Team statt Chaos – Erzieherinnen erzählen
Einmal kurz nachdenken bitte: Wann und wo haben Sie zum letzten Mal Ihre Kolleginnen und Kollegen gesehen? Zwischen Notbetreuung und Homeoffice begegnet man sich im Alltag seltener. Das Gefühl ein Team zu sein, geht da manchmal verloren. Vier Erzieherinnen erzählen uns, was sie als Team zusammenschweißt und wieso sich eine Hochzeit, bei der keiner anwesend war, wie ein gemeinsames Abendessen angefühlt hat.„Ohne unsere Leiterin würden wir im Chaos versinken“
Protokoll: Lisa Martin, TPS Redaktion
Bild: ©Olha-Khorimarko/GettyImages
Brigitte Ackermann*: „Unsere digitalen Teamsitzungen halten uns definitiv zusammen. Wichtig ist mir, dass die Sitzungen an dem Tag stattfinden, an dem sie auch vor Corona stattgefunden haben.Kraft geben mir außerdemunsere Ermunterungsmails, in denen wir uns Fotos, Gedanken, schöne Erlebnisse oder Sprüchesenden. Wir wurden außerdem dazu aufgerufen, Mundschutze zu nähen. Das war super, um wieder ein bisschen in Kontakt zu kommen und von den anderen Kollegenzu hören. Außerdem ein Highlight für unser Team: Die Hochzeit! Eine Kollegin hat geheiratet und konnte nur mit engen Verwandten zum Standesamt. Deshalb hat jedereine Videobotschaft aufgenommen und ein anderer Kollege hat daraus dann einen Film gemacht.“
Sylvia Nast: „Ich entdecke momentan – sowohl beruflich als auch privat – den Stellenwert von Telefonaten und Videochats ganz neu. Wie schön es ist, die Stimme von jemandem zu hören. Wie schön es ist, mit jemandem zu reden und von nichts anderem abgelenkt zu sein. Diese Lebenszeichen von Kollegenund von Eltern sind für mich sehr wichtig.“
Linda Geiger: „Wir waren auch schon vor der Krise ein sehr starkes Team und haben an einem Strang gezogen. Diese Solidarität spüre ich auch jetzt. Ein sehr wichtiger Faktor für diese Zusammenarbeit ist unsere Chefin. Sie hat einen klaren und transparenten Führungsstil. Und sie fokussiert sich in Krisenzeiten auf das Wesentliche. Ohne diese Eigenschaften würde ein so großes und unterschiedliches Team wie wir es sind, relativ schnell bröckeln und im Chaos versinken. Durch unsere Leiterin haben wir Sicherheit und genügend Möglichkeiten, unsere Meinung zu sagen und Gedanken und Gefühle mitzuteilen. Generell bringt sich gerade jeder aus dem Team mit seinen Stärken ein. Die einen übernehmen die Notgruppe, dafür nähen die anderen Masken für alle oder bereiten Anregungen für die Kinder vor. Ein weiterer Kollege kümmert sich um die technischen Angelegenheiten. So kann sich jeder auf jeden verlassen. Das schafft nicht nur Vertrauen, sondern motiviert auch, sich selbst einzubringen.“
Meike Berger: „Für mich ist es sehr wichtig, über WhatsApp in Kontakt mit meinen Kolleginnen zu sein. Mich freut es auch zu wissen, dass ich ‚nützlich‘ für andere sein kann. Sei es durch das Nähen von Masken oder mit einem Video für die Eltern. Ich denke, dass es uns auch sehr gutgetan hat, dass eine Kollegin geheiratet hat. Die Idee ein Video als Geschenk zu drehen, gab mir wieder das Gefühl, ein Team zu sein. Als ich alle gemeinsam in dem Video gesehen habe, fühlte sich an, als hätten wir ein gemeinsames Abendessen.“
Die Gedanken stammen von Erzieherinnen aus einer Kita in Freiburg.
*Alle Namen wurden von der Redaktion geändert.
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