Gefühle spiegeln
Emotionale Beziehungen sind die Basis für die gesamte Entwicklung des Kindes. Das Konzept der Feinfühligkeit von Mary Ainsworth (1913 - 1999) beschreibt die Bedeutung der Feinfühligkeit der Mutter für einen Aufbau einer sicheren Bindung. Hierbei geht es um das Wahrnehmen der kindlichen Signale, die korrekte Interpretation sowie eine prompte und angemessene Reaktion darauf. Schon bei sehr jungen Kindern wird deutlich, dass sie Emotionen häufiger zeigen, wenn sie viel emotionale Aufmerksamkeit und körperliche Zuwendung erfahren.
Die Herausforderung für pädagogische Fachkräfte ist ein emotionales Antwortverhalten (Responsivität) zu entwickeln, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Gefühle wahrzunehmen, zu äußern und regulieren zu lernen.
Grundvoraussetzung für das Gelingen ist eine geschulte Wahrnehmung des Körperausdrucks und das Bemerken der individuellen Signale des Kindes. Die Individualität jedes Kindes ist hier zu beachten.
Ein guter Austausch mit den Eltern ist hier von großer Bedeutung, um die individuellen Ausdrucksformen der Kinder besser verstehen zu können. Eine grundlegende Haltung, die von Akzeptanz und Wertschätzung geprägt ist, die die Vielfältigkeit und Autonomie der Kinder anerkennt, innerlich beteiligt und aufrichtig interessiert ist, ist die Basis für unterstützende Interaktion zwischen Kind und Erwachsenen. Zugänglichkeit und Aufmerksamkeit signali-
sieren heißt einen deutlichen, authentischen und emotionalen Ausdruck, mit allen Ausdruckskanälen (Sprache, Stimme, Gesicht und Körper), zu zeigen und in der Kommunikation emotionale Appelle der Kinder, verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Stimulierend ist ein generelles emotionales Klima in der Einrichtung. Selbstreflexion und Feedback sind für die Fachkräfte unterstützend.
Für eine gute emotionale Entwicklung von Kindern braucht es Erwachsene, die die Emotionen der Kinder wahrnehmen und ihnen durch ihr Antwortverhalten die Möglichkeit geben, sich selbst und andere besser kennenzulernen. Es geht darum, sich gegenseitig kennenzulernen, einzuschätzen und abstimmen zu können. Dies gelingt am besten in einem abgestimmten Dialog mit dem Kind, der die stimmlichen und körperlichen Ausdruckskanäle miteinander verbindet.
Erst wenn Kinder das Gesagte auch körperlich erlebt haben, festigen sich diese Erfahrungen in ihnen. Umso jünger das Kind, umso prompter müssen die Antworten des Erwachsenen erfolgen. Haben Kinder das Gefühl der Bedürfnisbefriedigung oft erfahren, können sie später, in dem Bewusstsein, dass ihre Signale beantwortet werden, ihre Emotionen besser regulieren.
Tipps für die Praxis
Überprüfen Sie Ihr Handeln in der Gestaltung Ihrer Schlüsselsituationen:
- Nehmen Sie die Signale der Kinder wahr und sind Sie Ausgangspunkt für Ihr Handeln?
- Wie ist hier Ihr emotionaler Ausdruck?
Stimmen Sie sich mit Ihren Kolleg*nnen ab, schaffen Sie eine Atmosphäre, die für alle Kinder sicher und wiederkehrend ist. Unterstützen Sie sich gegenseitig im Team, indem Sie sich Feedback zur Interaktionsqualität mit den Kindern geben.
Seien Sie Übersetzer*innen für die Bedürfnisse der Kinder und verbalisieren Sie die wahrgenommenen Signal, der Kinder.
Visualisieren Sie verschiedene Gefühlsausdrücke von Kindern mit Hilfe von Bildern und Fotos und schaffen Sie damit eine weitere Ausdrucksmöglichkeit für die Kinder.
Peggy Sarnowsky-Bresnik, freiberufliche Referentin im Bereich Bildung und Erziehung der frühen Kindheit und Kitamanagement, Coach für Einzelpersonen und Teams.
Kontakt: www.kita-coaching-und-beratung.de
Literatur:
Gutknecht, Dorothee/Kramer, Maren/Daltrop, Kira: Kinder bis drei Jahre in Krippe und Kita. Kindergarten heute praxis kompakt. Herder 2017
Hoffman, Martin L.: Empathy and moral development. Implications for caring and justice. Cambridge University Press 2000
Petermann, Franz/Wiedebusch, Silvia: Emotionale Kompetenz bei Kindern. Hogrefe 2003
Saarni, Carolyn: The development of emotional competence. Guilford Press 1999
Ulich, D./Kienbaum, J./Volland, C.: Emotionale Schemata und Emotionsdifferenzierung. In: Friedlmeier, Wolfgang/Holodynski, Manfred (Hrsg.): Emotionale Entwicklung. Funktion, Regulation und soziokultureller Kontext von Emotionen. Spektrum 1999
Wertfein, Monika Dr.: Emotionale Entwicklung von Anfang an. Wie lernen Kinder den kompetenten Umgang mit Gefühlen? (Teil 1)
Link:
www.familienhandbuch.de/babys-kinder/ bildungsbereiche/soziale/EmotionaleEntwicklungvonAnfangan.php (Stand 12/2020)
Bilderbücher:
Van Hout, Mies: Heute bin ich. Aracari 2012
LLenas, Anna: Das Farbenmonster. Jacoby Stuart 2018
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