Was sind wichtige Kriterien für den Kinderbuchkauf?
Kinderbücher müssen tatsächliche Vielfalt darstellen, dürfen aber nicht den Fehler machen, bestehende Rollenbilder komplett umzudrehen. Das Kind soll in erster Linie wahrnehmen, dass es einzigartig und damit wertvoll ist. Gute Bilderbücher beleuchten alle menschlichen Charaktere und Lebensmodelle und stellen sie als liebenswert und freudvoll dar. Das Leben ist bunt. Neben dieser Aussage gilt es aber auch aufzuzeigen, dass Menschen, die nicht in eine bestehende Norm passen, Probleme haben können. Gute diverse Bücher wecken beim Kind Unbehagen, wenn es um das Ablehnen von Andersartigkeit geht, sodass es dies als ungerecht empfindet. Der Inhalt des Buches sollte an den Reifegrad des Kindes angepasst sein.
Welche Entwicklung wäre für die Kinderbuchwelt noch wünschenswert?
Die Welt der Kinderbücher muss sich frei machen von unsinnigen Normen. Wir tun Kindern und Erwachsenen keinen Gefallen damit, Klischees zu bedienen. Autor*innen und Illustrator* innen, die Verlage selbst, vor allem aber die Käufer*innen haben sich dieser Verantwortung zu stellen.
Geschlechterrollen
Dieses Schema kann auch auf Genderstereotype bezogen werden. Es ist gut, wenn es Geschichten gibt über Hürden, die überwunden werden – wie Jungs, die sich trauen, Röcke zu tragen. Gleichzeitig sollte es nicht eine Aufteilung in zwei Sparten geben: Bücher über Vielfaltsthemen und Bücher über andere Themen, in denen der Status quo weiterhin aufrechterhalten wird. So kommt es, dass die allermeisten Kinder die Conni-Buchreihe kennen, aber keine nicht genderstereotype oder nicht weiße Figur oder Protagonist:innen mit Behinderung. Wünschenswert sind eben auch Abenteuerinnen und Erfinderinnen, die ganz selbstverständlich durch die Welt gehen. Und Jungs mit lackierten Fingernägeln, die sichtbar sind, aber nicht extra erwähnt werden.
Mehr als die Behinderung
Bücher, die sich mit dem Thema Behinderung auseinandersetzen, sind auch in der aktuellen Bilderbuchlandschaft noch rar gesät. Auch hier ist es wichtig, dass es Protagonist:innen mit Behinderung gibt, die in ihrem Alltagsleben gezeigt werden. Und keine Motivationsgeschichte, die einen Unfall und dessen Überwindung in den Vordergrund rückt. Ein positives Beispiel ist hier „Ellas Elfentanz“ (Klee, 2022): Die Protagonistin sammelt Mut, um für die Hauptrolle in einem Theaterstück vorzusprechen. Dass sie einen Rollstuhl nutzt, ist nur eine ihrer Eigenschaften.
Fazit
Die Neuerscheinungen sind im letzten Jahrzehnt in vielerlei Hinsicht inklusiver geworden. Dennoch erfahren Autor:innen wie die deutsch-libanesische Schriftstellerin Andrea Karimé (Deutschlandfunk, 2021) weiterhin Ablehnung mit der Begründung, es gäbe keinen entsprechenden Markt, während Leser:innen nach repräsentativen Büchern für etwa People of Colour immer noch gezielt Ausschau halten müssen. Aber es gibt Bücher auch für Krippenkinder, in denen vieles richtig gemacht wurde.
LITERATUR
www.deutschlandfunkkultur.de/diversitaetmehrvielfaltinkinderbuechern100.html (Stand: 02/2023)
Klee, A.: Ellas Elfentanz. Jupitermond 2022
„Conni“-Bücher: www.conni.de (Stand 02/2023)
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