Da wir auf der Beziehungsebene und damit immer auch emotional arbeiten, müssen wir als pädagogische Fachkraft Tag für Tag gleichermaßen Profi wie auch feinfühlige, empathische Bezugsperson sein. Auch die (mit Recht!) geforderte Wertschätzung allen Beteiligten gegenüber – also Kindern, Familien, Team und Leitung – aufzubringen und unser Handeln stets zu reflektieren, ist ein wirklich hoher Anspruch.
Das Ziel soll aber gar nicht sein, dass Sie immer und jederzeit perfekt sind. Wir haben alle gute und schlechte Tage, wir machen Fehler und nicht jedes „Fettnäpfchen“ lässt sich gleich gut umschiff en. Vielmehr geht es darum, eine offene Grundhaltung einzunehmen, zu leben und davon auszugehen, dass man eben nicht perfekt ist. In einer offenen Grundhaltung ist man in der Lage, Feedback und Kritik anzunehmen, eigene Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren und in den konstruktiven, lösungsorientierten Austausch zu gehen, um einen gemeinsamen empathischen und ressourcenorientierten Blick zu erlangen.
Systeme müssen sich an die Kinder anpassen
Eine offene Grundhaltung bedeutet, jedes Kind als besonders und einzigartig zu betrachten und zu erkennen, dass jedes Kind es verdient, so gesehen und wahrgenommen zu werden, wie es ist – mit all seinen Bedürfnissen, Stärken, Schwächen und Herausforderungen. Das bedeutet auch, dass es nicht Aufgabe der Kinder ist, systemfähig zu werden, sondern vielmehr Aufgabe der Systeme, kinderfähig zu werden – das bedeutet für Sie als Fachkraft: sich auf alle Kinder gleichermaßen einzustellen und allen ein gleichberechtigtes Miteinander zu ermöglichen.
Eine offene Grundhaltung bedeutet auch, individuelle Unterschiede zu respektieren und Vielfalt als Bereicherung wahrzunehmen. Mit dieser Haltung und diesem Bild des Kindes muss es unser gemeinsames Ziel sein, alle Kinder in der Art zu unterstützen und zu begleiten, dass sie uns irgendwann nicht mehr brauchen und als kompetente, starke und selbstsichere Menschen in ihrer Umwelt stabil und sicher zurechtkommen.
Die offene Grundhaltung ermöglicht es uns, aufgeschlossen in die Reflexion zu gehen und ehrlich zu uns zu sein. Wenn Sie in dieser Art sich, Ihr Team und Ihre Einrichtung refl ektieren, sind Sie gegen viele hausgemachte Faktoren gefeit, die zu Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen und anderen Schwierigkeiten beitragen und/oder diese begünstigen können. Außerdem achten Sie gleichzeitig auch auf sich und Ihr Wohl, sodass die Tür um 16:30 Uhr auch wirklich zufallen darf und Sie unbelastet in den Feierabend gehen können. Die folgenden Fragen können dabei in regelmäßigen Reflexionen Anregung für Sie und Ihr Team sein.