In der Therapie bieten wir diesen Kindern vor allem positive Bindungserfahrungen, begleitet beispielsweise von altersentsprechenden Vorlese- und Anschaumaterialien, in denen es darum geht, dass Kinder richtig sind, wie sie sind, dass sie gemocht und gewollt sind, dass sie schon vieles können. Kleine gemeinsame „Spiel“-Handlungen begleiten in diesem jungen Alter die Behandlung eher und stehen nicht so sehr im Zentrum wie bei älteren Kindern das komplexe Rollenspiel.
Zentral: die Bezugspersonenarbeit
Hohen Stellenwert hat indessen in der Therapie mit Kleinkindern die Bezugspersonenarbeit. Diese können aktiv einbezogen werden, etwa an einzelnen Therapiestunden teilnehmen. Sie lernen kindbezogene Empathie und erfahren, wie sie alternativ mit dem Kind umgehen können. Oder es werden Hausbesuche vereinbart oder aber die Bezugspersonen erstellen ein Video mit besonders eindrücklichen Situationen. So ist es möglich, konkrete Anleitung im Bindungs- und Erziehungsverhalten zu geben, sodass die Bindungsdefizite beim Kind in kleinen – oft kleinsten – Schritten zu Hause aufgefangen werden können. Gearbeitet wird also nicht allein mit dem Kind, sondern vielmehr intensiv mit den Menschen, die für das Kind erzieherisch verantwortlich sind. Dies kann in einzelnen Fällen sogar Schwerpunkt der Kindertherapie sein. Viel Engagement liegt also bei den Bezugspersonen, die das in der Therapiestunde oder von der Therapeutin Erfahrene im häuslichen Rahmen konsequent umsetzen müssen. Ohne diese wichtige Co-Therapeuten-Funktion der Erziehenden kann eine Therapie mit jungen Kindern kaum erfolgreich sein.
Für Familien mit ganz jungen psychisch beschädigten Kindern gibt es spezielle Kurse zur Schulung im Bindungsverhalten (SAFE oder BASE). Sie fördern die Feinfühligkeit und Empathie der Erwachsenen in Abhängigkeit vom Kind. Die Erziehenden erhalten Anleitung im Umgang mit dem speziellen Verhalten ihres Babys oder Kleinstkindes. Auch Mitarbeitende in Schreiambulanzen sind diesbezüglich speziell geschult, sodass die ganz Kleinen außerhalb der klassischen Kinderpsychotherapie gut aufgehoben sind. Eine Intensiv-Therapie ist stationär möglich; hier bieten einzelne Kliniken speziell für früh und schwer traumatisierte Kinder das sogenannte MOSES-Therapiemodell an, das auf Bindungsarbeit fußt.
Literatur
Schneider, W.; Lindenberger, U. (Hrsg.) (2018): Entwicklungspsychologie. Weinheim: Beltz Verlag.
Höfer, S. (2016): Spieltherapie – Das geleitete individuelle Spiel in der Verhaltenstherapie. Weinheim: Beltz Verlag.
Brisch, K.-H. (2021): Bindung und psychische Störungen: Ursachen, Behandlung und Prävention. Stuttgart: Klett-Cotta.
Brisch, K.-H.(2014): Säuglings- und Kleinkindalter: Bindungspsychotherapie. Stuttgart: Klett-Cotta.
Ihnen hat diese Beitrag zum Thema "Spielen als Hilfe – Spieltherapie mit Kindern unter drei Jahren" gefallen? Weitere Tipps, Wissenswertes und Ideen finden Sie in unserer Zeitschrift ZeT. Hier bestellen!