Quereinsteigende gesucht! Wer hat in den letzten Jahren nicht schon mal davon gehört, dass Grafiker, Historikerinnen, Krankenpfleger, Hebammen oder andere fachnah und fachfremd ausgebildete Personen für den Quereinstieg in die Erzieherinnenausbildung oder für die Arbeit in Kitas gesucht werden? Quereinsteigende sollen den Mangel an pädagogischen Fachkräften abfedern und im besten Fall die Qualität in den Kitas verbessern, weil sie – so die häufige Erfahrung – durch ihre Erstausbildung besondere Kompetenzen in die pädagogische Arbeit mit Kindern einbringen können.
Selten denken wir an den Quereinstieg von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern in das für sie noch relative neue Berufsfeld Kita. Seit ein paar Jahren gehen die ersten Träger dazu über, in ihren Einrichtungen Sozialarbeiterinnen zu beschäftigen. Sie nehmen den Fachkräften Arbeiten ab und können bei Personalmangel unterstützen. Sie übernehmen etwa einen Teil der Elternarbeit, indem sie auf Beratungsbedarfe der Eltern eingehen, Eltern externe Angebote für Kinder mit Beeinträchtigungen vermitteln oder ein Elterncafé einrichten. Sie können aber auch Ansprechpartnerinnen für Fachkräfte sein, etwa beim Thema Integration, oder die Netzwerkarbeit übernehmen und so die Interessen der Kita im Sozialraum vertreten.
Knappes Budget
Im Gegensatz zum Bereich Schule ist Sozialarbeit in Kitas bisher nur wenig etabliert. Das liegt unter anderem daran, dass es für Träger meist keine geregelte Finanzierung für die Beschäftigung von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern gibt. Eine Ausnahme bildet Rheinland-Pfalz. Dort haben Träger die Möglichkeit, über das Sozialraumbudget Sozialarbeiterinnen zu beschäftigen. In anderen Bundesländern gibt es Modellprogramme, über die Kitas Sozialarbeiterinnen finanzieren können, wie etwa das sächsische Landesprogramm „Kinder stärken 2.0“. In der Regel müssen aber Träger Sozialarbeiterinnen aus ihrem meist knapp bemessenen Budget finanzieren. Die ungeregelte Finanzierung verhindert bisher, dass sich Kita-Sozialarbeit im Feld der frühen Bildung weitergehend etabliert.
Träger können bei Sozialarbeitsstellen auf unterschiedliche Konzepte zurückgreifen. So gibt es Träger, bei denen eine Sozialarbeiterin für eine einzelne Kita zuständig und damit auch Teil des Teams ist. Andere Träger beschäftigen Sozialarbeiterinnen, die gleichzeitig für mehrere Kitas zuständig sind und nur an bestimmten Tagen kommen. Bei wieder anderen können die Kitas Sozialarbeiterinnen nur auf Anfrage in Anspruch nehmen.
Auch hinsichtlich der Zuständigkeit gibt es unterschiedliche Modelle: In manchen Kitas kümmern sich die Sozialarbeiterinnen ausschließlich um die Belange von Familien. Häufig aber sollen sie im Prinzip für alle zuständig sein: für Eltern, Kinder, Leitungen und Fachkräfte und Sozialraumakteure wie Jugendämter und Grundschulen.
Genauso vielfältig wie die Zuständigkeit ist das Berufsfeld insgesamt. Das macht den Beruf von Sozialarbeiterinnen in Kitas einerseits abwechslungsreich, andererseits aber auch grenzenlos. Sie helfen Familien dabei, Förderbedarfe bei ihren Kindern wahrzunehmen und anzunehmen, Therapien bewilligt zu bekommen und ergotherapeutische oder logopädische Übungen zu Hause weiterzuführen. Kita-Sozialarbeiterinnen unterstützen Familien beim Ausfüllen von Anträgen oder bei der Kommunikation mit Ämtern und verhindern so etwa, dass Familien ihren Kita-Platz, ihre Wohnung oder ihre Aufenthaltsberechtigung verlieren. Oft unterstützen Sozialarbeiterinnen auch Leitungskräfte, indem sie die Kita im Sozialraum vernetzen, bei der Konzeptionsarbeit helfen oder die Leitungen seelsorgerisch unterstützen. Auch Teams können auf die Hilfe von Sozialarbeiterinnen zurückgreifen, etwa bei der Moderation von Teamkonflikten oder bei der Einschätzung, ob Kinder einen Integrationsstatus benötigen. Im Rahmen ihrer Netzwerkarbeit knüpfen Sozialarbeiterinnen Kontakte zu Jugendämtern, Kindergesundheitsdiensten oder Stadtteilmüttern und organisieren in der Kita externe Therapien oder Dolmetscherdienste.
Gut angekommen
Bei der Einarbeitung von Sozialarbeiterinnen, die vor Ort arbeiten, sind vor allem zwei Dinge zu beachten. Erstens: Sozialarbeit ist neues Berufsfeld in Kitas. Leitungen, Fachkräfte und Eltern kennen das Aufgabengebiet der Sozialarbeiterinnen noch nicht richtig. Deshalb herrscht im Team und bei den Eltern immer wieder Unklarheit hinsichtlich der Rolle und der Aufgaben von Sozialarbeiterinnen in der Kita.
Zweitens: Sozialarbeiterinnen haben meist ein großes Aufgabengebiet und sie sind für viele Akteure zuständig. In der Praxis heißt das zum einen: Das gesamte Team und die Sozialarbeiterin sollten frühzeitig das Aufgabengebiet der Kita-Sozialarbeit eingrenzen. Zum anderen: Personal und Zeit sind knapp. Da besteht die Gefahr, dass Sozialarbeiterinnen im Gruppendienst aushelfen sollen. Dies kann aber zur Folge haben, dass sie in Rollenkonflikte kommen und zusätzlich belastet werden.