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Im März 2020 stellte Corona die Welt auf den Kopf, und die Kitas vor unzählige neue Aufgaben – insbesondere bei den Leitungen führte das zu einer hohen zusätzlichen Belastung. Gleichzeitig waren Motivation und Engagement der Fachkräfte in dieser Phase besonders hoch, zeigt eine Befragung des Deutschen Jugendinstituts (DJI) aus dem April und Mai. Wie die Pandemie die Arbeit in der Kindertagesbetreuung verändert, und wie die Einrichtungen die Situation weiterhin managen, soll das KiTa-Register zeigen.
Seit August läuft die Registrierung, seit September werden regelmäßig Updates abgefragt: Rund 12.000 Kindertageseinrichtungen und Tagespflegepersonen bundesweit sind bereits dabei. Abgefragt werden kurze, aber zurzeit hoch relevante Infos: Gab es in der Kita in der letzten Woche COVID-19-Verdachts- oder Infektionsfälle? Wie ist die Raumsituation? Und wie schwierig ist es, bedarfsgerechte Betreuung zu gewährleisten? Das KiTa-Register wird so zur Datenbasis. Dabei setzt es ganz auf das Wissen und die Erfahrungen der Kita-Leitungen: Nur dank dieser Unterstützung ist es möglich, die aktuelle Lage der Kindertagesbetreuung im Blick zu behalten. Über diese Rückmeldungen lassen sich zudem Ansätze für gute Praxis identifizieren, von denen wiederum die Einrichtungen profitieren können. Schließlich eröffnen aussagekräftige Daten auch der Politik Entscheidungsspielräume – wissenschaftlich fundierte Ergebnisse können dazu beitragen, auch in der Krise handlungsfähig zu bleiben, Personal und Kinder gezielter zu schützen und flächendeckende Kitaschließungen zu vermeiden. Zwischenergebnisse werden regelmäßig im Rahmen des Corona-KiTa-Rats des Bundesfamilienministeriums präsentiert.
Bereits einen Monat nach Start des KiTa-Registers lagen im September erste Ergebnisse vor. Basis der Auswertungen waren die ersten, zwischen Kalenderwoche 33 und 36, eingegangenen Rückmeldungen der Kindertageseinrichtungen:
Das KiTa-Register steht nicht allein, sondern ist Teil der Corona-KiTa-Studie. Die soll herausfinden, wie die Kindertagesbetreuung auf das Infektionsgeschehen reagiert: Welche Erkrankungsrisiken bestehen zurzeit im Kontext von Kita und Kindertagespflege? Wie wirkt sich die Rückkehr in den Regelbetrieb auf die Betreuungsnetzwerke aus? Und wie lässt sich die Kindertagesbetreuung unter Pandemiebedingungen bestmöglich gestalten?
Eine Besonderheit der Studie ist die Zusammenarbeit des DJI mit dem Robert Koch-Institut (RKI). Medizinische und sozialwissenschaftliche Aspekte werden im Rahmen von vier Modulen im Zusammenhang untersucht, nicht nur länderspezifisch, sondern bundesweit. Finanziert wird die Corona-KiTa-Studie durch das Bundesfamilienministerium und das Bundesgesundheitsministerium.
Das KiTa-Register ist das Herzstück der Studie. Nachdem bei einer längeren Ersterhebung grundlegende Daten zur Einrichtung abgefragt werden, folgen im nächsten Schritt die wöchentlichen Onlinemeldungen. So entsteht in den kommenden Monaten ein präzises Bild von der Situation vor Ort. Bleibt die Teilnahmebereitschaft der Kita-Leitungen so hoch, wird es möglich sein, die Ergebnisse im Zeitverlauf zu vergleichen und sie perspektivisch nach Ländern aufzuschlüsseln. Die Daten werden zeitnah ausgewertet und online veröffentlicht, weitere Kitas und Tagespflegepersonen können jederzeit ins KiTa-Register einsteigen. Gerade mit Blick auf den Herbst, wenn ein Ansteigen der Infektions- und Verdachtsfälle droht und möglicherweise schnelles Handeln gefragt ist, sind regelmäßige und aktuelle Rückmeldungen möglichst vieler Kitas wertvoll.
Neben dem KiTa-Register arbeitet das Studienteam an drei weiteren Modulen: Das Modul CoKiss (Corona-KiTa-Surveys) nutzt weitergehende Befragungen in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung. Befragt werden Leitungen und das Fachpersonal, Eltern und Tagespflegepersonen. Die Erhebungen starten dieser Tage mit der Leitungsbefragung, ab November folgen vertiefende Befragungen von Eltern und Fachpersonal. Zusätzlich werden ab Herbst etwa 14.000 Eltern monatlich per Online-Fragebogen kontaktiert.
Das Modul CATS steht für Corona-KiTa-Surveillance. Unter anderem anhand von Meldedaten der Gesundheitsämter, anhand der Syndromischen Surveillance des RKI, zu der etwa das Grippe-Web zählt, und anhand von Labormeldungen zum Coronavirus werden folgende Fragen untersucht: Wie häufig erkranken Kinder im Kita-Alter an Corona? Wie empfänglich sind sie für das Virus? Wie schwer sind ihre Krankheitsverläufe? Eine spezielle Studienplattform im Rahmen von CATS liefert zudem einen Überblick über klinische und epidemiologische Forschungsansätze.
Das dritte Modul COALA (Corona – Anlassbezogene Untersuchungen in Kitas) umfasst schließlich Testungen nach Infektionsfällen in Kitas. Hier geht es um die Frage, welche Rolle Kita-Kinder bei der Übertragung des Coronavirus spielen. Dafür wird ein Team des RKI die Einrichtungsleitungen befragen, die teilnehmenden Familien zu Hause besuchen und Testungen durchführen.
Je mehr Einrichtungen und Tagespflegepersonen sich jetzt unter www.corona-kita-studie.de am KiTa-Register beteiligen und bei den Abfragen regelmäßig ihre Updates melden, desto aussagekräftiger und aktueller ist das Bild, das die Studie von der Lage vor Ort zeichnen kann. Alle Kita-Leitungen und Tagespflegepersonen sind daher eingeladen, mitzumachen und weitere Betreuungsstellen für die Studie zu gewinnen.
Prof. Dr. Bernhard Kalicki ist Leiter der Abteilung Kinder und Kinderbetreuung beim Deutschen Jugendinstitut in München.
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