17.01.2023
Tina Scherer, Friederike Falkenberg

Bloß nicht quetschen! – Warum Quetschies nicht in die Krippe gehören

Schnell mal eine Portion „gesundes“ Obst trinken? Wenn man den Aufschriften auf den Quetschbeuteln glaubt, sind „Quetschies“ nicht nur gesund, sondern auch praktisch, denn man braucht weder Becher, Flasche, Glas noch Löffel. Tatsächlich sind Quetschies in mehr als nur einer Hinsicht ein No-go in der Krippe.

1. Zuckerbomben

Manche Beutel werben mit der Aufschrift „ohne Zusatzstoffe“, es soll also nur Obst(brei) enthalten sein. Aber gerade der hat es in sich: Der hohe Anteil an Fruchtzucker (Fruktose), der schon von Natur aus im Obst vorkommt, ist bedenklich, denn Fruktose kann in größeren Mengen die Leber belasten und zu Verdauungsstörungen führen. Außerdem sind für den süßeren Geschmack oft noch Apfel- oder Traubensaftkonzentrat zugesetzt. Folge: Die Breichen werden zu wahren Zuckerbomben. Sie sind dann kochkalorische Süßigkeiten. Erhöhter Verzehr kann gerade in der frühen Kindheit das Risiko für Übergewicht, Diabetes und Adipositas erhöhen. Durch das Saugen tritt nicht so schnell ein Sättigungseffekt ein wie beim Kauen oder Löffeln von Obst oder von Obstbreien.

2. Zahnschmelzkiller

Beim Saugen und Lutschen kommen die Zähne in direkten Kontakt mit dem süßen Inhalt aus dem Beutelchen. Weil der süße Brei länger im Mund bleibt als beim Kauen von Obst, bleibt der enthaltene Zucker besser an den Zähnen haften. Zusatzstoffe in manchen Quetschies wie Zitronensaftkonzentrat senken den pH-Wert im Speichel, was den Zahnschmelz noch zusätzlich anfälliger für Kariesbakterien macht

3. Übeltäter für die Verdauung

Rückstände chemischer Pflanzenschutzmittel (Pestizide), zu viel Fruchtsüße, mangelhafte Deklaration und die oben erwähnten Fruchtkonzentrate sorgten schon bei einer Testung von Stiftung Öko- Test 2016 für viele schlechte Bewertungen. Der Nutri-Score zeigt außerdem eine Bewertung für Getränke an. Würden Quetschies als „Essen“ angesehen, wären die ausgewiesenen Werte deutlich schlechter. Allerdings können die stark pürierten Breie auch ohne Zusatzstoffe schon für Verdauungsbeschwerden sorgen, weil sie sehr schnell in den Darm gelangen und das Verdauungssystem so schnell überfordern.

4. Saboteure bei der Sprachbildung

Kauen ist nicht einfach nur die Zerkleinerung von Essen, richtiges Kauen kann die Verdauung entlasten, vor allem ist es aber wichtig für die Kiefer-, Mund- und Zungenmotorik und damit die Sprachbildung. Bei Quetschies fällt das Kauen komplett weg. Besser als ein Fruchtmus oder ein Joghurt aus dem Beutel ist auch das Löffeln aus Glas oder Becher. Es schult Auge-Hand-Koordination, die Muskulatur von Lippen und der Zunge. Gläschen mit Fruchtmus sind in dieser Hinsicht also den Beuteln vorzuziehen.

5. Klimasünder und Geldschlucker

Ein lustiger bunter Plastikverschluss, zu groß, um verschluckt werden zu können, und eine bunt bedruckte Tasche aus Alufolie und Kunststoff: Quetschies produzieren eine Menge Müll, denn die kleinen Tütchen können nur sehr schlecht recycelt werden. Mit 40 Cent bis einem Euro pro Stück sind die Beutelchen auch deutlich teurer als Gläschen oder als frisches Obst.


Frisch oder aus dem Glas – So machen Sie’s besser

Falls Sie mal gefragt werden, beispielsweise von Familien, die immer noch Quetschies benutzen: Ein Stück frisches Obst, eine Karotte, ein Stück Apfel, eine Erdbeere bietet so viel mehr als der bedruckte Beutel: Haptik, das Anfassen, das Beschnuppern, das Erspüren von Textur und Geschmack – all das fällt beim Quetschie-„ Genuss“ flach. Frisches Obst enthält außerdem in der Regel mehr und natürliche Vitamine (in Quetschies werden oft künstliche Vitamine zugesetzt, die der Körper gar nicht verwerten kann). Wer trotzdem kein frisches Obst kaufen möchte/kann, der kann auf Obst und Joghurt im Gläschen zurückgreifen.


QUELLEN

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/quetschies-der-ideale-snack-to-go-36863
https://www.oekotest.de/kinder-familie/Quetschies-Sechs-Gruende-gegen-Obstbrei-aus-der-Tuete_600861_1.html

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