- Shop
- Ökotopia
- Akademie
- Klett Kita Welt
- Jobbörse
- Schnäppchenecke
Sprachförderung und Sprachbildung: Ist das nicht dasselbe?
Nicht wirklich. Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen Förderung und Bildung. Sprachförderung orientiert sich hauptsächlich an Defiziten und konzentriert sich auf eine Sache. Dem folgend gestaltet man Angebote, die sich speziell mit Wörtern und Sprache beschäftigen.
Ein Beispiel: „Paul, komm mit in den Förderraum. Jetzt ist Zeit für Sprachförderung!“. Der Junge wird in einen Nebenraum gerufen. Dort liegen schon verschiedene Bildkarten bereit. 20 Minuten lang soll er die Gegenstände, die er auf den Bildern erkennt, benennen. Doch wirkt sich das auf seine Sprachentwicklung aus? Kann man ihn so motivieren, Freude an Sprache und Kommunikation zu entwickeln?
Im Gegensatz zur Sprachförderung findet Sprachbildung im Alltag und nicht separat statt. Fachkräfte stülpen den Kindern Spracherziehung nicht in einem starren Konzept und zeitlich begrenzten Fördereinheiten über. Vielmehr fließt Sprache in alle zwischenmenschlichen Begegnungen ein. Sprachentwicklung basiert auf Beziehungen und ist ressourcenorientiert. Im Fokus stehen die Interessen der Kinder. Denn Kinder, die interessiert sind, zeigen meist Ausdauer so- wie Motivation und sind offen, Neues zu lernen.
Grundlage der alltagsintegrierten Sprachbildung ist die Haltung der pädagogischen Fachkraft. Besonders in der Krippe sind die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder noch nicht stark ausgeprägt. Entscheidend ist es, sie trotzdem als vollwertige Kommunikationspartner:innen anzuerkennen.
Auf Augenhöhe
Um mit Kindern in den Dialog zu gehen, muss ich ihnen auf Augenhöhe begegnen. Im Sinne der Körpergröße meint das in die Hocke zu gehen oder sich zu dem Krippenkind auf den Boden zu setzen. Außerdem muss die Fachkraft das Kind als Gesprächspartner:in wertschätzen. Dazu braucht man ein Bewusstsein dafür, dass man als Erwachsener nicht alles besser kann oder weiß. Wir müssen für die Ansichten und Perspektiven der Kinder offen sein.
Blickkontakt herstellen
Blickkontakt ist die Grundlage für Kommunikation. Durch Augenkontakt vermittle ich dem Kind Interesse und Aufmerksamkeit. So macht Kommunikation Spaß.
Interessiert und aufmerksam zuhören
Wer erzählt gerne etwas, wenn das Gegenüber nicht zuhört? Nicken, lächeln, das Gesagte wiederholen: Nicht nur mit Blickkontakt, sondern durch meine gesamte Mimik und Körpersprache, kann ich dem Kind deutlich machen, dass ich ihm gerne zuhöre. Je nach Entwicklungsstand zeigt man Interesse, indem man Nachfragen stellt.
Zeit geben
Kinder finden nicht immer direkt die richtigen Worte, um auszudrücken, was sie sagen möchten. Merke ich, dass ein Kind etwas sagen will, sollte ich ihm Zeit geben. Selbst wenn das Kind die ganze Zeit „ähm“ sagt oder von vorne anfängt. Fachkräfte sollten es aushalten können, dem Kind die Worte nicht abzunehmen und abzuwarten.
Sprechanlässe schaffen
„Ach, wie schön die Sonne heute scheint!“, „Was macht denn da solche Geräusche?“, „Du hast ja ein tolles T-Shirt an!“:
Ein einfacher Ausruf oder eine offene Frage motivieren Kinder, ebenso zu kommunizieren, wie ihnen neue, unbekannte Materialien bereitzustellen oder eine Entdeckungstour durch die Natur zu unternehmen.
Sprachvorbild sein
In jedem sprachlichen Kontakt mit Kindern fungiere ich als Vorbild. Man sollte deswegen in ganzen Sätzen sprechen, Freude am Kommunizieren ausdrücken und das Sprachverhalten dem Entwicklungsstand des Kindes anpassen.
Bewusste Formulierungen wählen
In der Kommunikation mit Kindern sollte ich Formulierungen wählen, die zum Sprechen einladen. Dazu gehört es, offene Fragen zu stellen und Worte bewusst zu wählen. Sätze sollten kurz und leicht verständlich sein. Auf komplexe Wortkonstruktionen sollten Fachkräfte verzichten.
Neben der Haltung der pädagogischen Fachkraft hat die Umwelt einen Einfluss auf die sprachliche Entwicklung. Damit ist nicht unbedingt die räumliche Umgebung gemeint, sondern Begegnungen mit Menschen sowie Materialien und Strukturen in der Kita. Bei der alltagsintegrierten Sprachbildung geht es darum, ein sprachförderndes Umfeld und Sprachanlässe zu schaffen. Pädagogische Fachkräfte in der Krippe sollten die Kinder sprachlich begleiten, zur Kommunikation anregen und Freude an Sprache wecken. Dadurch kommen die Jüngsten spielerisch und quasi von selbst in Kontakt mit Sprache und lernen durch Erleben. Neben dem alltäglichen Dialog gibt es viele Methoden, um Kindern Sprache näherzubringen.