Ein wesentlicher Ansatzpunkt für Partizipation liegt in der Erziehung zur Selbstständigkeit. Wenn das Kind beim An- und Ausziehen, beim Toilettengang, beim Essen, beim Zugang zu Materialien, bei der Ortswahl in der Kita nicht auf fremde Hilfe angewiesen ist, erlebt es Selbstwirksamkeit. Das Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten und Fertigkeiten wächst.
Hier sind für Krippen- und Kindergartenkinder entwicklungsentsprechend unterschiedliche Aspekte relevant, für die hier Beispiele aufgezeigt werden.
Was passiert heute alles?
Eine Tagesübersicht
Eine Übersicht über den Ablauf des Tages bietet den Kindern Orientierung und gibt Sicherheit.
Dazu werden laminierte Bildkarten mit Symbolen für Aktivitäten (z. B. Frühstück, Morgenkreis, Freispiel, Spielen im Außengelände, Mittagessen, Schlafens- bzw. Ruhezeit, Imbiss) an einem gut sichtbaren Ort, zum Beispiel am Türrahmen untereinander, angebracht. Jeweils ein oder zwei Kinder werden zu „Tageswächtern“ und achten darauf, dass die Bildkarten zu den Aktivitäten, die schon stattgefunden haben, abgenommen werden. So kann jedes Kind jederzeit sehen, was als Nächstes passieren wird.
Neben jeder Aktivitätskarte kann noch ein Bild mit der entsprechenden Uhrzeit angebracht werden, dann lernen die Kinder ganz nebenbei auch die Uhrzeiten.
Es kann sinnvoll sein, statt eines Tagesplans direkt einen Wochenplan zu erstellen, um den Kindern gleich zu Beginn der Woche anschaulich zu machen, was in den kommenden Tagen alles geschehen wird. Durch einen Wochenplan prä-gen sich die Kinder auch die Namen der Wochentage ein. Diesen Effekt kann man verstärken, indem man zusätzlich Symbole verwendet, die mit denselben Anlauten bzw. Anfangssilben beginnen, beispielsweise ein Mond für Montag, ein Dino für Dienstag.
Wie ziehe ich mich richtig an?
Die Anziehstraße
Bevor die Kinder rausgehen, kommen alle im Sitzkreis zusammen. Zwei Kinder werden als „Anzieh-Experten“ bestimmt. Sie holen Bildkarten mit zur Jahreszeit passenden Kleidungsstücken und legen diese aus. Gemeinsam wird besprochen, was auf den Karten zu sehen ist, und überlegt, in welcher Reihenfolge man die Sachen am besten anzieht. Erst die Handschuhe oder doch lieber erst die Schuhe? So-bald die Reihenfolge feststeht, bringen die Anzieh-Experten die Karten draußen in der Garderobe an einem vorher fest-gelegten, gut sichtbaren Ort in der entsprechenden Reihen-folge an. Jetzt kann jedes Kind selbstständig nachschauen, in welcher Reihenfolge es die Kleidungsstücke anziehen soll und muss nicht mehr nachfragen. Für weitere Hilfe stehen die Fachkräfte natürlich zur Verfügung.
Die Anziehstraße hilft Kindern auch nach dem Mittagsschlaf. Dazu werden die Anziehsachen der Kinder in der Reihenfolge ausgelegt, in der sie angezogen werden sollen. Auch mit Puppenkleidung kann an Puppen die Anziehstraße geübt werden.
Kann ich mir selber nehmen und essen, wann und was ich mag?
Beteiligungsspielraum beim Essen
Ein gleitendes Frühstück, zum Beispiel im Kindercafé (einem gesonderten Essensraum), in dem von 8.00 bis 9.30 Uhr gefrühstückt werden kann, hilft Kindern dabei, ihre Körpersignale wahrzunehmen und dann essen zu gehen, wenn sie Hunger haben. Der Raum wird von wechselnden Fachkräften mitbetreut, die den Kindern helfen, aber auch selbst frühstücken können.
Die Kinder in den Gruppen werden in regelmäßigen Abständen von den betreuenden Fachkräften daran erinnert, frühstücken zu gehen. Sollte es keinen Extra-Raum geben, kann ein Tisch im Gruppenraum für das gleitende Frühstück vor-gehalten werden.
Gerade im Krippenbereich und in großen altersgemischten Gruppen ist es sinnvoll, auf das Geschirr zu achten. Kleine, leichte Kannen für die Getränke ermöglichen es den Kindern, sich selbst etwas zu trinken zu nehmen. Bei durch-sichtigen Gefäßen können sie direkt erkennen, wie viel noch enthalten ist. Damit Kinder lernen, eigenständig Besteck richtig zu benutzen, sollte bei jedem Essen ein vollständiger Bestecksatz für jedes Kind bereitstehen, beispielsweise in Gefäßen in der Mitte des Tisches.
Ungewohnte Lebensmittel zu probieren, ist für viele Kinder eine Herausforderung. Gerade, wenn der Probierklecks auf den eigenen Teller kommen soll, ekeln sich einige. Probier-portionen können beispielweise attraktiver gemacht werden, indem man sie auf kleine Puppen- oder Mini-Tapas-Soßen-Teller gibt. Die Miniaturprobierportionen kontaminieren so den eigenen Teller nicht und wenn sie dann noch einen besonderen Namen erhalten, wie „Raupe-Nimmersatt-Brei“ statt Spinat oder „Grüffelogrütze“ statt Brokkoligemüse, dann ist die Neugierde in der Regel geweckt.
Ich kann schon allein auf Toilette gehen!
Die Toilettenklingel
Damit Kinder die Möglichkeit haben, allein auf die Toilette zu gehen und sich trotzdem bemerkbar zu machen, wenn sie Hilfe brauchen, können Funkklingeln eingesetzt werden. Die Klingel wird auf der Toilette angebracht oder das Kind bekommt sie mit, wenn es auf Toilette geht. Auf diese Weise muss die Fachkraft nicht von sich aus hin- und herlaufen, kein Kind wird auf der Toilette vergessen oder muss laut über den Flur rufen.