Die Sichtweise
Viele Erzieher:innen und Kita-Leitungen packen ihre To-do-Liste so voll, dass es kaum möglich ist, alles zu erledigen. Das angedachte Ziel rückt in noch weitere Ferne, wenn irgendwelche unvorhergesehenen Dinge dazwischenkommen. Und sind wir ehrlich: Das ist in der Kita an der Tagesordnung. Daher ist es von vornherein besser, sich weniger vorzunehmen und nach dem Motto zu agieren: „Weniger ist mehr.“ Als Kita-Leitung gibt es natürlich unzählige Schreibarbeiten, Telefonate und Gespräche zu erledigen. Doch wie wäre es, wenigstens einen Tag pro Woche ohne Termine zu planen? So können Sie an diesem Tag Liegengebliebenes erledigen und kreieren damit für sich selbst kein Gefühl des Versagens. Denn leider geht es vielen so, dass sie sich dafür verurteilen, einen Teil ihrer (selbst geplanten) Arbeiten nicht zu schaffen. Stoppen Sie diese Gedanken! Und wenn Sie doch ein Urteil über Ihre (nicht) erledigten Aufgaben fällen wollen, gehört neben die To-do-Liste auch eine mit den Have-dones. Dort tragen Sie alles ein, was sie an einem Tag erledigt haben. So sehen Sie schnell, was Sie Zusätzliches getan haben, obwohl es gar nicht auf der To-do-Liste stand. Dadurch verändert sich Ihre Denkweise und die Motivation steigert sich.
Tipps für To-do-Listen
Um die To-do-Liste ein wenig zu entzerren, hilft es, Priorisierungspunkte zu vergeben: A = alles, was für den heutigen Tag wichtig ist B = alles, was für morgen oder die kommenden Tage wichtig ist C = alles, was erst später wesentlich wird So weiß man sofort, was man unbedingt am jeweiligen Tag tun muss und nicht noch einmal verschieben kann. Gut möglich, dass ein bestimmter Punkt sich irgendwann von Punkt C zu Punkt A verlagert. Das ist okay, und man darf ihn entsprechend erledigen.
Kurz und prägnant
Viel zu oft driften wir in Gesprächen in Geplänkel ab, das für keine Seite zielführend ist. Hier verstecken sich unbewusste Zeitfresser. Es braucht Übung, aber man schafft es, Gespräche kürzer und prägnanter zu führen. Dafür sind kurze Impulsfragen wertvoll: ü Welche Informationen brauche ich? ü Was ist essenziell? ü Welche Antworten braucht mein Gegenüber? ü Muss ich oder mein:e Gesprächspartner:in noch etwas wissen? Oft erkennen Eltern nicht, dass man gerade keine Zeit für ein langes Gespräch hat. Das dürfen Sie ihnen klar mitteilen. Freundlich, deutlich und wertschätzend formuliert, nimmt Ihnen niemand übel, dass Sie ein Gespräch zügig beenden.
Fünf bewusste Minuten
Durch die bewusste Reflexion des Tages, wird Ihnen deutlich, was Sie geschafft haben und wo es noch Verbesserungspotential gibt. Nutzen Sie fünf Minuten, die Sie sogar während Ihres Heimweges einplanen können. Es gibt keine Ausrede, wenn man sich die Zeit nicht nimmt. Denn diese fünf Minuten helfen auf Dauer, das persönliche Zeitmanagement zu verbessern. Mögliche Reflexionsfragen sind:
- ü Was lief heute gut?
- ü Was kann ich verbessern?
- ü Wobei habe ich mich gut gefühlt?
- ü Was hat mir ungute Gefühle bereitet?
- ü Wie möchte ich den morgigen Tag angehen?
- ü Ich bin mir dankbar für … Am Anfang fühlt es sich vermutlich seltsam an, sich selbst für das zu danken, was Sie bewältigt haben. Doch dieses neue Bewusstsein wird Ihnen helfen, sich nicht mehr so leicht stressen zu lassen und gelassen zu bleiben – selbst, wenn es drumherum wieder einmal wild zugeht.
Tipp: Versuchen Sie die Tagesreflexion für drei Wochen. Fragen Sie sich danach, wie es sich für Sie anfühlt und welche Veränderungen Sie bei sich entdeckt haben. Drei Wochen sind ein überschaubarer Zeitraum und der Mensch braucht circa 21 Tage, um sich neue Verhaltensweisen anzueignen und diese zu manifestieren. Selbstverständlich haben wir uns Stressfaktoren meist antrainiert, weil wir Situationen auf eine bestimmte Weise angehen. Um daran etwas zu ändern, müssen wir unser Verhalten umkrempeln. Raus aus der über lange Zeit aufgebauten Komfortzone. Auch wenn man es oftmals ein wenig süffisant sagt: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wir richten uns in einer Situation ein und selbst, wenn wir am Abend abgekämpft und müde sind, wollen wir nichts ändern. Aber wer ein besseres Zeitmanagement für sich selbst kreieren möchte, muss Neuland entdecken. Neue Wege gehen. Es lohnt sich für alle, die wirklich und nachhaltig etwas ändern wollen.
Nein heißt nein!
Vermischen Sie Arbeitszeit und Freizeit nicht. Was Sie an einem Tag oder in einer Woche nicht schaffen, läuft nicht davon. Sie bringen sich selbst in Stress, wenn Sie Ihren Feierabend verwischen, indem Sie Arbeiten mit nach Hause nehmen. Ganz abgesehen von Datenschutzrichtlinien, ist das auch für Ihr persönliches Zeitmanagement nicht gut. Denn dadurch wankt Ihr privater Zeitplan. Sie stressen sich zusätzlich im Privatleben, nehmen das mit in die Arbeit und der Teufelskreis ist vollkommen. Deswegen erlauben Sie sich rechtzeitig „nein“ zu sagen, wenn die Zeit nicht reicht, und verschieben Sie Aufgaben auf die folgenden Tage. Damit sich das Zeitmanagement für das gesamte Team verändern kann, brauchen Sie eine gemeinsame Reflexion. Behalten Sie miteinander das Wesentliche im Blick. Auch wenn es sich zunächst einmal anfühlt, als hätten Sie nun für dieses Gespräch wieder Zeit verschwendet. Sobald sich alle bewusst gemacht haben, wie viele Zeitfresser man tagtäglich oder immer mal wieder zulässt, umso leichter finden kollektive Veränderungen statt. Mögliche Fragen, die Sie sich im Team stellen können:
- Was ist wirklich wesentlich für unsere Arbeit?
- Wofür wenden wir wie viel Zeit auf?
- Wo gibt es Zeitersparnis, wenn wir anders agieren?
- Was müssen wir dafür verändern?
Selbst, wenn Sie glauben, nie Zeit zu verschwenden, lohnt sich ein Blick auf Ihren Alltag. Denn manchmal müssen wir nur wenige Kleinigkeiten verändern, um noch effektiver und im Alltag gelassener zu sein.
Marion Bischoff, Autorin, Supervisorin, Referentin sowie Coach für Kita-Teams und -leitungen. Gemeinsam mit Petra Knickenberg hat sie das Buch „Zwischen den Zeilen“ geschrieben, das im Rhein-Mosel-Verlag erschienen ist. Kontakt: www.wir-bauen-bruecken.com
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