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Inklusion heißt, allen Menschen auf Grundlage ihrer individuellen Bedarfe Zugang und Teilhabe zu allen Lebensbereichen zu verschaffen (LPB,2016). In Europa ist der Begriff der Inklusion stark mit dem Thema Behinderung verknüpft. Im angloamerikanischen Sprachraum dagegen ist die Interpretation breiter. Dort werden unter dem Ansatz verschiedene Diskriminierungsaspekte vereint. Neben körperlichen und geistigen Behinderungen sind dies Merkmale wie soziale und ethnische Herkunft, sexuelle Orientierung, Geschlecht, Nationalität und Religion. Während Inklusion auf den Menschenrechten und in der Debatte vor allem auf der UN-Behindertenrechtskonvention basiert, kommt Diversity aus der Bürgerrechtsbewegung der USA. Gleichzeitig ist der Begriff im unternehmerischen Jargon mittlerweile sehr beliebt, um neue Gruppen von Mitarbeitenden für sich zu gewinnen (Vgl. Gummich, 2013). Die Orientierung an Menschenrechten vermischte sich mit profitorientiertem Denken. Die Begriffe Vielfalt und Diversity hören sich gut an, aber nicht immer ist auch drin, was draufsteht. Die Expertin für Menschenrechtsbildung Judy Gummich (ebd.) bevorzugt dabei den Begriff der Diversity, da er die Wert-schätzung für Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede betone.
Das Ziel von Inklusion ist die Teilhabe. Das heißt, dass alle Menschen am öffentlichen Leben teilnehmen können. So-wohl, wenn es um Mitbestimmung geht als auch um alltägliche Dinge wie Informationen, die für alle zugänglich gemacht werden. Genauso wie barrierefreie Zugänge zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Cafés und Restaurants und kulturellen Veranstaltungen. Aber nicht nur das. Aktivistin Verna Myers findet: „Vielfalt steht für eine Einladung zur Party. Inklusion bedeutet eine Aufforderung zum Tanz.“ Inklusionsaktivist Raul Krauthausen erklärt im Podcast „Die Neue Norm“, er fände diesen Vergleich noch unzureichend. Denn er möchte nicht nur zum Tanz aufgefordert werden, er möchte auch selbst dazu einladen. Er sagt: „Ich möchte nicht nur teilhaben, ich möchte auch teilgeben.“ Die Gesprächs-partnerin, Journalistin Judyta Smykowski, ergänzt:
„Teilhabe bedeutet auch, dass wir auch mal was zu sagen haben, dass wir die Chef*innen sind, die Entscheider*innen als behinderte Menschen.“
Behinderte Menschen haben das Recht, nicht nur barrierefrei auf Veranstaltungen eingeladen zu werden, sondern auch auf deren Bühnen zu performen. Nicht nur, Assistenz zu bekommen, um in Hörsälen Vorlesungen anhören zu können, sondern selbst Dozent:in zu werden. Eben nicht nur passive Teilhabe. Gummich (2014) formulierte es so: „Inklusion bedeutet Teilnahme, Teilhabe und Teilgabe eines jeden Menschen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.“ Wann wüssten wir, dass dieses Ziel erreicht ist? Ein Merkmal dieser inklusiven Welt wäre, dass sich alle zugehörig und er-wünscht fühlen. Und es keine speziellen inklusiven Schulen, Cafés oder Festivals gibt, sondern alles für alle da ist.
Anja Lacny ist Psychologin und Redaktionsmitglied der klein&groß. Sie wünscht sich, dass auch in Pädagogik und Psychologie alle mitgedacht werden.
Krauthausen, Raul, Smykowski, Judita & Karpa, Jonas (2022): www.dieneuenorm.de/podcast/inklusion/ (Stand 03/2023)
Myers, Verna: Zitat zu Inklusion: www.vernamyers.com/about-verna/ (Stand 03/2023)
Gummich, Judy (2013): www.freiwilligen-magazin.info/ohne-antidiskriminierung-ist-letztlich-diversity-auch-nicht-denkbar/Gummich, Judy (2014): Interkulturelle Öffnung, Diversity, Inklusion, Menschenrechte. Konzepte – Begriffe – Hintergründe. Vortrag am 27.01.2014 (unveröffentlichte Präsentation).
LBP, 2016. www.buergerundstaat.de/1_16/inklusion.pdf
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