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Sie sprechen kein Ukrainisch? Die Ankommenden kein Deutsch? Eine schnelle Hilfe sind Apps für Übersetzungen, die Sie auf Ihr Smartphone laden können. Einfach die Sprache einstellen, den Text sprechen und gemeinsam anhören. Zu empfehlen sind „Say Hi“ und „Google Übersetzer“. Say Hi ist ausschließlich für die mündliche Kommunikation. In Google Übersetzer können Sie auch Texte zum Übersetzen eintippen.
Eine andere Möglichkeit: Nutzen Sie die Sprachressourcen in Ihrer Kita und im Sozialraum. Menschen, die Ukrainisch oder auch Russisch sprechen gibt es im Stadtteil, in der Kirchengemeinde und in der Schule. Es können Eltern, Großeltern, ehrenamtliche oder hauptamtliche Mitarbeitende sein. Die Erfahrung zeigt, dass diese Menschen ganz in der Nähe sind.
Nutzen Sie auch sogenannte Bildwörterbücher. Sie bieten zu verschiedenen Themen wie Kita, Gesundheit, Ernährung oder Kleidung Zeichnungen, unter denen die entsprechenden Bezeichnungen in Ukrainisch und Deutsch stehen. Auf unserer TPS Downloadseite haben wir Empfehlungen für Sie auf einer Materialliste zusammengestellt: https://www.klett-kita.de/tps-download.
Zeigen Sie den Menschen aus der Ukraine, dass Sie sich für sie und damit auch für ihren Namen interessieren. Notieren Sie den Namen, wenn möglich schon, bevor Sie die Menschen treffen. Üben Sie gemeinsam die Aussprache. Sie erleben, wie schwierig das sein kann. Und ihr Gegenüber erfährt: Ich bin nicht die Einzige, die Schwierigkeiten mit der Aussprache hat. Vielleicht ist es auch möglich, den Namen in den kyrillischen Buchstaben des Ukrainischen und in den lateinischen Buchstaben des deutschen Alphabets zu schreiben. Ihr Interesse an der Herkunftssprache können Sie natürlich auch zeigen, indem Sie Wörter zur Begrüßung, zum Abschied und des Dankes lernen.
Schaffen Sie eine Möglichkeit für Zusammenkünfte in der Einrichtung. Ukrainische Mütter können in Ruhe an einem Tisch oder in einer Sitzecke miteinander reden. Es soll eine Chance sein, sich in Normalität und Sicherheit auszutauschen. Besonders neu angekommene Mütter erleben dies, wie Erfahrungen zeigen, als große Wertschätzung und Hilfe.
Richten Sie eine kleine Sitzecke ein, die tagsüber geöffnet ist. Diese Information geben Sie am besten an alle Eltern in der Kita weiter, damit auch sie sich beteiligen können, wenn sie das möchten.
Ein Leben, das unerwartet aus der Ordnung geraten ist, braucht im Hier-und-Jetzt sichere Abläufe. Die Kita sollte ein sicherer Ort sein. Dazu gehören feste Uhrzeiten für Ankunft und Verbleib in der Kita, verlässliche Bezugsperson in der Kita und ein freundliches Miteinander. Das sind Voraussetzungen, um in dieser außergewöhnlichen Zeit Stabilität und Sicherheit zu vermitteln.
Fragen Sie die Mütter, wo sie wohnen und wie sie zur Kita kommen. Fragen Sie, welche Nahrung das Kind gewohnt ist, wer sie unterstützt und auch was sie brauchen.
Warum ist es wichtig, schöne Erinnerungen wachzuhalten, von ihnen zu erzählen, sie aufzuschreiben und zu zeichnen. Traumapädagogisch gesehen sind Menschen, die über Wochen oder Monate hinweg mit hohem Stress leben, psychisch und körperlich in ihrer Gesundheit gefährdet. Sie brauchen von Ihnen als Fachkräfte Stabilisierung! Wir gehen davon aus, dass die schwer zu ertragenden Ereignisse Teil der Erinnerung geworden sind. Diese Ereignisse haben die Netzwerke im Gehirn beeinflusst. Die traumapädagogische Arbeit zeigt, dass wir diese Netzwerke stärken können, wenn wie stabilisierende ressourcenorientierte Angebote machen. Was geschehen ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Belastende Ereignisse aber können mit stärkenden Interventionen so integriert werden, dass ein Umgang damit in angemessener Weise möglich ist und wird. Man kann sich das so vorstellen: Gute Geschichten legen sich in Schichten auf die verletzenden Erlebnisse und versorgen diese. Selbstwirksamkeit und Selbstbemächtigung, wie es die Traumaexpertin Wilma Weiß formuliert, werden gestärkt.
Im Kita-Alltag könnte das so aussehen, dass Sie bewusst nach den guten Momenten und Situationen von gestern Abend und heute Morgen fragen. Schreiben Sie – oder die Mütter selbst – diese Erzählungen in ein kleines Ressourcenheft. Lesen Sie die Erzählungen bei Bedarf oder bei einer Zusammenkunft wieder vor. Eine Alternative kann sein, dass Sie oder die Mütter diese Geschichten – oder auch gute Geschichten aus der Vergangenheit – auf Moderationskarten notieren. Sammeln Sie diese in einem Kästchen und bieten Sie den Müttern in Zeiten, in denen es notwendig erscheint, an, eine Karte ziehen. Die Mütter sind Experten für diese Beobachtungen, denn sie kennen diese Geschichten. Nutzen Sie als Fachkräfte diese Erfahrungen und bauen Sie diese aus.
Wer dieses Thema anspricht, lädt ein, ins Problem zu gehen. Es ist für alle Beteiligten nachvollziehbar, dass dies womöglich als schmerzlich erlebt wird. Umso wichtiger ist es, diesem Schmerz Raum zu geben, ihn nicht zu verschweigen und Mitgefühl zu zeigen. Ziel sollte sein, dass der Kontakt zum Vater für das Kind eine Freude ist. Es kann seinen Papa hören und vielleicht auch sehen. Es darf die Hoffnung auf ein Wiedersehen haben. Es stärkt die ganze Familie wenn das Kind hört, wie die Mutter über es (das Kind) spricht, welche Aufgaben es meistert und welch schöne Dinge es erlebt. Das Kind hört, wie erleichtert der Vater ist, wenn er weiß, dass es ihm und der Mutter in Deutschland gut geht und sie versorgt sind. Hoffnung stärkt! Vaclav Havel, tschechischer Dramatiker, Menschenrechtler und Politiker, sagte einmal: Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – egal, wie es ausgeht.
Besprechen Sie mit der Mutter, wie sich der Kontakt mit Vater und Verwandten gestaltet. Fragen sie, wie das Kind den Kontakt erlebt, ob sich der Vater freuen kann und wie sie als Mutter auch mit traurigen Nachrichten umgeht. Bestärken Sie die Mütter darin, dass das Kind stolz von sich erzählen darf, was es erlebt und meistert. Auch hier gilt: Gute Geschichten stärken – das Kind, den Vater und die Mutter. Versuchen Sie, als Fachkraft mitfühlend präsent zu sein.
Je nach Alter des Kindes könnten die Kontaktsituationen gemeinsam mit Mutter und Kind stattfinden. Dem Kind gibt es große Sicherheit, wenn es miterlebt, wie freundlich und zugewandt mit seiner Mutter umgegangen wird. Auch die Mutter wird im Dabeisein des Kindes die Themen kontrollierter ansprechen. Der Kontakt zwischen Fachkraft, Mutter und Kind gestaltet sich unbeschwerter. Das Kind erfährt, wie sich Mutter und Fachkraft wertschätzend begegnen und kann danach, wenn seine Mutter sich entfernt, beruhigter in seine Gruppe gehen.
Ratsam wäre, Sie könnten mit diesem kleinen Ritual (gemeinsame Zeit) die morgendliche Übergabe beginnen. Je nach Anlass und Bedürfnis bleiben sie gemeinsam im Kontakt und tauschen sich aus. Gesprächsthemen können schöne Erlebnisse, alltägliche Erfahrungen auf dem Weg in die Kita oder auch Neuigkeiten wie zum Beispiel die Arbeit der Mutter oder der Sprachkurs sein (siehe Punkt 3 und 4).
Hilfreich für die Menschen aus der Ukraine sind auch Informationen und Angebote des Stadtteil. Auch Kontakte zur Trauerbegleitung sind im Notfall eine Hilfe.
Tauschen Sie sich im Team darüber aus. Eine Person übernimmt dann die Aufgabe, zu recherchieren, Angaben zu vervollständigen und eine Liste zu erstellen.
Geflüchtete aus der Ukraine haben, wenn sie registriert sind, Anspruch auf ärztliche Behandlung. Sie erhalten von der Kommune Behandlungsscheine und sind dann sowohl von der Zuzahlung als auch von etwaigen Mehrkosten befreit. Die Impfungen führen Kinderärzte und Kinderärztinnen und Arztpraxen durch.
Fragen Sie bei der Stadt oder der Gemeinde nach Informationen. In der Regel gibt es Informationen in ukrainischer Sprache und eine Liste mit Ärzten, die mehrsprachig sind.
Wer begleitet Menschen aus der Ukraine bei der Anmeldung, Registrierung, beim Besuch des Arztes oder bei der Eröffnung eines Kontos?
Erstellen Sie eine Liste von Personen, die bei Bedarf und im Notfall Mütter begleiten.
Gemeinschaft gibt Sicherheit und schafft Wohlbehagen. Die Kita kann ein solcher Ort sein. Besprechen Sie im Team, was Sie anbieten möchten. Es gibt viele Möglichkeiten. Sie reichen vom gemeinsamen Kochen über das gemeinsame Singen, Informationen austauschen, Helfernetze aufbauen und friedvoll miteinander umgehen.
Sprechen Sie im Team darüber. Welche Angebote sind sinnvoll? Gehen Sie auch in dieser Hinsicht in das Gespräch mit den Müttern und geben Sie ihnen die Möglichkeit, sich einzubringen.
Rita Freitag ist Diplomsozialpädagogin, Lehrtherapeutin für Systemische Beratung und Familientherapie und Dozentin für Traumapädagogik.
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