29.10.2020
Petra Meinhof, Gaby Virnkaes

Zu Fünft oder mit 19 Kollegen?

Ob jemand lieber in einem kleinen oder einem größeren Verbund zusammenarbeitet, ist Geschmackssache. Aber die Größe eines Teams hat noch weitreichendere Konsequenzen. Denn ein Theaterprojekt für Vorschulkinder lebt von der Vielfalt und der Vielzahl der Beteiligten, während ein Betriebsausflug sich in einer kleinen Besetzung viel intimer anfühlt. Zwei Fachkräfte berichten.

Theaterprojekt für die Vorschulkinder: Das wäre ineinem kleinen Team nicht möglich gewesen

Ein großes Team bringt große Herausforderungen und große Chancen. Wenn so viele Menschen zusammenarbeiten, braucht es ein hohes Maß an respektvollem Umgang, an Austausch, an Offenheit und der Bereitschaft, in Gruppenprozesse einzutauchen. Die Kita St. Sebastian in Eppertshausen erlebte ich als Ort, an dem viele Menschen mit vielen Ideen zusammenkamen. Die Energie, die dadurch entstand, wurde genutzt – zum Beispiel für ein Vorschulprojekt, das auch durch die hohe Anzahl an Personal lebte.

Nach vielen Überlegungen, Diskussionen und Brainstormings zum Thema „Was machen wir für ein Vorschulangebot im letzten Jahr der Kita“, war uns allen klar: Wir möchten etwas „Echtes“ mit den Kindern erarbeiten, mit ihnen in realen Lebenssituationen lernen und nicht anhand von vorgefertigten Übungsblättern. So haben wir mit den Kindern innerhalb des kompletten letzten Jahres ein eigenes Theaterstück für das Sommerfest geplant – von der Geschichte bis zur Aufführung. Um den Interessen und Stärken der Kinder entgegenzukommen, bildeten wir vier AGs, der sich jeweils zwei Erzieherinnen nach persönlichen Kompetenzen und Vorlieben Musik-AG arbeitete an der musikalischen Begleitung und die Kunst-AG stellte die Kulissen her. Das Projekt lebte durch die lange Zeit der Vorbereitung und der hohen Anzahl an pädagogischen Fachkräften. Während die AGs zusammen kamen, mussten schließlich auch die Gruppen weiterlaufen.

Die Hälfte des Teams, zuordneten. Ruckzuck war die Hälfte des Teams involviert in die Geschichten-, Musik-, Kunst- und die Schauspiel-AG. Einmal wöchentlich trafen wir uns und arbeiteten mit den Kindern. In der Geschichten-AG beschäftigten sich die Kinder mit vielerlei Arten von Geschichten und Büchern, wir trafen uns mit Autoren zu einer Lesung, erfuhren, wie man Bücher herstellt und schrieben eine eigene Geschichte als Grundlage für das Theaterstück. Daraus stellten wir ein Bilderbuch her und vervielfältigten es. Die Schauspiel- AG setzte diese Geschichte als Theater um, die Musik-AG arbeitete an der musikalischen Begleitung und die Kunst-AG stellte die Kulissen her. Das Projekt lebte durch die lange Zeit der Vorbereitung und der hohen Anzahl an pädagogischen Fachkräften. Während die AGs zu - sam men kamen, mussten schließlich auch die Gruppen weiterlaufen. Die Hälfte des Teams, die nicht den AGs zugeordnet war, übernahm dies ganz selbstverständlich. Es war ein intensives Zusammenarbeiten, jeder übernahm ein kleines Stück vom großen Ganzen und das Ergebnis war ein voller Erfolg – einfach riesig! (Petra Meinhof)

Betriebsausflug mit Übernachtung: Das wäre in einem großen Team nicht möglich gewesen

Als unsere Einrichtung noch aus nur zwei Kita-Gruppen bestand, entstand die Tradition, bei dem alljährlichen Betriebsausflug zu übernachten. Wir durften freitags schließen und mit nur maximal fünf Teammitgliedern war es auch kein Problem, einen Termin zu finden. Meistens sind wir samstagnachmittags zurückgekommen. Auch als unsere Kita auf drei Gruppen erweitert wurde, hielt sich diese Tradition mit nun acht bis neun Kolleginnen.

Unsere Reiseziele waren unterschiedlich. Waren wir zu fünft noch in einem Auto gefahren, stiegen wir jetzt auf die Bahn um und begannen schon auf der Fahrt, die Gemeinschaft ohne den üblichen Alltag zu genießen. Da war Zeit, sich Privates zu erzählen, wir lachten viel und genossen das unbeschwerte Beisammensein.

Da der Geldbetrag, den uns unser Träger zum Betriebsausflug dazu gab, natürlich nicht ausreichte, waren immer alle bereit, einen großen Teil der Kosten selbst zu übernehmen. Übernachtet haben wir immer in günstigen Unterkünften: Pensionen, Jugendherbergen und manchmal in abenteuerlichen, privaten Räumlichkeiten. Diese Unterkunftserlebnisse sorgten noch Jahre danach für große Heiterkeit und wurden immer wieder im Team unter viel Gelächter selbst neuen Kolleginnen erzählt.

Wir besuchten Freiburg, Marburg, Nürnberg, Speyer, Frankfurt, Mannheim und Heidelberg. Selbst bei den letzteren Zielen, die ja recht nah bei uns liegen, war es allen wichtig, auf jeden Fall zu übernachten. Wir schauten uns immer etwas Kulturelles an, buchten Stadtführungen, gingen am Abend gemütlich essen und trafen uns zum Ende des Tages immer in einem der Zimmer, wo einfach weitererzählt und gelacht wurde.

In unserem damals kleinen Team gab es wenig Fluktuation, teilweise arbeiteten wir schon viele Jahre zusammen und es herrschte eine gewisse Vertrautheit. Schließlich vergrößerte sich unsere Kita auf fünf Gruppen und wir nahmen Kinder ab zwei Jahren auf. So wuchs und verdoppelte sich unser Team, inzwischen sind wir 19 pädagogische Fachkräfte. Sehr bald wurde klar, dass wir uns von der lieb gewonnenen Tradition des Betriebsausfluges mit Übernachtung verabschieden müssen. Zu verschieden sind die einzelnen Lebenssituationen, zu unterschiedlich die Wünsche bezüglich eines Zusammenseins. Die Vertrautheit von früher ist bei so vielen Menschen nicht mehr möglich.

Immer noch dürfen wir einen Tag schließen und nutzen diesen, um Gemeinschaft zu pflegen, aber die Art und Weise hat sich verändert. Letztes Jahr waren fast alle mit dem Fahrrad hier in der Umgebung unterwegs, wir waren Minigolf spielen und auch an einem Abendessen nahmen die meisten gerne teil. Es war durchaus auch ein gewinnbringender Tag. Trotzdem macht sich beim Er zählen von den „alten Betriebsausflügen“ bei manchen Kolleginnen ein wenig Wehmut breit, weil diese Zeit unwiederbringlich vorbei ist. Irgendwie schon schade. (Gaby Virnkaes)

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