„Richtig“ vorlesen
Vorlesen ist nicht gleich vorlesen. Sie können sich mit den Kindern hinsetzen und das Buch von vorne bis hinten vorlesen. Das ist die traditionelle Form des Vorlesens und macht Kinder mit Büchern vertraut. Die Kinder lernen Geschichten und komplexe Inhalte kennen. Eine weitere Form des Vorlesens ist das „dialogische Vorlesen“. Die Kinder werden hier beim Betrachten des Buches intensiv mit einbezogen. Die Geschichte wird als Sprachanlass genommen und die Kinder werden zum Sprechen angeregt.
- Betrachten Sie die Bilder und sprechen Sie dar- über. Wie gefallen sie den Kindern? Was drücken ihre Farben aus?
- Unterhalten Sie sich über den Inhalt: Hast du so etwas auch schon einmal erlebt? Wie würdest du reagieren? Was denkst du, wie die Geschichte weitergeht?
- Die Geschichte gefällt dem Kind so nicht? Fragen Sie genau nach: Was gefällt dem Kind/den Kindern nicht daran? Was kann man verändern, damit sie dem Kind gefällt? Wie kann sie denn weitergehen? Erfinden Sie ein neues Ende!
- In der Geschichte fehlen noch Personen/Tiere? Wer könnte noch mitspielen und warum ist sie/er für die Geschichte wichtig? Erweitern Sie die Geschichte!
- Wenn Kinder sich aktiv mit dem Erzählgesche- hen auseinandersetzen, es vielleicht auch beein- fl ussen und verändern, lernen sie am besten! Wenn die Geschichte zu Ende ist, refl ektieren Sie sie mit den Kindern. Dadurch regen Sie die Refl exionsfähigkeit an, sehen, was die Kinder sich gemerkt haben, und erkennen, was die Kinder verstanden haben und was vielleicht nicht. Malen Sie gemeinsam Bilder zu der Geschichte mit den Kindern und vertiefen Sie so den Inhalt.
Wichtig zu wissen
- Nähe und Geborgenheit sind beim Vorlesen sehr wichtig, denn nur so können sich die Kinder vollkommen auf die Geschichte einlassen, das Gehörte verarbeiten und verinnerlichen. Gestalten Sie darum auch die Leseecke ansprechend, friedlich, kuschelig und übersichtlich.
- Selbst mitspielen: Kinder lieben Geschichten, in denen sie selbst eine Rolle spielen. Warum also nicht einmal den Namen der Charaktere aus- tauschen?! Dadurch erleben die Kinder die Ge- schichten noch intensiver, was sich positiv auf den Lerneffekt auswirkt.
- Wenig ist genug: Schon 10 Minuten tägliches Vorlesen helfen dem Kind, in seiner Entwicklung voranzukommen.
- Lesen ist ein Grundstein für Bildung und den Zugang zur Welt. Ob später in der Schule, im Internet, beim Einkaufen, als Erwachsene/-r bei Bankgeschäften oder sonstigen behördlichen Erledigungen.
- Haben Sie selbst Spaß am Vorlesen und Betrachten des Buches, Ihre Freude wird sich positiv auf die Vorlesesituation auswirken!
Vorleseregeln
- Lesen Sie in einer gemütlichen Atmosphäre! Das Kind fühlt sich geborgen und wird das Lesen stets mit positiven Gefühlen verbinden.
- Beim Lesen keine Ablenkungen zulassen (Handy). › Das Kind sucht das Buch aus. Wenn es sich für das Buch interessiert, wird es sich konzentriert damit auseinandersetzen. Es lernt, Vorlieben und Interessen zu entwickeln.
- Lesen Sie lebendig! Gehen Sie auf die Stimmung der Geschichte ein, so macht das Zuhören noch mehr Spaß.
- Sprechen Sie mit dem Kind über das Buch! Treten sie mit dem Kind in Dialog, gehen Sie auf Zwischenfragen ein, stellen Sie selbst Fragen zur Handlung und ermuntern Sie das Kind zum Sprechen.
- Vorlesen sollte ein Ritual werden. Regelmäßiges Vorlesen schafft Sicherheit. Ob in festgelegten Vorlesestunden, nach dem Mittagessen oder vor dem Schlafengehen – diese Zeiten eignen sich immer für eine Lesepause.
- Vorlesen soll Spaß machen! Das gemeinsame Lesen soll allen Freude bereiten. Wenn das Kind nicht mehr möchte, hören Sie auf zu lesen, denn Vorlesen soll nie langweilig werden.
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