Ab welchem Alter tritt "Picky Eating" auf?
Das typische "Picky Eating" fängt an, wenn Kinder sich vom Essverhalten der Familie zu lösen beginnen, etwa zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr. In den ersten beiden Lebensjahren ist "Picky Eating" seltener, aber es kommt durchaus vor. Wenn Kinder unter zwei Jahren Nahrung verweigern, liegen oft andere Gründe vor als die Entwicklung eines eigenen Essverhaltens, etwa eine frühe negative Sondenerfahrung. Aber es gibt auch Kinder, die sehr sensitiv essen und hochsensibel auf leichte Störungen beim Essen reagieren, auch deutlich vor dem Ablösungsprozess. Die Beikosteinführung ist hier ein „neuralgischer Punkt“. Oft fällt es in dieser Phase beispielsweise auf, dass Kinder in der Kindertagespflegestelle viel „besser“ essen als in der Familie, vielleicht weil hier die Atmosphäre bei den Mahlzeiten entspannter ist.
Wie gehe ich mit einem „Picky Eater“ um?
Für alle Kinder, aber ganz besonders für Kinder in den ersten Lebensjahren gilt: Das Wichtigste ist, den Druck rauszunehmen, bei gleichzeitigen klaren Strukturen beim Essen. Die Mahlzeiten sollten schöne Situationen sein, bei denen das Kind nicht dazu gedrängt, überredet, bestochen oder gar gezwungen wird, etwas zu essen, was es nicht essen möchte – auch nicht nur zu probieren, was es nicht probieren möchte. So etwas ist absolut kontraproduktiv und kann die Problematik extrem verschärfen. Auch mit den Eltern kann unter Umständen darüber gesprochen werden, dass es wichtig ist, dass auch zu Hause das Kind nicht unter Druck gesetzt wird. Oft ist Eltern gar nicht klar, dass sie Druck oder Zwang ausüben, etwa wenn sie mit Spielzeug oder Süßigkeiten zu bestechen versuchen oder mit dem berühmten „Löffelchen für Opa“ das Kind zum Essen animieren wollen. In der Regel ändert sich bei einem entspannten Umgang mit dem "Picky Eating" das Essverhalten nach einer Weile von allein wieder; wenn das Thema aber sehr im Zentrum steht, kann dies die Problematik eher verschärfen.
Was lässt sich Eltern raten?
Eltern sind sich oft über die tatsächliche Kalorienzufuhr ihres Kindes gar nicht im Klaren. Auch Getränke, beispielsweise schon ein Glas Apfelsaft, oder Snacks wie Dinkelstangen enthalten Nährstoffe, die die Eltern vielleicht gar nicht auf dem Schirm haben, die aber bei einer empfohlenen Kalorienzufuhr von etwa 900 Kkal für ein einjähriges Kind schon ordentlich zu Buche schlagen. Dann kann es sinnvoll sein, dass Eltern ein Ernährungstagebuch führen – ergänzt durch Aufzeichnungen der Kindertagespflegeperson –, damit auffällt, was das Kind tatsächlich alles zu sich nimmt. Wenn Eltern sehr besorgt sind, sollten sie einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin aufsuchen. Ein stark verweigerndes Essverhalten würde durch den daraus resultierenden Gewichtsverlust dort sofort auffallen – und viele überbesorgte Eltern können hier auch beruhigt werden. Bei stärker ausgeprägtem verweigernden Essverhalten muss überprüft werden, ob medizinische Ursachen (etwa Erkrankungen im autistischen Bereich, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Schluckstörungen, orale Restriktionen, die beispielsweise in der Logopädie auffallen, und anderes) vorliegen oder ob psychische oder seelische Ursachen bestehen. Unter Umständen verweist die Kinderärztin/der Kinderarzt dann weiter an Fachärztinnen und -ärzte und andere Fachleute.
Literatur
Bartig-Prang, T. (2020): Picky Eaters. Was Sie tun können, wenn Ihr Kind nicht essen will. München: Gräfe und Unzer.
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