien immer mit anderen Augen gesehen. Im Idealfall bietet die Kita einen Hausbesuch zum Erstgespräch an – vorausgesetzt, die Familie wünscht das. Man schafft eine vertrauensvolle Basis für die Eingewöhnung, denn die Kinder wissen: Diesen Menschen hab ich schon mal bei mir zu Hause gesehen!
Traut man sich, Eltern oder Familien aktiv in die Planung einzubeziehen, kommt es in der Regel zu spannenden neuen Impulsen. Eltern kennen sich meist gut aus im Sozialraum. Außerdem schlummern in jedem und jeder besondere Fähigkeiten! Das können wir nutzen. Ein Rahmen dafür macht es leichter, beispielsweise indem man einen festen Tag im Monat für eine Aktivität mit einem Familienmitglied (hierzu zählen übrigens auch Großeltern, Tanten, Onkel etc.) einplant. Auch ein „Familienadventskalender“ ist eine tolle Sache: Hierbei gestalten Familienmitglieder jeden Tag im Advent eine kleine Aktivität – natürlich auf freiwilliger Basis und mit Unterstützung der Pädagog:innen.
Es muss nicht immer der Adventsnachmittag oder das Sommerfest mit allen Kindern und Eltern sein. Kleine Zusammenkünfte passen nicht nur besser in Pandemiezeiten, sondern schaffen auch die Möglichkeit für intensiveren Austausch. Man kann sich als Pädagog:in zum Beispiel ein- oder zweimal im Jahr zu einem Familiennachmittag nur mit den Bezugsfamilien treffen, um etwas gemeinsam zu unternehmen.
Wenn in Familien Nachwuchs kommt, ist das ein besonderer Moment für alle. Es ist eine hohe Wertschätzung, dem Kindergartenkind die Möglichkeit zu geben, das Geschwisterchen zu zeigen. Laden Sie die Familie mit Baby zu einer gemütlichen, kleinen Willkommensrunde ein. Die Familie und vor allem das Kitakind kann erzählen, was sich alles verändert hat mit Baby.
Elterncafés müssen nicht zwangsläufig drinnen stattfinden. Einige Kitas haben nicht den Platz dafür. Ein Bollerwagen, bestückt mit einer Decke, ein paar Tassen, einer Kaffeekanne und einer Dose Kekse, lädt zum gemütlichen Treff im Garten oder zu einem Spaziergang unter Familien ein, die ein wenig Zeit am Morgen haben. Das geht, gepaart mit den Hygieneregeln, auch unter 3G klar.
Am Anfang einer Kita-Familienbeziehung lohnt es sich, im Gespräch zu erfragen, ob sich die Eltern vorstellen können, in der Kita aktiv mitzuwirken. Hinter jedem Menschen verbergen sich bestimmte Kompetenzen, Leidenschaften, Hobbys oder auch interessante Berufe. Eine kleine Kartei mit solchen Kompetenzen anzulegen, kann enorm hilfreich sein, um an Lerninteressen der Kinder anzuknüpfen. Das kann alles Mögliche sein, etwa „beherrscht Origami“, „spricht Portugiesisch“, „hat Hühner“, „backt Brot selbst“, „hat einen Friseursalon“, „kennt sich mit Schildkröten aus“, „hat eine Jagdhornsammlung“, „ist Hochhausarchitektin“, „hat einen kinderlieben Hund“ usw. Wichtig ist, zu akzeptieren, dass sich jede:r in seinem bzw. ihrem Maß einbringen darf. Man darf nicht vergessen, dass Familien heutzutage sehr eingespannt sind.
Eine der einfachsten, aber effektvollsten Methoden ist das Erstellen von Familienbildern. An einem schönen, möglichst zentralen Platz in der Kita hängen Plakate aus, auf denen Fotos von allen für das Kind wichtigen Personen zu sehen sind. Das können natürlich auch Haustiere sein, Freunde oder das Lieblingskuscheltier. Wichtig ist, dass das Plakat die Eltern oder eine besondere Bezugsperson mit den Kindern erstellen. Das kann zu Hause geschehen oder in der Kita bei einem gemeinsamen Nachmittag mit Kaffee und Kuchen. Wunderbar wäre es, wenn diese Bilder bei Bedarf oder zumindest einmal im Jahr bei einem Familiennachmittag aktualisiert werden. Denn auch Familien ändern sich. Für Kinder ist das ein Stück Zuhause in der Kita und sie merken: „Nicht nur ich bin hier wichtig, sondern auch meine Liebsten“. Und diese bieten so, sichtbar platziert, jede Menge Gesprächsanlass. Ob große oder kleine Familien, Alleinerziehende, Patchwork oder gleichgeschlechtliche Eltern: Die Vielfalt ist groß.
Petra Meinhof, Erzieherin und Leiterin der Kita Trebel im Wendland (Kinderwelt Hamburg gGmbH), Autorin
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