Im bunten Herbstwald – die Veränderungen in der Natur erleben
Es ist vermutlich die intensivste Zeit des gesamten Kindergartenjahres. Jede Sonnenstunde möchte man noch einmal nutzen, um mit den Kindern nach draußen zu gehen. Die Temperaturen verändern sich. Morgens ist es oft schon wieder sehr kühl, Tau liegt auf den Pflanzen und an vielen Tagen hängt Nebel in der Landschaft. Die Bäume präsentieren sich jetzt noch einmal in ihrer ganzen Pracht. Überall sind bunte Blätter zu finden. Blumen, Moose, Gräser blühen und so ist die Farbenvielfalt im Herbst besonders groß. Nutzen Sie diese Tage, um mit den Kindern die Natur zu erleben, Früchte zu sammeln und sie zu verwerten.Text: Marion Bischoff
Bild: © Liliboas/GettyImages
Alter: 3 bis 6 Jahre
Zeit: 1 Woche – täglich 30 Minuten bis 1,5 Stunden
Gruppe: 10 bis 20 Kinder
Ort: Außengelände, Wald, Küche, Bastelraum, Ruheraum
Vorbereitung: 30 bis 60 Minuten
Ziel: Veränderungen in der Natur wahrnehmen, Umweltbewusstsein schärfen
Material, das Sie von uns bekommen
– So bunt ist der Herbst – Kopiervorlage Farbpalette (M 1)
– Wie das duftet! – Brotrezept (M 2)
– Bunte Blätter – Fingerspiel (M 3)
– Farbenfroher Kranz – Kopiervorlage (M 4)
– Vom Baum, der seine Blätter nicht hergeben wollte – Vorlesegeschichte (M 5)
Material, das Sie zusätzlich benötigen
– Rolle doppelseitiges Klebeband
– Stoffbeutel
– Weidenkorb
– 1–2 Handvoll Bucheckern
– 500 g Bucheckern, fein gemahlen/Bucheckernmehl aus dem Reformhaus
– 500 g Mehl (Weizenvollkorn)
– 250 g brauner Zucker
– 1½ TL Backpulver
– 400 ml Milch
– 100 ml Sahne
– 6 EL zerkrümelte Kekse, alternativ Semmelbrösel
– 1 EL Butter
– Backofen
– Backblech
– Stück Backpapier
– Gepresste Blätter (etwa 15 bis 20 pro Kind)
– Schüssel
– Rührlöffel
– Pfanne
– Pinsel
Für jedes Kind:
– Stift
– Schere
– Klebestift
– Nadel
– Faden, ca. 30 cm lang
– 2 DIN-A4-Kartons
Vorbereitung
Das Projekt Im bunten Herbstwald eignet sich für Kinder schon ab etwa drei Jahren. Sie können die einzelnen Tage Ihrer Gruppenstruktur anpassen und so Herausforderungen für Kinder aller Altersstufen schaffen. Dabei lernen die Mädchen und Jungen Naturmaterialien als Spiel- und Bastelmaterial, aber auch als Zutaten für die Küche kennen. Sie backen Brot, sammeln buntes Herbstlaub und gestalten an einem anderen Tag damit Türkränze. Speziell um die Ausdrucksfähigkeit zu verbessern, lernen die Kinder ein Fingerspiel kennen. Die Natur als ideales Ziel zum Träumen und Entspannen erleben die Kinder am letzten Tag der Woche. So schaffen Sie mit dem Projekt eine spannende Mischung aus unterschiedlichen Lernbereichen. Die Mädchen und Jungen können sich ausprobieren und lernen verschiedene Zusammenhänge kennen.
Vergessen Sie nicht, eine Kamera bereitzulegen, mit der Sie die Kinder beim Waldspaziergang und bei den einzelnen Tagesaktionen fotografieren. So haben Sie auch gleich einen lebendigen Rückblick auf die Projekttage fürs Portfolio.
Durchführung
Tag 1: Naturerkundung
Material, das Sie von uns bekommen
So bunt ist der Herbst – Kopiervorlage Farbpalette (M 1)
Material, das Sie zusätzlich benötigen
– Rolle doppelseitiges Klebeband
– Stoffbeutel
– Weidenkorb
Für jedes Kind:
– Schere
– Klebestift
– DIN-A4-Karton
Vorbereitung
Jedes Kind klebt seine Farbpalette auf stabilen Karton und schneidet sie anschließend aus. Danach klebt es etwa 7 Streifen doppelseitiges Klebeband (je ca. 3 cm x 3 cm) auf die Palette.
Durchführung | im Herbstwald
Suchen Sie mit den Kindern ein Waldstück auf, das bestenfalls mit Buchen und anderen Laubbäumen ausgestattet ist und an eine Wiese angrenzt. Bitten Sie die Mädchen und Jungen, auf ihren Paletten möglichst viele Farben zu sammeln. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie Pflanzenteile oder Erde aufkleben, Steinchen einsammeln oder bunte Blätter mitnehmen. Machen Sie keine weiteren Vorgaben. So können die Kinder kreativ sein. Bieten Sie Ihre Hilfe an, sofern die Kinder die Klebestreifen nicht selbst von der Schutzfolie befreien können.
Als nächsten Arbeitsauftrag geben Sie Laubsammeln auf. Alle Kinder suchen möglichst bunte Blätter und legen sie in den mitgenommenen Weidenkorb. Danach sammeln Sie die Bucheckern, die zuhauf unter Buchen liegen. Achten Sie darauf, möglichst unversehrte Früchte mitzunehmen. Geben Sie die Bucheckern in den mitgebrachten Stoffbeutel.
Nach der Rückkehr in die Kita legen die Kinder ihre gesammelten Blätter in einen Katalog zum Pressen. Versehen Sie die Katalogseiten jeweils mit den Namen der Kinder. So wissen hinterher alle noch, wo ihre Blätter sind.
Tipps
Öffnen Sie eine Buchecker direkt im Wald und zeigen Sie den Kindern, was sich in der Schale befindet. Erklären Sie, wozu Sie die Früchte einsammeln. Legen Sie in der Kita eine Buchecker in einen Pflanztopf mit Erde. Stellen Sie den Topf an einen warmen Platz. Gießen Sie mit den Kindern regelmäßig und beobachten Sie gemeinsam, was daraus entsteht.
Tag 2: Brot backen
Material, das Sie von uns bekommen
Wie das duftet! – Brotrezept (M 2)
Material, das Sie zusätzlich benötigen
– 1–2 Handvoll Bucheckern
– 500 g Bucheckern, fein gemahlen/ Bucheckernmehl aus dem Reformhaus
– 500 g Mehl (Weizenvollkorn)
– 250 g brauner Zucker
– 1½ TL Backpulver
– 400 ml Milch
– 100 ml Sahne
– 6 EL zerkrümelte Kekse, alternativ Semmelbrösel
– 1 EL Butter
– Backofen
– Backblech
– Stück Backpapier
– Schüssel
– Rührlöffel
– Pfanne
– Pinsel
Vorbereitung
Stellen Sie alle Zutaten in der Küche bereit und entscheiden Sie vorab, ob alle ein großes Brot oder jeweils kleine Brötchen backen wollen.
Durchführung
Stellen Sie den Teig laut Anleitung (M 2) her und geben Sie am Ende die gerösteten Bucheckern hinein. Formen Sie kleine Brötchen oder ein großes Brot und geben Sie es zum Backen in den vorgeheizten Ofen. Das Brot lässt sich noch lauwarm genießen und schmeckt mit Butter sehr lecker.
Tipp
Das Brot können Sie auch für eine Elternaktion backen oder zusammen mit Großeltern genießen. Dabei erfahren Sie sicherlich spannende Geschichten, wofür Bucheckern früher noch genutzt wurden.
Tag 3: Fingerspiel „Bunte Blätter“ im Herbst
Material, das Sie von uns bekommen
Bunte Blätter – Fingerspiel (M 3)
Vorbereitung
Eignen Sie sich den Text und die Bewegungen des Fingerspiels (M 3) vorab an. So können Sie sich bestens auf die Kinder konzentrieren.
Durchführung
Setzen Sie sich mit den Mädchen und Jungen im Kreis zusammen. Achten Sie darauf, dass alle Kinder Sie sehen können. Beginnen Sie Zeile für Zeile. Fragen Sie immer wieder, ob ein Kind den Text vortragen möchte. Dadurch ziehen Sie sich weitgehend zurück und die Kinder werden sicherer. Eine gute Möglichkeit, den Text einzustudieren, besteht auch darin, jedes Kind eine Zeile vortragen zu lassen. So achten die Kinder auf den Text ihres Vorredners und führen die Verse entsprechend fort.
Tipp
Bei einer Gruppe mit durchschnittlich vielen jüngeren Kindern, sollten Sie nicht zu viel verlangen. Warten Sie hier eher ab, bis die Kinder genügend Sicherheit haben, ehe Sie sie bitten, allein zu sprechen.
Tag 4: Herbstlich dekoriert
Material, das Sie von uns bekommen
Farbenfroher Kranz – Kopiervorlage (M 4)
Material, das Sie zusätzlich benötigen
– Gepresste Blätter (etwa 15 bis 20 pro Kind)
Für jedes Kind:
– Stift
– Schere
– Klebestift
– Nadel
– Faden, ca. 30 cm lang
– DIN-A4-Karton
Vorbereitung
Richten Sie für jedes Kind einen Platz am Maltisch her. Kopieren Sie die Vorlage (M 4) auf die gewünschte Größe. Bei kleineren Laubblättern sollten Sie den Kranz etwas kleiner gestalten. Bei Laub von Ahorn oder Eiche kann es ein größerer Durchmesser sein. Stellen Sie für den Wandkranz eine Schablone her. Legen Sie diese zusammen mit den gepressten Blättern auf den Tisch.
Durchführung | Herbst-Basteleien
Wandkranz
Geben Sie die Schablone für den Wandkranz an die Kinder und bitten Sie jedes Kind, sich die Schablone auf den Karton zu übertragen. Im nächsten Schritt schneiden die Kinder die Kränze aus. Zeigen Sie, wie der innere Kreis ausgeschnitten werden soll.
Nun sucht sich jedes Kind die Blätter aus, die es verwenden möchte, und beklebt den Kranz von einer Seite. Nach dem Trocknen kann auch die Rückseite entsprechend beklebt werden. So kann der Kranz nicht nur an der Wand, sondern auch am Fenster aufgehängt werden.
Girlande
Für die Blättergirlande binden die Kinder einen Faden um den Stängel des ersten Blattes. Sofern die Blätter noch nicht komplett durchgetrocknet sind, können sie sie mit einer Nadel auffädeln, indem sie die Nadel vorsichtig durchstechen. Komplett getrocknete Blätter werden an den Stängeln an einandergebunden.
Tag 5: Vom Baum und seinen Blättern
Material, das Sie von uns bekommen
Vom Baum, der seine Blätter nicht hergeben wollte – Vorlesegeschichte (M 5)
Vorbereitung
Schaffen Sie eine gemütliche Atmosphäre zum Vorlesen.
Durchführung
Setzen Sie sich mit den Kindern in gemütlicher Runde hin und lesen Sie die Geschichte (M 5) vor. Achten Sie darauf, langsam zu lesen, und bieten Sie die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Sobald Sie das Vorlesen beendet haben, fragen Sie die Mädchen und Jungen nach dem Gehörten – zum Beispiel, warum die Buche zuerst traurig war. Lassen Sie die Kinder die Geschichte in ihre eigene Lebenswirklichkeit übertragen. Waren die Kinder auch schon mal traurig, weil jemand wegmusste? Lassen Sie weitergehende Fragen zu. Diskutieren und philosophieren Sie mit den Kindern über die Geschichte.
Tipp
Bereiten Sie sich darauf vor, dass es Kinder geben könnte, die wissen wollen, warum Nadelbäume ihre Nadeln nicht abwerfen. Gehen Sie auf die Unterschiede zwischen Nadelbäumen und Laubbäumen ein.
M 2 Wie das duftet! – Brotrezept
Für 1 Brot bzw. 15 bis 20 kleine Brötchen (kinderfaustgroß) brauchen Sie
– 1–2 Handvoll Bucheckern
– 500 g Bucheckern, fein gemahlen/Bucheckernmehl aus dem Reformhaus
– 500 g Mehl (Weizenvollkorn)
– 250 g brauner Zucker
– 1½ TL Backpulver
– 400 ml Milch
– 100 ml Sahne
– 6 EL zerkrümelte Kekse, alternativ Semmelbrösel
– 1 EL Butter
Zusätzlich benötigen Sie
– Backofen
– Backblech
– Stück Backpapier
– Schüssel
– Rührlöffel
– Pfanne
– Pinsel
So gehen Sie vor
Entfernen Sie die Hülsen von den gesammelten Bucheckern und rösten Sie die weißen Nüsse in einer Pfanne ohne Fett.
Stellen Sie aus den Zutaten einen Knetteig her: Fügen Sie Zucker, Mehl und Backpulver zusammen. Geben Sie die Milch schluckweise dazu. Sobald daraus eine homogene Masse entstanden ist, kneten Sie die Sahne mit ein. Fügen Sie die gerösteten Bucheckern ein und verkneten Sie alles erneut.
Sofern Sie das Brot in einer Kastenform backen, bestreichen Sie die Form dick mit Butter und streuen Sie die Semmelbrösel hinein. Diese dienen dazu, dass der Teig nicht an der Form kleben bleibt.
M 5 Vom Baum, der seine Blätter nicht hergeben wollte – Vorlesegeschichte
Es war einmal ein Baum im Herbstwald, eine Rotbuche. Sie war richtig groß und streckte stolz ihre Äste Richtung Himmel. Sie genoss es, dass die Sonne ihre Blätter wärmte. Manchmal, wenn der Wind kam, schüttelte er sie kräftig hin und her. Auch das gefiel ihr. Doch dann verloren die Sonnenstrahlen ihre Kraft. Immer öfter blies der Wind durch ihre Zweige und die anderen Bäume um sie herum ließen ihr Laub mit dem Wind hinwegfliegen. Der Ahorn drüben auf der anderen Seite des Weges färbte jedes Blatt in kräftigem Rot und Orange, ehe er eines nach dem anderen davonsausen ließ. Die Eiche direkt nebenan verwandelte ihr Laub in braun-gelbe Farbkleckse. Auch sie ließ sie mit dem Wind durch die Luft tanzen.
Eines Tages fragte die Eiche: „Sag mal Rotbuche. Warum lässt du denn deine Blätter nicht los?“ „Meine Blätter?“ Die Rotbuche reckte sich noch ein kleines Stückchen weiter Richtung Himmel. „Die mir die ganze Zeit die Sonnenstrahlen einfangen? Die gebe ich nicht her.“ „Aber du musst!“, rief der Ahorn von der anderen Seite des Weges. „Niemals“, entgegnete die Rotbuche. „Wenn du deine Blätter nicht fallen lässt, wird das gefährlich für dich.“ Die Eiche streichelte mit einem leeren Ast über den Stamm der Buche. „Der Wind wird immer stärker jetzt im Herbst. Solange du die Blätter an deinen Ästen festhältst, wird er immer stärker an dir rütteln. Dann können dir sogar die Äste abreißen.“
Erschrocken runzelte die Buche ihre Rinde. „Meinst du wirklich?“ „Ich weiß es ganz genau“, erklärte die Eiche ruhig. „Außerdem wird es Winter. Der Boden gefriert, deine Wurzeln können kein Wasser mehr aufsaugen, um die Blätter zu versorgen. Sollten sie trotzdem Wasser durch deinen Stamm zu den Ästen leiten, kannst du sterben. Denn die eisige Luft lässt das Wasser in deinem Stamm und den Ästen gefrieren.“
„Ja, aber …“ Traurig senkte die Buche ihre Äste Richtung Boden. „Es gibt kein Zurück für uns. Stell dir vor, wenn der Schnee fällt und du deine Blätter noch besitzt, werden sich die eisigen Flocken auf deine Blätter legen. Mehr und immer mehr. Bald hast du keine Kraft mehr und deine Zweige brechen ab.“ „Ich muss darüber nachdenken“, flüsterte die Buche traurig. Als es Abend wurde und die Sonne langsam versank, landete der Uhu auf dem dicken Zweig der Buche. „Du musst den anderen glauben.“ „Was meinst du?“, fragte die Buche.
„Du musst dein Laub hergeben. Sonst wird es gefährlich für dich. Allerdings kannst du jedes deiner Blätter vorher in all deinen Lieblingsfarben bunt gestalten und wenn du sie an einem Tag abwirfst, an dem der Wind nicht so stark ist, werden sie eine Decke für deine Wurzeln bilden und dich im Winter vor Väterchen Frost beschützen.“ „Wirklich?“ Die Buche konnte kaum glauben, was sie da hörte. „Wirklich. Aber du musst dich beeilen, sonst kommt der Winter und deine Blätter sind noch nicht weg.“ Ein wenig traurig sah die Buche dem Uhu nach, der sich in den Nachthimmel verabschiedete. Doch sie glaubte ihren Freunden aus dem Wald und begann sogleich, die ersten Blätter gelb und braun zu färben. Ein bisschen grün sollten sie auch noch behalten.
In der Nacht wehte ein leichter Wind.Die Buche verabschiedete sich von ihrem bunten Laub und ließ ein Blatt nach dem anderen los. Die ganze Nacht hindurch – und als es am nächsten Morgen hell wurde, hatte sie schon einige kahle Stellen an ihren Ästen. „Hast du wirklich auf mich gehört?“, fragte die Eiche. „Ja. Danke, dass du es mir erklärt hast. Schau nur, meine Blätter liegen unten auf dem Boden und decken meine Wurzeln zu.“ Zufrieden ließ die Buche auch die nächsten Blätter los.
Sie sah ihnen zu, wie sie im Wind tanzten und sich winkend von ihr verabschiedeten. Sie freute sich schon, im Frühling neue Blätter zu bekommen, die ihr dann wieder die Wärme der Sonne einfangen würden.
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