Ideen, wie man Eltern für die Naturpädagogik gewinnen kann
Im Folgenden sind einige Ideen versammelt, wie es pädagogischen Fachkräften gelingen kann, Eltern auf Dauer „mit ins Boot zu holen“, sie im durchaus doppelten Wortsinne „mitzunehmen“.
Kita-Kleiderkammer
Es ist hilfreich, eine kleine Auswahl an festen Schuhen, Matschhosen, Handschuhen und Regenjacken vorrätig zu haben, sodass Kinder, die „unvorbereitet“ in die Kita kommen, dennoch mit in die Natur gehen können. Der entscheidende Ansatzpunkt muss jedoch das Gespräch mit den Eltern sein, um zu informieren, Verständnis und Problembewusstsein zu schaffen, eventuelle Hintergründe zu erfahren und vielleicht auch Hilfe bei der Beschaffung günstiger, aber angemessener Kleidung anzubieten.
Eltern-Basar
Ein jährlicher Eltern-Basar, auf dem entsprechende Kleidung erworben werden kann, ist empfehlenswert. Einen Materialpool für jene Kinder dauerhaft bereitzustellen, entschärft zwar mögliche Konflikte. Es wäre aber zu befürchten, einer passiven, konsumähnlichen Haltung Vorschub zu leisten und zudem sozial stigmatisierend zu wirken. Jedenfalls würden Eltern dadurch eher nicht in die Aktivitäten ihrer Kinder involviert werden, was jedoch wünschenswert wäre.
Ein Natur-Tag pro Woche
Es ist bei regelmäßigen wöchentlichen Draußen-Tagen hilfreich, einen Wochentag (am besten nicht montags) festzulegen, damit sich Vorbereitungsroutinen in den Familien besser entwickeln können.
Natur-Dokumentation
Eine gut sichtbare Wald und Sammelecke, in der Bilder, Fotos, Informationen, Fundstücke oder ein selbst erstelltes Naturbuch ausgestellt sind, bietet vielfältige Gesprächsanlässe zwischen Kindern und Erwachsenen. Mit Eltern ins Gespräch zu kommen, bietet die Chance gegenseitiger Anerkennung, was auch das Eltern-Kind-Verhältnis einschließt. Von sich aus erzählen Kinder zu Hause meistens nicht viel von ihren Erlebnissen. Mit dem „Fundstück des Tages“ in der Hand passiert dies jedoch eher.
Film-Aufnahmen
Enorm bereichernd für Eltern und ihr Verhältnis zum Kitageschehen sind Videoaufnahmen von den Aktivitäten ihrer Kinder, die dadurch zugänglich gemacht werden. Sie können etwa auf Elternabenden gezeigt und kommentiert werden.
Elternabende
Elternabende können so gestaltet werden, dass sie Eltern und Erzieherinnen gedanklich aktivieren, indem zum Beispiel biografische Reisen in die eigene Kindheit das Naturthema aufspüren lassen. Verschiedene Naturgegenstände oder Fotos können dabei als Impulse dienen. Wichtig ist, dass die pädagogischen Fachkräfte wirkliches Interesse zeigen und sich selbst einbringen.
Eltern-Kind-Aktionen
Nicht nur gedanklich, sondern ganzheitlich aktivierend, sind Eltern-Kind-Aktionen wie Dämmerungs- oder Fackelwanderungen, wobei gerade auf die Geselligkeit und Vergemeinschaftung am Lagerfeuer, beim Abendbrot auf der Lichtung Wert gelegt werden sollte. Für jene Eltern, die freiwillig den Weg in die Natur nie fi nden oder suchen würden, können gerade diese Akzente ausschlaggebend sein. Übrigens werden erfahrungsgemäß mehr Väter angesprochen, wenn Feuer im Spiel ist.
Natur-Aktivitäten
Eltern mitnehmen meint auch, ihnen zu ermöglichen, an Naturaktivitäten teilzunehmen, das pädagogische Handeln kennenzulernen und dadurch neue Seiten an ihren Kindern zu erkennen.
Eltern-Informationen
Um Eltern (auch Kolleginnen) von Naturprojekten zu überzeugen, muss man diese begründen können und davon selbst überzeugt sein. Sachkundige Informationen darüber, was, warum und wie etwas in der Natur den Kindern zugänglich gemacht werden soll, sind unerlässlich und sollten immer im Vordergrund stehen.
Elterngespräche
Offene Naturräume bergen Gefahren und Risiken. In Elterngesprächen oder auf Elternabenden sollten Ängste, beispielsweise bezüglich des Kletterns, ernst genommen werden, ohne eine Angsthaltung zu unterstützen. Überbesorgten Eltern kann zudem mit Notfallplan, Erste-Hilfe-Schein und klaren Verhaltensregeln begegnet werden, etwa bezüglich der unvermeidlichen Zeckenfrage: Vorsorge durch entsprechende Kleidung, Nachsorge durch die Einverständniserklärung der Eltern, die Zecke ziehen zu lassen, und abendliche Kontrolle durch die Eltern. Als sicherheitspädagogische und auch rechtliche Maxime kann gelten: Sicherheit entsteht durch den kompetenten Umgang mit Risiken und nicht durch die Vermeidung von Risiken.
Eltern-Rückmeldungen
Generell ist es bei der langfristigen Etablierung von Naturaktivitäten geboten, den Eltern immer wieder Rückmeldungen zu geben, in denen über Naturerfahrungen ihres Kindes gesprochen wird. Es sollten auch eventuelle Fortschritte thematisiert werden, beispielsweise in der Sprachentwicklung, in der Motorik oder im Sozialverhalten. Naturräume bieten schließlich hervorragende Anregungen für viele kindliche Entwicklungsbereiche. Wenn Eltern realisieren, dass ihr Kind viel erfahren und lernen kann, indem es zusammen mit anderen Kindern auf Bäume klettert, durch den Matsch watet oder Spinnen untersucht, dann lösen sich viele Bedenken von allein auf.
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