Contra
Zugegeben, vor kurzem habe ich noch einen Beitrag mit einem Rezept für Salzteig geschrieben. Tja, und nun schreibe ich einen „Contra-Beitrag“ darüber, dass man Lebensmittel genau dafür nicht verwenden sollte?
Wir alle dürfen doch lernen, haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten unseren Blick geweitet! Ich wünsche mir, dass wir achtsam und respektvoll mit Lebensmitteln – und mit allem anderen ebenfalls – umgehen. Und das ist doch eigentlich gar nicht schwer: Statt Nudeln aufzufädeln, könnten wir doch auch einfach Knöpfe oder Bastelperlen nehmen. Und die Aktionswanne könnte doch statt mit Linsen und Erbsen (Ergotherapeut:innen schwärmen ja immer wieder davon) einfach mit Sand, kleinen Steinen, Granulat, Zapfen, Kastanien oder anderem Material gefüllt werden. Dazu müssten wir eigentlich einfach nur einmal genau hinschauen und Alternativen finden. Es ist ja nicht so, dass wir in den Krippen und Kitas kein Spiel-, Tast-, Fühloder weiteres Material hätten!
Ich bin keine, die mit einem Heiligenschein herumläuft und alles richtig macht. Aber ich bin bereit, mein Verhalten zu reflektieren und mich auf etwas Neues einzulassen. Müssen wir im „Globalen Norden“ Mehl benutzen, um daraus ein Wegwerfspielzeug zu machen, wenn mit dem Krieg in der Ukraine gerade die größte Ernährungskrise der Welt droht? Fühlt es sich da für Sie gut an, Mehl und Öl zum „Matschen“ zu verwenden? Oder Joghurt, weil es so schön kühl ist, wenn man mit den Fingern darin malt? Wer es bisher noch nicht getan hat, der kann sich überall darüber informieren, wie viel Schmerz, Leid und Qual Kühe aus konventioneller Landwirtschaft ertragen müssen, um genau die Milch herauszupressen, die dann als Spiel- oder Experimentiermaterial dient.
Respektvoller, achtsamer Umgang mit Lebensmitteln beginnt ja nicht erst beim Essen (oder Spielen), damit denkt man auch das Wohlergehen von Mensch und Umwelt mit: Hierbei sind wir als pädagogische Fachkräfte Vorbild, wie in so vielen Dingen. Da kommen Sie so schnell nicht raus. Ich jedenfalls habe es mir vorgenommen: sensibel für das werden, was mich im Alltag umgibt! Und damit meine ich nicht nur die Lebensmittel.
Nadine Marchi ist Pädagogin, Sprachexpertin, YogaMotorikerin und Integrationsfachkraft. Seit über 25 Jahren arbeitet sie in Kindertagestätten und fungiert zusätzlich als Dozentin für pädagogische Fachkräfte und Elternworkshops. Seit 2019 ist sie Kinderbuchautorin. Kontakt: www.nadinemarchi-autorin.de