08.04.2021
Daniela Kuhne

Heute wieder ganz viel Ananas! – Einblicke in Kinderyoga

Acht Vorschulkinder der evangelischen Kita Rupelrath in Solingen freuen sich jeden Dienstagnachmittag auf ihr einstündiges Kinderyoga. Wenn die fünf- bis sechsjährigen Kitakinder von Ananas sprechen, meinen sie eigentlich das Hatha-Yoga, das sich aus Ha für Sonne und aus Tha für Mond zusammensetzt. Hatha bezeichnet die körperorientierte Wahrnehmung. Sonne und Mond symbolisieren das Zusammenarbeiten beider Gehirnhälften, welche bei den Asanas, die Ausführung der jeweiligen Übungen, aktiviert werden.

Die junge Yogagruppe, begleitet von der Erzieherin Daniela Kuhne, nennt die Tierübungen „Ananas“, weil dieses ein- facher als Asanas auszusprechen ist. Zum Einstieg in die Stunde nehmen die Kinder gemeinsam am Sonnengruß teil, der mit einem Gedicht begleitet wird. Durch das Gedicht können sie sich den jeweils nächsten Schritt viel schneller einprägen, empfinden durch die Begrüßung der Sonne und des eigenen Körpers eine hohe Motivationsfreude und erleben eigene Wertschätzung, die ihre Ich-Identität stärkt.

Innere Stärke spüren

Wenn die Kinder beispielsweise beim Sonnengruß ihre Beine nach hinten stellen und sich nur mit ihren Füßen und Händen abstützen, spüren sie ihre Anspannung im Körper, während sie sich jedoch im Anschluss daran entspannen, indem sie ihre Knie abstellen und sich auf den Bauch legen. Durch diese wechselseitigen Übungen werden die motorische- und kinästhetische Wahrnehmung sowie die Lage-Raum-Orientierung geschult. Yogaübungen haben einen sehr stärkenden Einfluss auf den Körper, die Psyche und den Geist und arbeiten besonders stark mit Gegensätzen der An- sowie Entspannung, dem Ein- und Ausatmen. Diese Asanas eignen sich aber auch, um zur Ruhe zu kommen und die eigene innere Kraft zu spüren, die ihr Selbstvertrauen stärken. Innere Stärke fühlen sie, wenn sie kraftvoll wie ein Berg oder ein Baum stehen oder den Krieger darstellen.

Nach dem Sonnengruß steigen die Kin- der der Kita Rupelrath in eine Geschichte ein. Zum Beispiel in die von Maus Klaus und Biene Tine, die auf den Rat der weisen Eule nach Indien reisen, um Yoga zu lernen (Salbert 2012) oder sie sehen sich Schildi Schildkröte an, die mit den Kindern verschiedene Übungen ausprobiert (Hohloch 2020). In jeder Einheit wird eine Geschichte vorgelesen, in der die Kinder die dazugehörigen Tierübungen ausführen. Am besten lassen sich die Kinder motivieren, wenn die Bewegungsabläufe in eine Geschichte eingebunden sind. Zusätzlich fühlen sie sich in den Geschichten fantasievoll in die Charaktere der beiden Tiere ein und erleben eine starke Verbindung zu den einzelnen Yogastellungen. Die Einheiten wecken Freude an gesunder Bewegung, schulen aber auch die Konzentration und die vestibuläre Wahrnehmung, das Gleichgewicht bei vorrangig schwierigen Übungen zu halten.

Es gibt verschiedene Elemente, wie Yoga freudvoll ausgeführt werden kann. Kinderyoga bedeutet nur Stille und Konzentration, sondern eine Methodenvielfalt. Einige Einheiten werden auch mit Musik begleitet und laden zum Tanzen ein. Beispielsweise werden Bildkarten auf dem Boden der Turnhalle ausgelegt, auf denen jeweils eine Asanaübung in Form eines Tieres oder eines Gegenstandes abgebildet ist. Die Kinder erleben dieses Spiel ähnlich wie den Stopptanz, während sie zur Musik ausgelassen und freudig tanzen. Wenn die Musik gestoppt wird, stellen sie die Übung dar, die vor ihnen auf der Bildkarte zu sehen ist. Der Wechsel von An- und Entspannung verbessert den Energiefluss des Körpers und vermindert Unruhe und Stress.

Dennoch ist es wichtig, dass die Kinder eine Struktur in ihrem Ablauf erleben. Dieses wird besonders durch das Ritual des Sonnengrußes während der Einführungsphase sowie die anschließende Geschichte von Klaus und Tine umgesetzt. In der Schlussphase hören die Kinder immer eine Entspannungsgeschichte oder nehmen an einer Massage teil. Beim Abschluss ist es wichtig, zur Ruhe zu kommen und durch die Entspannungsgeschichte auf den Körper und seinen Atem zu achten. Dies fördert die Achtsamkeit zu sich selbst, was die Kinder in ihrer Resilienz bestärkt.

Die Kitakinder holen mit Freude ihr Kissen, wenn sie zur Entspannungsgeschichte eingeladen werden. Auch auf diesen Teil freuen sie sich. Das Schöne daran ist, dass die Entspannungsgeschichte ebenfalls auf die Erlebnisreise vom Beginn der Yogastunde anknüpft. Nachdem sie aus ihrer Traumreise erwacht sind, bedankt sich Tine bei den Kitakindern, dass sie wieder einmal so gut mitgemacht haben. Tine ist eine Handpuppe, die die Kinder in jeder Stunde begleitet. Und weil die kleinen Teilnehmer*innen so begeistert von der Biene sind, darf sie auch hin und wieder mal bei einem der Yogakinder in voller Fürsorge übernachten.

Yoga ist auch für die Kleinsten geeignet. Es vergeht kein Tag in der Kita Rupelrath, an dem die Kinder nicht fragen, wann das nächste Mal Yoga stattfindet. Vielleicht fragen die Kinder Ihrer Kita auch irgendwann mal nach der Ananas?

Daniela Kuhne, Erzieherin in der Kita Rupelrath, Solingen.

Literatur

Hohloch, Claudia: Schildi Schildkröte entspannt sich. Die besten Übungen aus Yoga und Kinesiologie. Klett Kita 2020
Salbert, Ursula: Das Kinderyoga-Spielebuch. Mit Maus und Biene nach Indien. Ökotopia 2012

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