Und was machen die Kitakinder?
Möglichkeit 1:
Jedes Kind sucht selbst aus, wofür es die Mutter wertschätzen möchte. Für die gemeinsame Zeit auf dem Spielplatz nach Arbeit und Kita oder für die spannenden Gute-Nacht-Geschichten oder etwas ganz anderes. Beim Kartenbasteln, Gedichtaufsagen und Liedersingen werden Stereotype vermieden wie „Danke Mama, dass du mich pflegst, wenn ich krank bin“ mit dem Vatertags-Pendant „Danke Papa, dass du mit mir am Wochenende Fuß-ball spielst“. Schlimmstenfalls noch mit Blumenkarte für Mama und Tonpapier-Krawatte für Papa. Ein beliebtes Muttertagsgeschenk sind weiterhin Gut-scheine für Aufräumen oder andere Haushaltsarbeiten. Mit dem Verständnis von Partizipation ist das auch wenig übereinstimmend. Und wie würde das zu Kindern passen, deren Väter Groß-teile der Care-Arbeit übernehmen? Stattdessen können die Kinder eine Karte nach ihren Wünschen gestalten.
Die Fachkräfte überlegen gemeinsam mit den Kindern: Welche fünf Dinge findet du an deiner Mutter toll? Die Ergebnisse schreiben die Erzieher:innen auf und die Kinder malen daneben für sie passende Bilder oder Symbole.
Möglichkeit 2:
Die Kinder bekommen an diesem Tag die Möglichkeit, Wertschätzung auszudrücken für die Dinge, die sie an ihren Bezugspersonen besonders schätzen. Und das kann jedes Familien-mitglied betreffen, da sowieso nicht alle Kinder eine Mutter haben. Der Tag kann dann ein Elterntag oder Familien-tag werden. Und die Geschenke oder Karten müssen nicht für eine bestimmte Person oder in einer bestimmten Anzahl gestaltet werden.
So oder ähnlich gibt es einen Kompromiss zwischen Wünschen von Eltern und Kindern und einer nicht mehr ganz in die Zeit passenden Tradition. Und das heißt ja nicht, dass es bei diesem Kompromiss bleiben muss.
Anja Lacny ist Psychologin und Redaktionsmit-glied bei der klein&groß. Sie wünscht sich für alle, die Care-Arbeit leisten, mehr als Blumen.
Literatur:
Unger, Petra (2013). Gastkommentar, Stand 03/2023 https://www.derstandard.at/story/1363710616982/muttertag---was-soll-das Hustvedt, Siri: Mütter, Väter und Täter. Essays. Die Virginia Woolf des 21. Jahrhunderts. Rowohlt 2023
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