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Interview mit Sabine Kühn
KK: Frau Kühn, was ist Ihr Eindruck: Inwieweit hat die Corona-Zeit die Einjährigen geprägt?
Sabine Kühn: Das ist sehr unterschiedlich. Es hängt stark davon ab, wie die Situation der Familie ist. Für Familien in belasteten Situationen, etwa durch Trennung, Einkommens- oder Jobverlust oder mit einem behinderten Kind, hat Corona oft große zusätzliche Anstrengungen und Ängste bedeutet – und das geht auch an den Jüngsten nicht spurlos vorbei. Besonders für diese Kinder war es oft ein Segen, zu uns zu kommen und hier Normalität, einen geregelten Tagesablauf und eine entspannte Atmosphäre zu erleben.
Sicher haben einige Kinder mehr ferngesehen, als es unter normalen Umständen der Fall gewesen wäre, vielleicht auch anderes oder mehr zu essen bekommen als gut ist oder unter dem Stress der Eltern im Homeoffice gelitten.
Leider haben wir davon nicht immer so viel mitbekommen, wie wir es uns gewünscht hätten, weil die sonst üblichen Tür-und-Angel-Gespräche größtenteils weggefallen sind und wir sehr viel weniger mit den Eltern im Austausch sein konnten als normalerweise.
Wir haben zwar vermehrt Elterngespräche geführt, per Video, und auch Elternabende als digitale Meetings veranstaltet. Aber das ist kein Ersatz für den regelmäßigen Kontakt an der Tür, im Flur. So weit es möglich war, haben wir auch Gespräche mit Eltern draußen geführt. Denn der enge Kontakt zu Eltern ist uns sehr wichtig. Wir haben immer wieder erfahren, dass zum Teil die Not in den Familien groß war, insbesondere bei Alleinerziehenden.
KK: Haben die Corona-Bedingungen Ihre Arbeit sehr verändert?
Wie sonst auch, vielleicht noch intensiver, achten wir auf jedes einzelne Kind: Wie geht es ihm, was braucht es?
Die meisten Kinder konnten in die Notbetreuung kommen. Die wenigen, die längere Zeit nicht da waren, brauchten schon eine Weile, um wieder ganz anzukommen. Sie waren zum Teil unruhig oder sehr in sich gekehrt, haben unter der Lautstärke gelitten, hatten Schwierigkeiten damit, mal warten zu müssen, und mussten sich erst wieder an unseren Tagesrhythmus gewöhnen. Das hat sich aber in der Regel nach ein bis zwei Wochen gegeben.
Auch bei den neuen Kindern haben wir gemerkt, dass sie zum Teil bisher nur sehr wenig Kontakt zu anderen Menschen neben den Eltern hatten und auch das Zusammensein mit Gleichaltrigen noch gar nicht kannten.
KK: Glauben Sie, dass der Beginn des Lebens unter diesen außergewöhnlichen Bedingungen die Kinder nachhaltig prägen wird?
Nein, das glaube ich nicht. Kinder sind flexibel und die Kleinen stecken das gut weg. Viel mehr sind die älteren Kinder und die Jugendlichen die Leidtragenden der Pandemie, ihnen wurde viel genommen, was für ihre Entwicklung in dieser Zeit wichtig ist.
Zum Glück normalisiert sich das Leben und auch unser Krippenalltag ja gerade wieder. Wir sind alle geimpft und freuen uns sehr, dass jetzt auch für die Familien bald wieder mehr möglich ist an Freizeitgestaltung mit den Kindern – und die großen Belastungen und Ängste hoffentlich zumindest für die meisten bald vorbei sind.
Sabine Kühn leitet die Kitas Schneeburg und Mausezahn in Freiburg und arbeitet dort in einer Krippengruppe.
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