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Je nach Budget kann die Möglichkeit, hochwertige Lebensmittel in der Kita anzubieten, eingeschränkt sein. Pfiffig ist, wer hier kreative Ideen entwickelt – statt sich darüber in Dauerschleife zu beschweren und mit seinem Kita-Schicksal zu hadern.
Den persönlichen Kontakt zu suchen ist hier ganz klar von Vorteil. Hier kann man aufzeigen, dass man in der Kita Werbung für den „Sponsor“ machen wird und bei Eltern und Träger wird bekannt macht, wie wertschätzend sich Einzelhändler oder Großketten sozial engagieren. Beim nächsten Fest kann ein Werbebanner oder ein Infostand darauf hinweisen, wer sich für gesundes Essen in dieser Kita stark macht. Auch Getränke sind wichtiger Bestandteil der Ernährung, hier logistische und innovative Ideen im Team und mit dem Elternbeirat und den Kindern zu entwickeln und Kontakte aufzubauen, kann sich als sehr effektiv erweisen. Regionale und saisonale Produkte auf den Essenstischen zu präsentieren kann also auch mit geringem Budget gelingen.
Gerade Kinder sollten in der Entwicklung eines ästhetischen Empfindens unterstützt werden in ihrer Kita. Es kann prägend sein, wie Kitakindern ihre Mahlzeiten serviert werden, weil sie ja immer mehr Zeit außerhalb ihrer Familie betreut werden. Auch hier ist das Engagement des Fachpersonals notwendig, um Widrigkeiten wie Zeitknappheit oder organisatorischen Mehraufwand durch gemeinschaftliche Anstrengungen zu trotzen. Porzellangeschirr und „richtige“ Trinkbecher aus Glas oder Porzellan statt Plastikteller sind da angesagt – auch wenn mal etwas zu Bruch geht. Servietten sollten ebenso nicht fehlen, genau wie die Präsentation einzelner Speisen in separaten Schüsseln statt in Bottichen oder praktischen Blechbehältern, womöglich der Einfachheit halber mit vermischten Speisen. Wenn Sie sich im Team einig sind, dass Ernährung wichtig ist, dann finden Sie sicher clevere Möglichkeiten, den Kindern ihr Essen und Trinken ansprechend und möglichst „familiär“ bzw. ästhetisch anzubieten. Darum ist es bei der Getränkestation notwendig, dass einer vom Team zuständig dafür ist, den Ausschank zu begleiten. Hilfestellung geben, aufwischen, falls es notwendig sein sollte, und auffüllen, wo es angebracht ist, kann dann ohne Plastikutensilien und einem Durcheinander aus herumliegenden Plastikbechern, Wasserlachen und leeren Kannen ablaufen. Die Kinder profitieren jedenfalls von einer betreuten Trinkstation im Gruppenraum oder im Außengelände, und wenn man sich geschickt abwechselt, ist jeder mal mit der Aufsicht dran, und wer weiß, vielleicht ergeben sich genau dort ungeplante Möglichkeiten, mit Kindern ins Gespräch zu kommen oder Kinder beim Spielen zu beobachten.
Ein klares Regelwerk wirkt sich auf die Essenssituation in der Kita rasch positiv aus. Egal ob feste oder freie Sitzordnung – wichtig ist eine einheitliche Linie in der Kita. Das muss team-intern und mit den Kindern ausgehandelt werden. In jedem Falle gilt: wo Willkür und Chaos als Merkmale einer freien oder partizipativen Erziehung interpretiert werden, ist ein ruhiges und entspanntes Essen ein Ding der Unmöglichkeit. Ein Tischritual wie ein Gebet oder ein Tischspruch und ein gemeinsamer Essensbeginn sind sinnvoll. Die Kinder sollten vor dem Essen zur Ruhe am Tisch kommen, das lässt sich prima steuern durch ein leises Lied, ein Glöckchen mit schönem Klang oder ein anderes Ritual, das die Essenszeit einläutet. Das Benutzen von Besteck muss teilweise in der Kita erlernt werden, da es zu Hause nicht mehr stattfindet. Darum stehen die Bedürfnisse der Kinder vor den Bedürfnissen der Erwachsenen. Hilfestellung geben, nachreichen und kleine Missgeschicke beseitigen ist darum wichtiger als das eigene Einnehmen der Mahlzeit. Natürlich sind die Mitarbeiter*innen ein Vorbild bei Tisch, aber wirklich ihren Hunger stillen können sie in ihren Pausenzeiten – oder wenn es die Situation bei Tisch zulässt. Wenn eine Kindergruppe sich neu zusammenfinden muss – häufig mit Wechsel eines Kindergartenjahres – ist es sehr aufwendig, Struktur und Regelverständnis aufzubauen, aber im Laufe der Wochen entwickelt sich für und mit den Kindern eine Essensroutine der gegenseitigen Unterstützung – das entschädigt für all die Mühe seitens des Fachpersonals.
Ein vielfältiges und gesundes Angebot an Lebensmitteln ist farbenfroh und spricht durch eine ästhetische Präsentation alle Sinne an. Jede Speise duftet anders und sieht anders aus. Ob es schmeckt, entscheidet jeder Mensch für sich, egal ob groß oder klein. Ablehnen sollte ein Kind nur, was es kennt, und in der Kita hat es die Gelegenheit, diverse Lebensmittel und Getränke zum ersten Mal in seinem Leben kennenzulernen – auf vielfältige Weise zubereitet und angerichtet. Es lernt, sich aus einer bunten Vielfalt selbst auszusuchen und seinen Teller selbst zu füllen. Liebevoll und konsequent regen die Erzieher*innen jedes Kind an, sich an neue Speisen zu trauen, zu probieren, zu mögen oder abzulehnen. Es existieren zahlreiche Projekte und Bildungsangebote, mit deren Hilfe sich Teams im Bereich Ernährung informieren und weiterbilden können. Denn ohne ein engagiertes Team sind Essen und Trinken nur Befriedigung von Grundbedürfnissen – mit einem engagierten Team werden Essen und Trinken in der Kita zu einem wertvollen Kulturgut.
Heike Heilmann, Erziehungswissenschaftlerin/Autorin und Fortbildnerin.
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