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Musik ist ein wichtiger Teil des Alltags in der Kita. Dazu mein Tipp: Nehmen Sie weniger „Musik aus der Dose“ (aus Lautsprecherboxen oder CD-Playern) und singen Sie gemeinsam mit den Kindern. Auf diese Weise sind die Kinder weniger reizüberflutet und tun nebenbei noch eine Menge für ihre Entwicklung: Durch eingängige Melodien und Reime verfestigt und erweitert sich der Wortschatz, und das gemeinsame Singen stärkt die Gemeinschaft der Gruppe. Die Schwingungen des Klangs durch den Raum haben eine beruhigen-de Wirkung auf Kinder. Und keine Angst: Dafür ist es ganz egal, ob Sie „gut“ singen können, also jeden Ton treffen oder nicht. Natürlich dürfen Sie die Kinder ruhig daran erinnern, dass Singen nicht gleichbedeutend ist mit Schreien. Denn dann ist die beruhigen-de Wirkung schnell verpufft.
Spontan Lieder erfinden ist gar nicht schwer und die Kinder helfen gerne mit. Als Grundlage können Sie einen einfachen Rhythmus nehmen – die so-genannte „Rufterz“ – und eine simple Frage-Antwort-Struktur:
Hallo Amira!
Symbolisch dargestellt: - _ _ - _
In Noten: g ee g e
Die Zahl der Silben können Sie spontan anpassen, wenn es mehr oder weniger sind:
Hallo Kinder, was wollen wir jetzt singen?
Symbolisch: - _ - _ _ - - _ _ - _
In Noten: g e g ee gg ee g e
Sie können die Kinder ein Thema aus-suchen lassen, etwa ein Tier:
„Kleine Katze, wo bist du denn?“
Symbolisch: - _ - _ _ - - _
Zusammen überlegen alle, was die kleine Katze erlebt. Nehmen Sie eine einprägsame Floskel als Anfang jeder Zeile, das gibt dem Lied Struktur und die Wiederholung hilft den Kindern, sich zu orientieren. In unserem Beispiel behalten wir die ersten vier Silben immer bei:
„Kleine Katze, was machst du heut´?“
„Die Katze läuft im Garten rum.“
In Noten: e g g e e g g e
„Kleine Katze, wer ist dein Freund?“
„Ich spiele mit dem kleinen Hund“
In Noten: e g g g f e d c
Das Kind verwendet eventuell auch mehr Töne, intuitiv und unbewusst. Das ist wunderbar, und durch das gemeinsame Nachsingen können Sie das auch unterstützen.
„Kleine Katze, was magst du gern?“
„Die kleine Katze mag Milch, hm lecker“
In Noten: eg ge ee g, g a g (oder ähnlich)
Die Kinder können die Antworten auch singen. Das hilft besonders Kindern mit sprachlichem Förderbedarf, da das Singen den Austausch der Gehirnhälften unterstützt und die Kinder dadurch aufnahmefähiger sind. Allerdings nur, wenn sie sich trauen und die Gruppe nicht zu groß ist.
Etwas einfacher für den Morgenkreis ist folgendes Singspiel: Die Fachkraft stellt jedem Kind nacheinander die gleiche Frage:
„Was ist denn dein Lieblingstier?“
In Symbolen: - -_ _ - - _
Das Kind singt zurück:
„Ein Löwe!“
In Symbolen: _ - _
„der Dinosaurier!“
In Symbolen: _ _ _ - - _
Hier können die Kinder sich am Inhalt des Liedes beteiligen und haben so eine geringe Hemmschwelle, sich mitzuteilen. Die Melodien können spontan passend zur Antwort entstehen. Das Lied lässt sich beliebig erweitern durch die Lieblingsfarbe, das Lieblingsessen, oder das Lieblingsspielzeug.
Sie können auch eine einprägsame Melodie eines bekannten Liedes neu verwenden. Ein Beispiel:
Ri – ra – rutsch, wir fahren mit der Kutsch´
In Noten: c e g, g g f e d c
Nun erfinden Sie einen neuen Text:
„Schau mal her, ich habe neue Schuhe“ oder „Ich hab Mut und klettern tut mir gut“ oder „Wer macht mit? Ich drehe mich im Kreis“. So kann jedes Kind eine Strophe zum vereinbarten Thema vor-tragen und die anderen singen es nach. Für viele Kinder ist es interessant und neu, weil die Lieder von ihnen selbst handeln, von dem, was sie gerade er-lebt haben oder was sie bewegt. Sprachlich lässt es sich noch vereinfachen, etwa für die Krippenkinder. Die Fachkraft kann den Anfang singen:
„Welches Tier bist du?“ und das Kind nur ein Wort antworten: „Katze, Katze, Katze“. Die Fachkraft kann dann noch-mal das Tier mit richtigem Artikel „O, du bist eine Katze“ als Satz wiederholen, zur besseren Einprägung. Aber die Freude am Singen und der kreative Prozess stehen hier im Vordergrund.
Eine andere Möglichkeit, aus alt neu zu machen, ist eine bekannte Melodie zum Kreisspiel zu nutzen. Wir haben das mit dem Wellermann-Song gemacht, weil zwei Jungen ihn immer „auf (Fantasie)-Englisch“ gesungen haben.
Kreisspiel „Piratenschiff“ (Wallerman Sea Shanty)
Die bekannte Melodie haben wir mit folgendem Text gesungen:
Hej, ein Piratenschiff mit ...(Kian)und ….(Emmanuel), (Namen der Kinder)
Hej, ein Piratenschiff, wo fahrt ihr heute hin? (Kinder sagen eine Stadt, zB Düsseldorf)
Hej, ein Piratenschiff mit ...und ….,
Hej ein Piratenschiff, was bringt ihr uns denn mit? (Kinder nennen drei „Schät-ze“, z.B. Gold, Schokolade, neue Legos).
Akkorde für Gitarre oder Ukulele: Am Am Dm Am, Am Am E Am, F C Dm Am, F C E Am.
Alle Kinder sitzen im Kreis, zwei Kinder sind die Pirat:innen und „fahren“ in einem Hula-Hoop-Reifen im Kreis herum. Sie dürfen sich aussuchen, wo sie hinfahren und welche drei Dinge sie mit-bringen auf ihrem Piratenschiff. Dann kommen die nächsten zwei Kinder dran. Begleitend haben die Kinder immer zu zweit ein großes Piratenschiff gemalt. Der Umriss war von der Fachkraft vorgemalt, ein Schiff mit Segel und Mast und die Wasserlinie, die Kinder haben es ausgemalt und beklebt, mit Pirat:innen und Fischen und allem, was für sie dazugehört. Ein Beispiel sehen Sie links.
Gehen Sie das Erfinden von Liedern mutig an. Nicht jedes Lied muss ein Hit werden, der Prozess ist das Ziel. Wert-schätzen Sie jeden Vorschlag der Kinder und greifen Sie ihn auf, wann immer es möglich ist. So lernen die Kinder Vielfalt und neue Lösungen im kreativen Prozess. Das ist tausendmal besser, als Musik nur aus Lautsprechern zu konsumieren. Hundertausendmal!
Barbara Decker, Sängerin, Musiktherapeutin und Fachkraft in Teilzeit in der Kita „Kleiner Planet“ der Lebenshilfe Düsseldorf.
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