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Trauer – ein Gefühl, mit dem alle Menschen im Laufe ihres Lebens immer wieder konfrontiert werden. Menschen trauern um den Verlust von Beziehungen, um ein abgeschlossenes Lebenskapitel, um den Verlust von Werten, Lebenszielen und Gesundheit – oder um einen geliebten Menschen, der gestorben ist.
Trauer gibt es in jeder Kultur. Wie man damit umgeht, kann jedoch unterschiedlich aussehen. Viele verdrängen ihre Trauer, indem sie sich ablenken. Das hilft – zumindest kurzfristig. Wenn man einen Verlust aber wirklich bewältigen will, bedarf es einer bewussten Trauerarbeit.
Nun ist es aber so, dass das Thema Tod in Familie und Gesellschaft westlicher Kulturen weitgehend aus dem Alltag verdrängt wurde. Der Tod findet meist nicht mehr zu Hause statt, sondern in Krankenhäusern oder im Hospiz. Oft bekommen die Kinder nichts mit, weil die Erwachsenen sie vor Gefuhlen wie Trauer, Verzweiflung oder Angst abschirmen und schützen wollen. Allerdings erleben Kinder dadurch weder den Tod noch die damit verbundenen Rituale als etwas, das natürlicherweise zum Leben gehört.
Und dennoch: Kinder begegnen dem Tod. Eltern sprechen über den verstorbenen Nachbarn, ein geliebtes Haustier stirbt oder jemand aus dem unmittelbaren Familienkreis. In solchen Kontexten fragen Kinder nach der Vergänglichkeit. Und sie wollen Antworten, die ihnen Orientierung und Sicherheit geben. Kinder verstehen jedoch etwas anderes unter dem Begriff Tod als Erwachsene. Selbst Fünfjährige begreifen oft noch nicht, dass der Tod endgültig ist. Sie schreiben Verstorbenen Bedürfnisse zu: Ihnen konnte kalt sein oder sie konnten sich in der Dunkelheit unter der Erde fürchten.
Meist nehmen Kinder in diesem Alter Erklärungen der Erwachsenen wörtlich, etwa bei: „Die Oma schaut vom Himmel auf dich herab.“ Die Vorstellung, dass die verstorbene Großmutter einen ständig beobachtet, kann verunsichern. Erst mit zunehmendem Alter und durch Erklarungen verstehen Kinder, was der Tod ist. Dann begreifen sie auch das Konzept der Non-Funktionalität: Der Körper funktioniert nicht mehr, das Herz hört auf zu schlagen und die Atmung steht still. Sie verstehen: Der Tod hat Ursachen und ist nicht auf mein eigenes Denken, Sprechen und Handeln zurückzuführen – was jüngere Kinder oft noch glauben: „Ich habe gesagt, er soll tot sein, und jetzt ist er wirklich tot.“
Ob ein Kind den Tod als etwas akzeptieren kann, das real ist, zum Leben gehört und zudem unumkehrbar ist, hangt entscheidend von den Erklärungen der Erwachsenen ab. Erwachsene müssen den Tod beim Namen nennen – so vermeiden sie Irritationen, Verunsicherungen oder gar Ängste bei Kindern. Verharmlosende oder beschönigende Umschreibungen, die die Realität des Todes unklar ausdrucken, fuhren zu Missverständnissen. Widersprüchliche Ausdrucksweisen sind etwa:
Grundsätzlich bestimmen die Fragen des Kindes das Gespräch über den Tod – den Zeitpunkt, die inhaltliche Richtung und das Tempo. Kinder sollten wissen, dass es in Kita und Familie immer Raum für ein Gespräch zum Thema Vergänglichkeit, Tod und Trauer gibt. Klar und deutlich darüber zu sprechen, ist wichtig. Dazu müssen sich auch Fachkräfte mit dem Tod auseinandersetzen. Reflexionsfragen sind ein guter Einstieg. (Impulse finden Sie im Kasten auf S. 27.) Eine Alternative ist, ausgehend vom Zitat von Mascha Kaleko, in Kleingruppen oder in Eigenarbeit Skulpturen herzustellen – aus Karton, Farbe oder auch Knetmasse – und dadurch den eigenen Erfahrungen eine Gestalt zu geben.
Sterben, Tod und Trauern gehören zum Leben – auch zu dem von Kindern. Sie trauern aktiv und können die Trauer mit der Hilfe von Erwachsenen bewältigen. Doch Kinder trauern anders als Erwachsene, denn sie leben im Hier und Jetzt: Auf sehr große Traurigkeit und hemmungsloses Weinen kann schnell ein fröhlich-ausgelassenes Spielen folgen. Dadurch ist der Trauerprozess von Kindern von außen weniger klar erkennbar als bei Erwachsenen.
Die Theologin Corinna Hirschberg teilt Trauerprozesse, angelehnt an den Theologen Yorick Spiegel, in folgende Phasen ein:
Der Kita-Alltag bietet einen sicheren Rahmen, um Kindern Raum und Zeit zu geben, sich mit Trauer und Tod auseinanderzusetzen. Aufmerksame Fachkräfte können durch Beobachtung erkennen, was das Kind im Moment erlebt. Sie können Gefühle aufgreifen und Trauer thematisieren. Das unterstutzt Kinder darin, sich darüber im Klaren zu sein, was sie fühlen und brauchen.
In folgenden Bereichen kann die Kita helfen:
Trauer ist eine selbstverständliche emotionale Reaktion auf einen Verlust. Wie gut Kinder einen Verlust bewältigen, hangt auch von dem Umgang mit dem Thema Tod und Trauer ab. Unabhängig vom Alter sollten Kinder erfahren: tote Person kommen nicht mehr zurück, der Tod kommt zu allen Lebewesen, es ist natürlich, traurig zu sein und sich zu wünschen, die verstorbene Person möge wieder lebendig sein. Werden und Vergehen, Loslassen und Abschiednehmen, Leid, Sterben, Tod und Trauer sind elementare Themen, die Kinder bewegen. Geben wir diesen Themen Raum, können Kinder Kompetenzen entwickeln, um auch zukünftige Erfahrungen mit dem Tod zu bewältigen.
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