02.07.2019
Marion Bischoff
Nadine Liesse

Die Blumenfee – Eine Vorlesegeschichte übers Blumenschützen

Blumen sind wunderschön und hier und dort ein Gänseblümchen zu pfl ücken ist bei regem Gänseblümchennachwuchs bestimmt erlaubt. Genauso beim Löwenzahn. Von Pflanzen Blüten oder Blätter einfach nur zum Spaß abzureißen, das mögen Blumenwächter wie Bernhard Blütenkelch aber gar nicht. Wer das ist? Lesen Sie doch mal!

Info

Alter: ab 3 Jahren
Gruppengröße: maximal 10 Kinder
Dauer: etwa 8 Minuten

So geht die Vorlesegeschichte:

Es war einmal – und das ist noch gar nicht lange her – ein Mädchen. Tag für Tag ging es zur Blumenwiese am Waldrand, um Blumen zu pfl ücken. Das Mädchen hieß Lena. Eines Tages, Lena war gerade wieder dabei, einen neuen Strauß zu pflücken, tauchte neben ihr ein kleines Männchen auf. Es hatte eine grüne Hose an und ein Hemd, das aussah, als sei es aus Blütenblättern gefertigt.

„W…wer bist du?“ Lena sah das Männchen unsicher an.

„Ich bin Bernhard Blütenkelch. Der Wächter über die Blumen. Seit langer Zeit beobachte ich dich.“

Lena trat einen Schritt zurück. „Habe ich etwas Unrechtes getan?“ Verstohlen sah sie auf die Blumen in ihrer Hand. „Hätte ich die vielleicht gar nicht pflücken dürfen? Entschuldigung, bitte. Aber ich mag die Blumen so gern und meine Großmutter liebt sie auch. Aber Großmutter ist krank. Sie kann nicht mehr hinausgehen und deshalb hole ich ihr jeden Tag ein paar Blümchen ins Haus. Damit sie den feinen Duft der Blüten riechen kann. Damit sie die bunten Farben sehen kann. Damit sie den Blumen so nah ist wie damals, als sie noch gehen konnte. Es tut mir leid, wenn ich das nicht darf.“

Da hob Bernhard Blütenkelch die Hand und Lena verstummte.

„Wir Wächter der Natur beobachten euch Menschen immer ganz genau. Wir sehen, wie ihr mit der Natur umgeht. Und ich sehe, wie sehr du die Blümchen liebst. Ich höre deine Stimme, wenn du mit den Blumen sprichst. Das ist etwas ganz Besonderes. Ich kann sogar sehen, wie die Blumen dir ihre Stängel entgegenrecken, damit du sie mitnimmst.“

Lena lächelte und sah von einer Blume in ihrer Hand zur nächsten. Lächelte die Margerite etwa auch? Die Mohnblume? Lena schloss für einen Moment die Augen, ehe sie die Blümchen wieder ansah. Wirklich, jede einzelne Blüte schien zu lächeln.

„Also jetzt, genug geredet. Lena, ich brauche dich. Deine Unterstützung.“ Bernhard Blütenkelch stemmte seine Hände in die Seiten.

Sogleich begann Lena wieder zu zittern. „W…was muss ich denn tun?“

„Du bist jetzt unsere Blumenfee. Wer so liebevoll mit den Blumen umgeht, gehört zu uns. Zu den Wächtern der Natur. Ab sofort bist du Lena Blumenfee.“ Seine Stimme klang, als lasse er keinen Widerspruch zu.

„Blumenfee? Was muss ich denn da tun?“ Lenas Wangen glühten vor Aufregung.

„Ganz einfach. Du kümmerst dich um die Blumen. Du bekommst ein Fernglas, wie ich eines habe. Durch dieses Glas kannst du alle Pflanzen auf der ganzen Welt betrachten. Und wenn du irgendwo jemanden siehst, der einfach eine Blume abreißt und wegwirft, oder einen, der sie absichtlich zertritt, dann flüsterst du ihm zu, wie wertvoll die Blumen sind. Sag ihm das, was du mir vorhin gesagt hast. Sprich vom zarten Duft, den vielen Farben, von allem, was die Blümchen so besonders macht. Ich bin sicher, du wirst alle Menschen davon überzeugen, keine Blumen zu zerstören.“ „Meinst du wirklich?“ Lenas Knie wurden weich. Sie konnte kaum glauben, was das Männchen sagte. Doch Bernhard ließ sich nicht beirren. Er klatschte in die Hände. Da flog wie aus dem Nichts ein Krönchen heran. Gänseblümchen und Veilchen waren zusammengebunden. Es duftete süß und landete direkt auf Lenas Kopf. „So, du weißt Bescheid. Ich muss jetzt gehen. Die Arbeit ruft.“ Bernhard Blütenkelch reichte Lena die Hand. Dann war er verschwunden.

Lena schüttelte sich, pflückte ihren Strauß zu Ende und ging nach Hause. Immer wieder sah sie sich um, doch sie konnte nichts Besonderes entdecken. Daheim stellte sie ihrer Großmutter die Blumen neben den Sessel, auf dem sie immer saß, und ging schließlich in ihr eigenes Zimmer. Sie glaubte, alles nur geträumt zu haben. Doch auf dem kleinen Tischchen an ihrem Fenster lag ein Fernglas. Es war übersät von Blüten in allen Farben. Zitternd nahm Lena es in die Hand und wagte einen Blick durchs Glas. Tatsächlich: Da war ihre Blumenwiese zu sehen und als sie sich ein wenig drehte, erkannte sie eine ganz große
Wiese mit Sonnenblumen. Sie drehte sich weiter. Da war ein Feld mit Kornblumen zu sehen. „Meine Güte, wie schön!“

Lena drehte an dem kleinen Rädchen des Fernglases. Immer wieder tauchten neue Blumen vor ihr auf. Sie beschloss, den Wächtern der Natur zu helfen und ab sofort genau auf die bunten Blumen Acht zu geben. „Ich bin die Blumenfee“, flüsterte sie und lächelte.

Ihnen hat dieser Beitrag gefallen? Weitere Tipps, Wissenswertes und Ideen finden Sie in unserem Jahreszeitenordner. Jetzt hier bestellen!

Zum Jahreszeitenordner 3-6 Jahre

 

Bitte warten Sie einen Moment.