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Ich stehe auf einer Wiese und höre eine Stimme: „Schön, dass du da bist. Wir haben schon auf dich gewartet. Du bist so ein schönes Blümchen. Dein grüner Stängel leuchtet und deine Blätter stehen aufrecht. Genau wie du. Viele Blütenblätter umgeben deinen Kopf. Du darfst eine Farbe auswählen. Wie sollen deine Blütenblätter sein? Weiß? Strahlend und rein, sodass du aussiehst wie frisch gewaschen? Oder möchtest du gelb leuchten wie die Sonne? Du kannst auch rote Blütenblätter auswählen, dann entdecken dich die Menschen, die verliebt sind. Oder auch blau, lila, orange, rosa … Du entscheidest, in welcher Farbe deine Blüte leuchten soll. Na, siehst du, wie wunderschön du aussiehst?“
Ich fühle mich besonders. Irgendwie merke ich wirklich, dass ich in einer von mir ausgewählten Farbe leuchte und diese Farbe erstrahlt über die ganze Wiese. Ein Bienchen kommt herbeigeflogen, landet auf meiner Blüte und sagt: „Hmm, du duftest so fein. Und du schmeckst süß. Danke, dass du mich mit deinem feinen Duft angelockt hast.“
Vor Freude, dass die Biene mich besucht und so nett mit mir gesprochen hat, hüpft mein Herz. Ich habe das Gefühl, ich bin ein Stückchen gewachsen, recke meinen Blütenkopf noch etwas höher empor und kann meinen feinen Blumenduft selbst riechen. Ich rieche wirklich süß und ich stelle mir vor, wie die Biene aus meinem feinen Blütennektar Honig macht. Der wird auch süß schmecken. Wieder freue ich mich. Mit jedem Freuen wachse ich. Ich fühle mich stark und mutig, recke meinen Kopf noch etwas mehr der Sonne entgegen. Da entdecke ich zwei bunte Schmetterlinge in der Luft. Einer sagt: „Hmm, hier duftet es aber ganz besonders gut. Woher kommt nur der süße Duft?“ Der andere antwortet: „Schau doch, die wunderschöne Blume dort unten. Ich glaube, sie verströmt diesen besonderen, diesen feinen Duft.“
Sie flattern noch ein paar Mal hin und her und landen nebeneinander auf meiner Blüte. Sie schmatzen richtig, während sie von meinem Nektar saugen, und ich merke, wie ich mich darüber freue.
„Weißt du“, sagt der eine Schmetterling zum anderen. „Diese Blume liebt es, zu duften. Deswegen verströmt sie diesen besonders feinen Geruch. Wenn man etwas aus tiefstem Herzen tut, dann duftet man so gut – wie diese Blume.“
„Danke“, sage ich zum Schmetterling. Er lächelt und sie flattern beide wieder davon. Als sie über mir schweben, winken sie mir noch einmal mit ihren Flügeln zu. „Wir kommen wieder zu dir, und danke, dass du so fein duftest.“
Ich schaue den beiden nach, bis ich sie nicht mehr erkennen kann. Dann sehe ich mich noch einmal auf der Wiese um. Hier stehen jetzt noch mehr Blumen, alle in verschiedenen Farben. Überall schwirren Bienen und Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten herum. Alle Blumen sind wunderschön bunt. Doch für mich wird es jetzt langsam Zeit, wieder ein Kind zu sein.
Ich schlüpfe aus den Blütenblättern und dem Stängel und verabschiede mich von der Blumenwiese. Wenn ich möchte, kann ich wieder einmal hierherkommen und mir vorstellen, ich wäre selbst eine Blume. Dann kann ich auch eine andere Farbe für meine Blütenblätter auswählen und ich kann wieder mit den Schmetterlingen reden. Darauf freue ich mich. Auf Wiedersehen, liebe Blumenwiese.
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