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Heute hat Annika wieder Zahlen und Buchstaben aufgeschrieben.“ Die Mutter von Annika zeigt ganz stolz, die weißen Blätter mit den farbigen großen Buchstaben A und N. „Ihren Namen kann sie auch schon und daheim sitzt sie stundenlang beim Ausmalen.“
Annikas Eltern sehen die Stärken ihres Kindes und für sie steht fest: Ihr Kind kann in die Schule gehen.
„Ein paar Defizite hat sie schon noch“, erklärt die Mutter, „Rechnen kann sie noch nicht oder erste Wörter lesen, aber bis zum Schulanfang ist ja noch viel Zeit. Wir haben ja erst Januar und Annika feiert ihren sechsten Geburts-tag eh erst Ende August.“
Die Mutter versucht den Fachkräften klarzumachen, warum sie Annika in der Schule sieht. Und es stimmt, Annika ist im Moment sehr interessiert an Zahlen und Buchstaben, doch es gibt weitere Kompetenzen für einen gelungenen Schulstart und für die spätere Schulzeit. Hier ist es Aufgabe der Fach-kraft, die Eltern darüber aufzuklären, welche Fähigkeiten das Kind braucht. Am besten geht das in einem Beratungs- und Entwicklungsgespräch.
Besprechen Sie vorher mit Ihren Kollegen und Kolleginnen das Verhalten, die Stärken und das Können des jeweiligen Kindes. Gehen Sie dabei von den acht Kompetenzen eines zukünftigen Schulkindes aus:
Kann das Kind
Ergänzen Sie mit Ihren Teammitgliedern die Liste. Was ist Ihnen wichtig, welche Kompetenzen braucht ein Vorschulkind? Bringen Sie die ausgefüllte Liste mit zum Eltern gespräch.
Legen Sie ein Tuch in die Mitte des Tisches und darauf ein Foto vom Kind, eine Lerngeschichte, den Portfolio- Ordner oder das Spielzeug, das momentan am liebsten benutzt wird. Damit wird sichtbar: „Das Kind steht im Mittelpunkt und alle Gesprächsbeteiligten möchten das Bestmögliche.“
Gestalten Sie Kärtchen mit den acht Kompetenzen und legen Sie diese sichtbar um das Foto des Kindes. Beginnen Sie das Gespräch mit der Frage, was das Kind zu Hause von der Kita erzählt, mit wem es gerne spielt und womit es sich zurzeit beschäftigt. Leiten Sie über auf die Kompetenzen und erarbeiten Sie die Stärken des Kindes mit den Eltern im Dialog.
Erklären Sie anhand von Beispielen, in welchen Bereichen das Kind noch eine Entwicklung braucht, und wie die Eltern dies spielerisch fördern können. Annika interessiert sich für Buchstaben und Zahlen. Das ist ihre Stärke und gehört zur kognitiven Kompetenz. Annika braucht aber noch Zeit, damit sie sich emotional festigt und ihre Grenzen bei anderen Kindern aufzeigen kann. In Konflikten zieht sie sich zurück, wird leise und weint öfter. Für Lösungen des Streites braucht sie die Unterstützung der Erwachsenen. Wenn sie im Gesprächskreis etwas sagen möchte, traut sie sich nicht, laut vor der Gruppe zu sprechen.
Finden Sie gemeinsam einen Weg, den beide Parteien gehen möchten. Haben die Eltern überhaupt Bedenken? Bleibt Annika noch ein Jahr in der Kita? Wenn sie in die Schule geht: Braucht sie noch Unterstützung durch Ergotherapie, Logopädie oder die Frühförderstelle?
Durch die acht Kompetenzen sehen Eltern, dass schulfähig nicht heißt, den Namen schreiben zu können und am Tablet lange Zeit konzentriert zu sein. Ein zukünftiges Schulkind braucht eine ganzheitliche, individuelle, wertschätzende Beobachtung und sein Familiensystem.
Angelika Kirn arbeitet als Erzieherin mit Schwerpunkt Musik und Theaterpädagogik sowie als Praxisanleitung.