Minikonzeption:
Besitzen Sie eine Kurzfassung Ihrer Konzeption für die Eltern, aus denen die wichtigsten Punkte Ihrer Arbeit hervorgehen? Fügen Sie dort Piktogramme ein. Diese lockern nicht nur das Schriftbild auf, sondern sorgen auch für Übersichtlichkeit (Essen, Kooperationen, Öffnungszeiten, Gebühren). Idealerweise lassen Sie die Konzeption in andere Sprachen übersetzen (Arabisch, Spanisch, Englisch, Französisch, Türkisch). Dafür sollten Sie sich an Profis wenden oder sprachkundige Eltern um Hilfe fragen.
Muttersprachliches Vorlesen:
Laden Sie Eltern dazu ein, in Ihrer Einrichtung vorzulesen. Um die Mütter und Väter nicht zu überfordern, sollte eine Fachkraft das Vorhaben begleiten. Haben Sie viele Familien mit Migrationshintergrund in der Einrichtung? Dann bietet sich Vorlesen in verschiedenen Sprachen an. Die Familie trägt das Buch in ihrer Herkunftssprache vor, und eine Fachkraft liest den gleichen Text auf Deutsch vor. So werden Kinder jeglicher Herkunft ihren Spaß haben.
Interkulturelles Kochen:
Die meisten Menschen verbinden die Küche mit ihrer Herkunftskultur. Das Aroma und die Düfte erinnern häufig an Kindheit und Geborgenheit – eben an Heimat. Beim Zubereiten von Familienrezepten geht den meisten Menschen das Herz auf. Wie wäre es, ein gemeinsames Eltern-Kind-Kochen anzubieten? Stellen Sie beim nächsten Fest ein buntes Buffet zusammen, wo jeder seine Köstlichkeiten und vielleicht mehr (Tanz, Kunst, Musik, Gesang) darbieten kann.
Übersetzung:
Sie arbeiten sicher bereits mit Dolmetscherdiensten zusammen. Laden Sie diese lieber einmal zu viel als einmal zu wenig ein. Das bietet den Eltern meist zusätzliche Sicherheit im Gespräch mit den Fachkräften. Zum Entwicklungsgespräch gehört ein Übersetzer unbedingt dazu.
Interkultureller Kalender:
Informieren Sie sich über die Festtage anderer Kulturen. Wissen Sie bereits, wie man zum Fastenbrechen reagiert? Grundsätzliches dazu sollten Sie kennen.
Aufklärung:
Kindergarten funktioniert in jedem Land anders, häufig hegen Familien anderer Herkunft deshalb große Vorbehalte gegen die Arbeit der Fachkräfte. Nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Unkenntnis. Erklären Sie den Eltern vor dem Start in den Kindergarten, wie Sie arbeiten und warum Sie was tun. Zur Übersetzung können Dolmetscher oder das Buch „Kita-Alltag“ vom Bundesfamilienministerium hinzugezogen werden. Ein von der Kita gefertigtes „Eingewöhnungsbuch“, das anhand vieler Bilder die Hintergründe der Eingewöhnungszeit erklärt, kann den Erfolg dieser ersten Kitaphase unterstützen.
Elternbriefe:
Sie sollten in einfacher Sprache und kurzen Sätzen verfasst werden. Wenn Sie diese per Mail versenden, können die Eltern mithilfe verschiedener Apps die Inhalte einfach in ihre Muttersprache übersetzen.
Spielmaterial anpassen:
Erweitern Sie ihr europäisch geprägtes Spielzeug um interkulturelles Material. Bunte Puppen, in der Puppenküche vielleicht ein Samowar und ein Fladenbrot oder verschiedenfarbige Stifte für Hauttöne sorgen dafür, dass sich alle Kinder wiederfinden. Zeigen Sie im Spielzeug die unterschiedlichen Lebenswelten. Auch Puppen können Vielfalt repräsentieren: Junge, Mädchen, europäisch, asiatisch oder afrikanisch aussehend.
Zur Inklusion gehört mehr als ein Schild, auf dem in etlichen Sprachen ein guter Morgen gewünscht wird. Es geht um Einstellungen der Fachkräfte in Ihrer Einrichtung und um die kleinen Gesten. Eine offene Haltung der Fachkräfte öffnet Türen – und Herzen.
Susanne Zabel-Lehrkamp arbeitet als Sozialpädagogin mit den Schwerpunkten Inklusion und Zusammenarbeit mit Eltern
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