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Es ist Sommer. Die Blumen leuchten auf den Beeten, Jungvögel üben das Fliegen und die Temperaturen locken ins Freie. Kaum eine Jahreszeit treibt uns so ausdauernd aus dem Haus wie diese. Die Sonne lockt, Kinder und Fachkräfte möchten nur eines: raus! In vielen Kindergartengruppen stehen Spaziergänge, Ausflüge oder sogar Waldtage auf dem Plan. Doch was ist mit unseren Kleinsten? Sind Waldtage auch bei Krippenkindern möglich? Und wenn ja, vor welchen Herausforderungen stehe ich als Leitung mit Blick auf rechtliche Grundlagen, Planung und bei der Einbeziehung von Fachkräften und Eltern?
Eine neue Aktion im Krippenalltag ist schnell ausgerufen. Doch wie jede Kitaleitung weiß, dauert es bis zur praktischen Umsetzung ein wenig. So ergeht es auch Kitateams oder Leitungen, die beschließen, den Wald in den pädagogischen Alltag zu integrieren. Für Kindergartenkinder gibt es hier viele erprobte Konzepte bis hin zu Waldkitas. Bei den Krippenkindern sieht das jedoch anders aus. Doch warum ist der Wald gerade für Krippenkinder so attraktiv?
Kleinstkinder sind vor allem mit ihrer Motorik beschäftigt: Krabbeln, laufen, hüpfen – in kaum einem Alter machen Kinder größere motorische Fortschritte als im U3Bereich. Der Waldboden eignet sich besonders zum Ausprobieren und Lernen. Der unebene, aber gleichzeitig weiche Boden fördert den Gleichgewichtssinn wie kaum ein anderer Untergrund. Zudem wirken die natürlichen Farbtöne des Waldes und die ruhige Umgebung beruhigend auf die Kleinen, die in ihrem Alltag meist zu vielen Reizen ausgesetzt sind. Doch bevor eine Krippengruppe sich in das Abenteuer Wald stürzen kann, muss die Kita einige Dinge beachten und organisieren.
Als wichtigster Punkt für jede Leitung gilt zuallererst die rechtliche Absicherung. Waldtage oder Waldausflüge werden von der Unfallkasse nicht anders behandelt als jeder andere Ausflug der Kindertagesstätte. Die Kinder sind somit bei Unfällen krankenversichert, der Ausflug muss nicht gesondert bei der Versicherung angemeldet werden. Wichtig ist jedoch, dass die Zustimmung der Eltern zu Kitaausflügen in den Betreuungsoder Kitavertrag aufgenommen wird. Alternativ kann die Einrichtung eine gesonderte Einverständniserklärung von den Eltern fordern. Auch wenn eine Anmeldung nicht notwendig ist, macht es Sinn, den Träger vorab über den Ausflug zu informieren. Außerdem sollten Sie mit der Kommune und dem Förster absprechen, ob geplante Veranstaltungen, Baumfällarbeiten oder ähnliches den Ausflug gefährden könnten.
Eine Schulung kann die Kompetenz der Fachkräfte rund um das Thema Wald erweitern. Zertifizierte Waldpädagogen oder der Naturschutzbund NABU sind Experten auf dem Gebiet und bieten regelmäßig Fortbildungen oder auch In-House-Schulungen an. Nutzen Sie die Pädagogischen Tage der Kita, um eine solche Veranstaltung zu buchen.
Bevor es jedoch mit den Kindern in den Wald geht, sollten die Fachkräfte das Gelände selbst erkunden. Ein Spaziergang mit den oben genannten Experten kann helfen, geeignete Wege und Waldplätze zu finden. Ein anschließender Austausch mit Experten kann zudem auf Themen hinweisen, die bisher nicht bedacht wurden: Welche Wege sind sicher? Kann ein Krippenwagen mitgenommen werden? Was muss alles eingepackt werden? Sind eine Hütte oder Sitzbänke in der Nähe? Kann der Wald zu Fuß erreicht werden? Gibt es Gefahrenquellen wie einen See oder ein Tiergehege? Welche Regeln sollen in der Zeit gelten? Was dürfen die Kinder, was nicht?
Wenn eine markierte Wanderroute ausgewählt wird, sollten Sie die körperlichen Fähigkeiten der Kleinsten immer berücksichtigen. Der deutsche Wanderverband empfiehlt, für eine geeignete Streckenlänge das Alter mit 1,5 zu multiplizieren. Ein Zweijähriger könnte also drei Kilometer bewältigen. Sind jüngere Kinder dabei, müssen die Fachkräfte an Hilfsmittel wie einen Boller- oder Krippenwagen denken, falls die kleinen Füße müde werden.
Es ist nun an der Zeit, die Eltern ins Boot zu holen. Dafür eignet sich ein separater Elternabend (ggf. online) oder ein Info-Flyer. Folgende Themen sollten nicht fehlen:
An einen ganzen Waldtag können auch Themen wie Frühstück im Wald oder Wickeln dazukommen. Je nach Bundesland sollten Sie das Thema Zecken aufgreifen. Wenn sich Ihre Kita in einem Risikogebiet für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FMSE) befindet, empfiehlt sich eine Zeckenimpfung. Eine Verpflichtung gibt es jedoch nicht. Sie können alle Themen entweder vorab bereits mit dem Team durchsprechen oder sich in einem offenen Brainstorming mit den Eltern darüber austauschen. Aus der Erfahrung heraus sind Eltern meist empfänglicher für neue Themen, wenn sie aktiv mitarbeiten können. Ob das jedoch gelingt, hängt stark von der Klientel und der üblichen Elternarbeit der Kita ab. Bedenken der Familien sollten Sie unbedingt ernst nehmen und offen darüber diskutieren. Gehen Sie mit den Eltern ins Gespräch, erklären Sie Ihre Absichten, machen Sie Fotos von der Waldstelle, an die Sie mit den Kindern gehen möchten. Je mehr die Eltern erfahren, desto einfacher können Sie diese vom Vorhaben überzeugen.
Haben Sie Fachkräfte und Eltern mit Ihrer Idee begeistert, steht den erlebnisreichen und spannenden Tagen mit den Kindern nichts mehr im Wege.
Saskia Wollner-Jungheinrich ist Erzieherin und Kindheitspädagogin (B. A.). Sie leitet eine Krippe mit sechs Gruppen in Niedersachsen.
LITERATURTIPPS
LACIS, ELISABETH (HRSG.): Die besten Waldspiele für Kita-Kinder! Zertifiziert und herausgegeben vom Landesverband der Waldkindergärten. Verlag an der Ruhr 2011. Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung: Mit Kindern im Wald. Möglichkeiten und Bedingungen in einem natürlichen Spiel- und Lebensraum. DGUV, Berlin 2008.
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