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Pädagogische Fachkräfte in der Krippe, die mit Kindern im U3-Alter arbeiten, haben es prozentual oft mit Eltern zu tun, die ihr Kleinkind zum ersten Mal einer Einrichtung der Kindertagesbetreuung anvertrauen. Hier ist ein besonderes Fingerspitzengefühl gefragt, denn die Krippenfachkraft ist eine der ersten externen Bindungspersonen für das Kleinkind und wird dementsprechend aufmerksam von den Eltern „gescannt“: „Ist das pädagogische Personal gut genug für mein Kind? Sind sie vertrauenswürdig? Schauen sie freundlich? Reden sie angemessen mit meinem Kind?“ Genau hier liegt auch der Ursprung für so manches Missverständnis und auch erste Kommunikationsprobleme. Dies kann einen möglichen Konflikt mit Eltern nähren.
Dabei haben es die pädagogischen Fachkräfte im Rahmen der Erziehungspartnerschaft mit unterschiedlichen Eltern und damit mit einem ganz normalen Querschnitt der Gesellschaft zu tun. Vor diesem Hintergrund führen Erzieherinnen und Erzieher Elterngespräche, sowohl präventiv, beratend als auch in konkreten (Gefährdungs-) Situationen. Eine Herausforderung besteht darin, die unterschiedlichen Rollen und Aufgaben möglichst klar zu sondieren und den Eltern gegenüber transparent zu machen. Die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit kann schon im Erstgespräch in der Kita entstehen, denn hier hat die pädagogische Fachkraft die Möglichkeit, bei den Eltern die wichtigen Eckpunkte zu erfragen:
Seien Sie bitte vorbereitet, diese Fragen gegenüber den Eltern erklären und begründen zu können. Eine nachvollziehbare Erklärung ist in der Regel, dass Sie die Reaktionen der Kinder, gerade auf Belastungen in der Familie, sehen. Bei genauem Hinschauen liegen in etlichen Familienkonstellationen sogenannte allgemeine psychosoziale Risikofaktoren wie zum Beispiel Armut der Familie, Arbeitslosigkeit der Eltern, enge oder unzureichende Wohnverhältnisse oder soziale Randständigkeit beziehungsweise Isolation, kulturelle Diskriminierung oder eine psychische Krankheit der Eltern vor, die alle insgesamt zu Scham und Tabus in der Familie führen können. Besonders Gespräche mit psychisch belasteten oder mit psychisch erkrankten Eltern (mit und ohne Diagnose) werden oftmals von den pädagogischen Fachkräften als eine besondere Herausforderung empfunden.
Eltern zeigen sich in Gesprächskontexten nicht immer kooperativ. Gerade auch bei wohlgemeinten Gesprächsangeboten können Reaktionen vonseiten der Eltern erfolgen, die für die Fachkräfte überraschend sind, sodass Sie sich anschließend fragen: Habe ich etwas Falsches gesagt? Dieses Verhalten der Eltern kann zum Beispiel aus Widerständen resultieren: „Widerstand ist das Regulativ für die angemessene Geschwindigkeit der Veränderung“ (Mathias Varga von Kibéd, in: Witzleben 2019, S. 58). Eine weitere Erklärung für diese oft impulsiv auftretenden Reaktionen ist Stress, der aufgrund nicht berücksichtigter Kernbedürfnisse (vgl. Witzleben 2019, S. 15 ff.) wie Autonomie (Handlungsspielraum), Sicherheit (Schutz, Überblick, Orientierung) oder Beziehung (Respekt, Wertschätzung) ausgelöst wird. Gelangen die Eltern dann in ihre persönliche Überforderungszone, den sogenannten Dis-Stress, signalisiert ihr Körper ihnen Überforderung (Ohnmacht) und das Angstzentrum (Amygdala) meldet: Angst!!! Gefahr!!! In diesem Zustand schüttet unser Körper Hormone für den physischen Kampf ums Überleben aus:
Dies bewirkt, dass die Wahrnehmung und das Denken eng werden, das Fühlen die Empathiefähigkeit verliert, das Wollen und Verhalten stur werden sowie eine kreative Lösungssuche nicht mehr möglich ist. Dieser körperliche Zustand kann, wenn er nicht erkannt und durch eine angepasste Gesprächsführung reguliert wird, geradezu in den Konflikt führen. Zur Wiedererlangung von Selbstkontrolle in Gesprächen sollten Sie unter anderem darauf achten,
Der Umgang mit Konflikten in Elterngesprächen kann aber auch Bewegung in festgefahrene Situationen bringen. Aus der Stressforschung ist bekannt, dass Personen in sogenannten heißen Konflikten am ehesten wieder in die Selbststeuerung (Eu-Stress) zurückgelangen, um dann wieder aktiv für die eigenen Bedürfnisse eintreten zu können und gesprächsbereit zu sein.
Wenn die Gesprächsführung zu problemorientiert und zu wenig lösungsorientiert ist, dann zeigen sich auch vermehrt sogenannte Widerstandsphänomene. Die Eltern profitieren und kooperieren nicht so, wie wenn man bereits früh und konsequent auf vorhandene Ressourcen fokussiert hätte. Eine besondere Möglichkeit für Elterngespräche in der Krippe stellt der Fokus auf die Rahmung des Gesprächs dar. Sogenannte unspezifische Wirkfaktoren wie Haltung, Rahmung und Humor machen besonders in herausfordernden Gesprächskontexten einen Unterschied, der einen Unterschied macht. Mit Rahmung ist hier das gesamte Setting, in dem das Gespräch stattfindet und wie die Eltern Sie vorfinden, gemeint. Ist der Raum angenehm? Gibt es etwas zu trinken? Sind Sie präsent als die das Gespräch führende Fachkraft? Nehmen Sie Beziehung zu den Eltern auf? Sind Sie freundlich und zuversichtlich? All das gibt den Eltern schon im ersten Moment vielfältige Informationen. Unsere innere Haltung hat erheblichen Einfluss auf unser Handeln. Es macht einen Unterschied, ob wir den Eltern, die selbst möglicherweise Angst vor dem Gespräch haben, mit einer gewissen Betroffenheitshaltung oder Anspannung begegnen oder ob wir bei ihnen mit aller nötigen Empathie und Würdigung des Problems auf die vorhandenen Ressourcen, Stärken und Fähigkeiten sowie den Wunsch nach Leichtigkeit und Humor fokussieren. Denn wo gelacht wird, kann es nicht gefährlich sein. Oder wie Stephen Porges diese Dynamik beschreibt: „Sicherheit schlägt Furcht“ (Porges 2010, S. 205). Vielleicht müssen wir uns als pädagogische Fachkräfte selbst fragen, was für ein Gegenüber wir uns wünschen würden, wenn wir einmal in einem solchen Gesprächskontext sitzen sollten, in dem es um die eigenen Kinder und mögliche eigene Versäumnisse geht.
Anja Thürnau ist Dipl.-Sozialpädagogin, Erzieherin, Kita-Fachberatung, systemische Therapeutin sowie systemische Supervisorin in freier Praxis.
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