22.01.2021
Petra Engelsmann

Regeln wahren – Solidarität zeigen

„Die Maske hab ich vergessen“ – haben Sie solche Ausreden auch schon gehört? Unsere Autorin erläutert, wie Sie mit Eltern, die sich nicht an die Corona-Regeln halten, umgehen, wer Ihnen hier helfen kann und warum Zusammenhalten gerade wichtiger denn je ist.

Die Pandemie wütet weiter in Deutschland – und wieder einmal ist die Unerschütterlichkeit von pädagogischen Fachkräften gefragt. Denn: Mehr denn je benötigen Eltern dieser Tage die Notbetreuungen, um ihre Arbeitsplätze zu halten. Ein Kind, das im Homeoffice umherhopst, während Mutter oder Vater eine wichtige Vertragsverhandlung führen oder Mitarbeitergespräche online halten, wird von vielen Arbeitgebern nicht toleriert. Notbetreuung tut also Not!

Oftmals stehen Sie, liebe Fachkräfte, dabei jedoch vor ganz neuen Herausforderungen, die Ihnen vor der Pandemie so keiner hätte darstellen können. Es ist ihre Aufgabe als Einrichtungsleitung und pädagogische Fachkraft dafür zu sorgen, dass die gültigen Regeln, wie Abstand wahren, das Tragen einer Maske sowie das Händewaschen beim Betreten der Einrichtung von allen eingehalten werden. Ohne Ausnahme. Allerdings wurde mir von Kolleginnen und Kollegen schon berichtet, dass manche Eltern unangenehm reagieren, wenn sie von den Mitarbeitenden auf geltende Regeln hingewiesen werden. Sogar Beleidigungen und Beschimpfungen fallen immer wieder. Hier ist es wichtig, sich als Fachkraft klar zu positionieren.

Ein Leitfaden für alle

Natürlich sollte ein gutes Miteinander so funktionieren, dass sich alle selbstverständlich an die geltenden Regeln halten. Doch der wachsende Druck auf beiden Seiten verschärft gerne mal den Ton und das gegenseitige Verständnis setzt aus. Um hier dennoch klar, offen und familienfreundlich zu bleiben, ist es wichtiger denn je, dass in den Einrichtungen transparent gearbeitet wird. Kommunizieren Sie mit den Eltern, gehen Sie auf Fragen ein und stellen sie unmissverständlich klar: Es gibt die Regeln, und wir sind alle verpflichtet, sie zum Schutz der Menschen und zur Eindämmung des Infektionsgeschehens einzuhalten. Nehmen Sie sich hier auch die Zeit, um Eltern per Mail oder Aushang auf die wesentlichen Regelungen erneut aufmerksam zu machen. Hilfreich in diesen Zeiten sind auch kurze Leitfäden, an denen sich alle orientieren können.

Sie haben festgelegt, dass Eltern und Kinder sich die Hände waschen? Dann notieren Sie dies und positionieren Sie gerne eine Fachkraft im Eingangsbereich, die auf diese Einhaltung achtet. Lassen Sie immer mal eine andere Kollegin oder einen anderen Kollegen im Eingangsbereich arbeiten, sodass klar wird: Wir arbeiten im Team alle gleich!

Erhalten Sie den Vorwurf, dass Eltern einer anderen Kita in die Einrichtung dürfen, bei Ihnen dies aber aufgrund des kleineren Garderobenbereiches nicht möglich ist, so sagen Sie den Eltern genau dies. Machen Sie damit deutlich, dass Ihre Aufgabe in der Einhaltung des Mindestabstands besteht, der nun einmal nicht eingehalten werden kann, wenn im Flur zwei erwachsene Personen stehen.

Ein möglicher Leitfaden könnte so aussehen:

  1. Beim Betreten des Hauses Maske tragen
  2. Verbale Begrüßung und ein freundliches Kopfnicken
  3. Hände waschen und erst dann das Kind umziehen
  4. Verabschiedung des Kindes an der Gruppentür

Wenn Eltern sich hinter Ausreden verstecken wie: „Meine Maske hab ich im Auto vergessen!“, dürfen Sie die Eltern unmissverständlich darauf hinweisen, dass das Betreten der Einrichtung ohne Maske nicht toleriert wird. Für solche Fälle können Sie eine Box mit Mund-Nasen-Schutz bereithalten, aus der sich die Eltern bedienen können.

Sollte es Eltern geben, die die Maske ständig vergessen oder gar beleidigend werden und sie als kleinkariert bezeichnen – wehren Sie sich verbal. Weisen Sie auf die Regel „mit Maske oder gar nicht“ hin und klären Sie mit Ihrem Träger, ob Sie bei großer Uneinsichtigkeit der Eltern von Ihrem Hausrecht Gebrauch machen und Eltern das Kind nicht in die Einrichtung bringen dürfen. Bleiben Eltern Ihnen gegenüber unverschämt, bitten Sie Ihre Vorgesetzten um Unterstützung, damit den Eltern hier Einhalt geboten wird.

Wenn auch die Leitung einer Einrichtung nichts gegen renitente Eltern ausrichten kann, ist es absolut legitim, auch den Träger mit ins Boot zu holen. Fordern Sie hier Unterstützung ein, um die Situation nicht unnötig eskalieren zu lassen. Sie müssen sich nicht beschimpfen lassen. Hier kann Ihr Vorgesetzter Sie unterstützen, indem er mit den Eltern telefoniert, eine Mail an sie schreibt oder vor Ort in der Kita präsent ist, um die Sicht des Trägers darzustellen.

Was muss ich bei meinem eigenen Verhalten beachten?

Zweifellos ist es wichtig, hier mit gutem Beispiel voranzugehen, da sonst die beste Argumentation nichts bring. So ist es hilfreich sich an folgende Dos & Don’ts zu halten:

Dos:

  • Halten Sie stets mindestens 1,5 Meter, besser 2 Meter Abstand
  • Tragen Sie Maske beim Betreten der Flure und Eingangsbereiche
  • Begrüßen Sie sich auch im Kollegium mit Worten und Winken oder Kopfnicken
  • Halten Sie die Hust- und Niesetikette ein

Dont's

  • Umarmungen
  • Ohne Maske vor den Eltern rumlaufen
  • Beieinanderstehen und plaudern
  • Einander die Hände geben

Was darf ich von den Eltern erwarten?

Auch diese sollten mit gutem Beispiel vorangehen und den Kindern damit zeigen, wie wichtig es ist, andere zu respektieren und Regeln einzuhalten, die der Gesundheit dienen:

Dos:

  • Regeln der Einrichtung achten und einhalten
  • Abstand halten, mindestens 1,5 Meter, besser 2 Meter
  • Maske beim Betreten der allgemeinen Flure und Eingangsbereiche tragen
  • Begrüßen Sie die Fachkräfte und andere Familien mit Worten und Winken oder Kopfnicken
  • Halten Sie die Hust- und Niesetikette ein

Dont's

  • Ohne Maske die Einrichtung betreten
  • Umarmungen mit anderen Eltern in der Einrichtung
  • Beieinanderstehen und plaudern – in oder vor der Einrichtung
  • Einander die Hände geben

Bestärken Sie sich gegenseitig im Team!

Besonders in Zeiten wie diesen ist die Stimmung nicht immer so gut wie vor der Pandemie. Daher ist es wichtig, gerade jetzt im Team zusammenzuhalten. So wie Sie auch mit den Eltern zusammen und nicht gegeneinander arbeiten sollten, so sollten Sie nun auch im Team noch enger zusammenstehen als sonst. Hier sind klare und einfache Absprachen hilfreich. Sehen Sie es einander nach, wenn Arbeiten vergessen werden oder kurzfristig liegen bleiben, seien Sie wohlwollend, wenn Fehler passieren. Beachten Sie miteinander, dass die Pandemiesituation für alle Menschen herausfordernd und schwierig ist, und nehmen Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen mit all ihren Ängsten und Sorgen gerade jetzt ernst.

Das Arbeiten in der Zeit der Pandemie bringt zusätzliche Aufgaben, wie das regelmäßige Desinfizieren und andere Hygienemaßnahmen. Gestresste Eltern, Kinder, die nach langer Pause wiederkommen, Räume, die nicht mehr offen sein dürfen. Offene Konzepte können oftmals so nicht mehr umgesetzt werden, wie Sie es pädagogisch für richtig halten. Kinder, die einander selbstverständlich sehen konnten, können sich im Haus vielleicht nicht mehr treffen, und gruppenübergreifende Aktionen können nur bedingt und nicht überall stattfinden. Überlegen Sie, welche Aktionen stattdessen sinnvoll sein könnten und wie Freundschaften auch funktionieren können, wenn die Kinder sich nicht sehen. Schließlich gibt es Internet, Telefon und die Post, die Briefe mit kleinen Aufmerksamkeiten von Freund zu Freund transportiert.

Die Pandemie verlangt uns und den Kindern viel ab. Aber wenn wir solidarisch sind, das Beste aus der Situation machen und die Bedürfnisse der Kinder im Blick behalten, werden wir die Corona-Zeit zusammen überstehen.

Petra Engelsmann arbeitete jahrelang als Erzieherin und Kita-Leiterin. Heute ist sie Beraterin, Autorin und Dozentin für Eltern und pädagogisches Fachpersonal.

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