Aktive Prozesse in kleinen Gruppen
Aufgabe der Pädagog:innen ist es, diesen Übergang zu moderieren, zu begleiten und zu unterstützen. Durch die Anwesenheit mehrerer neuer Kinder und mindestens zwei Eingewöhnungsfachkräften profitieren die Kinder von geteilten, gemeinsam konstruierten Bildungsprozessen mit Gleichaltrigen und können selbst entscheiden, zu wem sie eine Beziehung aufbauen möchten.
Die Peer startet in einem separaten Raum, um zu gewährleisten, dass die Kinder sich alle in der gleichen Ausgangssituation befinden und wenig Macht- bzw. Kompetenzunterschiede bestehen. Peers können in dieser geschützten kleinen Gruppe auf einem symmetrischen Niveau (Schneider/ Wüstenberg 2014) interagieren und ihre emotionalen wie auch kognitiven Bildungsinteressen und -aufgaben, wie z. B. die Bewältigung des Übergangs.
Hier distanziert sich die Eingewöhnung in der Peer z. B. vom Münchener Eingewöhnungsmodell, das von Beginn an auf Kita-erfahrene Kinder im Sinne von Expert:innen zur Unterstützung setzt und diese als Eingewöhnungshelfer: innen sieht. In der ebenbürtigen Peer befinden sich alle Kinder in der gleichen Situation, somit liegt der Fokus auf der gemeinsamen Bearbeitung und Bewältigung des Übergangs. Der nach wie vor entscheidende individuelle Blick der Fachkräfte auf jedes einzelne Kind gewährleistet die Partizipation und aktive Mitentscheidung bei wichtigen, den weiteren Verlauf der Eingewöhnung betreffenden Schritten (Fink 2022).
Die Eingewöhnung erfolgt …
… unter Beachtung der frühen Bindungen des Kindes an seine Familie.
… mit der Kenntnis verschiedener Strategien und Konzepte der Stress- und Überforderungsvermeidung.
… durch die gemeinsame Bewältigung von Entwicklungsaufgaben innerhalb der Peer.
… durch die Unterstützung und Begleitung von Peer-Interaktionen und -beziehungen.
… durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten – Kinder, Bezugspersonen, Fachkräfte.
5 Faktoren für einen gelingenden Übergang
1. Fachkraft-Kind-Interaktionen:
Das Verhalten der pädagogischen Fachkräfte und deren professionelle Handlungskompetenz sind entscheidend, ob es den Kindern gelingt, zu den Eingewöhnungsfachkräften und den Peers eine sichere Beziehung aufzubauen. Sie sind es, die die Signale und Bedürfnisse der Kinder beobachten, analysieren und interpretieren, um das weitere Vorgehen zu moderieren und jedes einzelne Kind, aber auch die Peergroup und die Interaktionen zwischen den Peers zu begleiten und zu unterstützen.
2. Kindliches Temperament und (Bindungs-)Verhalten
Bei der Eingewöhnung in der Peer können die individuelle Persönlichkeit und der Charakter ausschlaggebend dafür sein, wie Kinder auf die neue Situation und die neue Umgebung reagieren, welche Reaktionen sie bei Peers hervorrufen und welche (Peer-)Beziehungen sie eingehen. Unter Umständen suchen sie sich gezielt ein Umfeld oder Personen, die ihrem eigenen Temperament entsprechen, und gehen hier Beziehungen ein (Zentner, 2000). Auch die Feinfühligkeit der Eltern bzw. der Familie hat großen Einfluss auf die Bindungsqualität (Becker-Stoll, 2014). Kinder brauchen von Geburt an verlässliche Bezugspersonen, die feinfühlig und responsiv auf ihre Bedürfnisse reagieren. Der Aufbau tragfähiger Beziehungen geschieht über die Wahrnehmung und richtige Interpretation der kindlichen Signale und eine zeitnahe und angemessene Reaktion.
3. Verhalten der familialen Bezugspersonen
Die Gefühle der Bezugspersonen in der Eingewöhnungssituation beeinflussen das Kind und die Peer. Wenn sie auf diese Phase gut vorbereitet sind und Vertrauen in das Konzept und die Fachkräfte entwickeln konnten, wird sich dies positiv auf die Bewältigung der Eingewöhnung beim Kind auswirken – haben die Erwachsenen Sorgen und Ängste, sind sie angespannt, gestresst und/oder kritisch, kann sich das auf das Verhalten der Kinder übertragen.
4. Qualität der Einrichtung
Eine qualitativ hochwertige Kindertageseinrichtung unterstützt die Eingewöhnung der Kinder durch ein fachlich fundiertes Eingewöhnungskonzept und hochqualifi zierte, verlässliche und feinfühlige Fachkräfte, die sie professionell und konstant begleiten. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Familien und die kind- und ressourcenorientierte Unterstützung von Bildungs- und Entwicklungsprozessen werden durch eine geeignete Raum- und Materialausstattung ergänzt.
5. Peer-Interaktionen
Kinder brauchen nicht nur befriedigende Beziehungen zu Erwachsenen, um in einer Kita anzukommen – nahezu alle Kinder interessieren sich mehr für ihresgleichen als für die neuen Erwachsenen. Die Kinder unterstützen sich gegenseitig, sind empathisch und bearbeiten die Entwicklungsaufgabe Übergangsbewältigung ko-konstruktiv: jedes Kind bringt sich selbst ein, um sich zugehörig zu fühlen.
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