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Praktikantinnen und Praktikanten werden in der Kita oft mit Spannung erwartet. Die Bandbreite ist groß: Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen wollen für eine Woche in die Arbeitswelt schnuppern, Jugendliche aus der Oberstufe müssen für das Fachabitur ein wochenlanges Praktikum absolvieren, junge Erwachsene überlegen einen Beruf im pädagogischen Bereich zu wählen. Das erste Mal als Teenager und nicht mehr als Kind in die Kita zu kommen, ist für alle aufregend. Nicht jede Einrichtung und jede Gruppe verfügt über Rahmenbedingungen für einen Praktikumsplatz. Haben wir Gelegenheit für ausreichend Vorbereitungs- und Gesprächszeit? Hat eine pädagogische Fachkraft die Weiterbildung zur qualifizierten Anleitung abgeschlossen? Kann die Praktikantin, der Praktikant seine Aufgaben in der Gruppe erfüllen? Wie organisieren wir Vorstellungsgespräche für Schülerpraktika? Lernen sich die Beteiligten vorher kennen? Ist die anleitende Fachkraft zu Mehrarbeit, Beurteilung und Begleitung bereit? Wenn diese und ähnliche Fragen in Ihrem Team geklärt sind, können Sie eine Praktikantin, einen Praktikanten aufnehmen.
Vor dem ersten Arbeitstag laden Sie die junge Kurzzeit-Kollegin oder den -Kollegen zum Vorstellungsgespräch, stellen die anleitende Fachkraft vor, zeigen die Einrichtung und die für den Einsatz vorgesehene Gruppe. Informieren Sie die Eltern per Aushang mit einem kurzen persönlichen Porträt der Praktikanten. Das erste Anleitergespräch sollte zeitnah folgen und hat einen festen Platz in der Ausbildung. Auch zu einem nur einwöchigen Praktikum sollten ein Anfangs- und ein Abschlussgespräch gehören. Dokumentieren Sie diese. Geben Sie Ihrer Praktikantin, Ihrem Praktikanten einige Tage vor dem ersten Gespräch einen Fragenkatalog mit: Wie bist du auf unsere Einrichtung gekommen? Was kannst du beitragen, dass es eine wertvolle und positive Zeit für alle wird? Welche Erwartungen und Fragen hast du? Damit haben Sie eine Grundlage fürs erste Gespräch. Klären Sie über die Schweigepflicht, Handyverbot und ähnliche Regeln auf. Beide Seiten sollten die Dokumentation unterschreiben und einen Verbindlichkeitsvertrag abschließen. Geben Sie Beispiele, wie man mit Kindern in Kontakt tritt und weisen Sie auf die Höflichkeitsformen gegenüber Eltern, Teammitgliedern und Kindern hin. Seien Sie stets offen für Fragen und beantworten Sie diese mit pädagogischem Grundwissen. Lassen Sie sich Zeit für die organisatorischen Bereiche und unterstützen Sie bei schulischen Belangen, wenn Ihre Praktikantin, Ihr Praktikant Hilfe benötigt.
Führen Sie das erste Gespräch mit Herzenswärme. Bitten Sie Ihre Praktikantin, Ihren Praktikanten, in ein Herz aus Papier alle Assoziationen und Gedanken zum Wort „Herzenswärme“ zu schreiben. Beim Vorlesen stellen Sie Fragen: Wie kann man Herzenswärme weitergeben? Wie strahlst du sie aus? Erarbeiten Sie gemeinsam, wie man jedem Kind und jeder Familie offen und vorurteilsfrei gegenübertritt. Wie kann man auf Augenhöhe wertschätzend mit den Kindern sprechen? Zeigen Sie, wie man mit einfachen Worten, Gesten und Mimik dem Kind das Gefühl gibt, dass es einzigartig ist und angenommen wird. Die Praktikantin, der Praktikant erzählt von sich und eigenen Erfahrungen. Sprechen Sie darüber und seien Sie Vorbild. Erarbeiten Sie in einem weiteren Anleitergespräch gemeinsam das Bild vom Kind und die Erziehungziele: Wenn du ein Kind beim Spielen siehst, was denkst du? Wann ist ein Kind glücklich? Was braucht es dazu? Was kannst du beitragen? Welche Regeln sind dir im pädagogischen Alltag wichtig?
Geben Sie den Auszubildenden Zeit und Raum für eigene Erfahrungen, die Sie im Anschluss in einem Gespräch reflektieren. Positive Effekte erzielen Sie, indem Sie in Gesprächen und Reflexionen Ihr pädagogisches Verhalten gegenüber Kindern erklären und gemeinsam analysieren. Verhalten Sie sich den Kindern, Familien und dem Team gegenüber positiv und wertschätzend. Die Praktikanten lernen schneller und leichter, wenn sie ein sympathisches Vorbild nachahmen können. Sprechen Sie Probleme und negative Sachverhalte nie vorschnell, emotionsgeladen und vor anderen Mitarbeitenden an. Schnaufen Sie kurz durch und suchen gemeinsam einen zeitnahen Termin, um die Umstände und Beweggründe analysieren zu können. Manche Praktikantinnen und Praktikanten eignen sich nicht für den pädagogischen Beruf oder haben in der Pubertät gerade mit sich selbst zu tun. Auch das wird angesprochen, um gemeinsam den weiteren beruflichen Werdegang aufzuzeigen. Überwiegend kommen motivierte, neugierige und für Erfahrungen offene Jugendliche in die Einrichtung. Praktikantinnen und Praktikanten sind nicht unsere Kinder, die wir erziehen, belehren, verwöhnen – sondern zukünftige Kolleginnen und Kollegen, die wir auf den ersten Schritten ins Berufsleben begleiten.
Im Downloadbereich unter www.praxiskitaleitung. de finden Sie verschiedene Dokumentationsbögen und Fragelisten für die Arbeit als Praxisanleitung.
Übergeben Sie die Anleitung von Praktikantinnen und Praktikanten in wertschätzende Hände. Für diese Aufgaben, die Verantwortung und die Vorbildfunktion braucht die anleitende Fachkraft Zeit, Raum und Geduld. Überlegen Sie vorher gründlich, wer diese Aufgabe in Ihrem Team übernehmen könnte, und besprechen Sie dies mit dem Teammitglied. Machen Sie Ihre Einrichtung zu einer Oase des Lernens, in der man sich ausprobieren und Erfahrungen sammeln kann. Denn die heutigen Praktikantinnen und Praktikanten sind Ihre potenziellen Kolleginnen und Kollegen von morgen.
Angelika Kirn arbeitet als Erzieherin mit Schwerpunkt Musik- und Theaterpädagogik sowie als Praxisanleitung.
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